Breaking News
Kippsessel und hört zu. Studiert das Papier mit den Testergebnissen, schaut Perlman an, und in seinem Blick hängt eine Wolkenfront aus Zweifeln.
»Sie wollen diese Frau ernsthaft zur Agentin ausbilden?«
»Wenn sie einwilligt.«
»Sie ist Kopf einer Mädchengang. Einer ziemlich üblen.«
»Hmja.«
»Etliche Anzeigen wegen Körperverletzung.«
»Nichts wirklich Schlimmes.«
»Da dürfte der Marder anderer Meinung sein. Er wird nie wieder dieselbe Nase im Gesicht tragen.«
»Ohne Cox hätte der Marder mich erschossen.«
»Cox und das Gesetz befinden sich auf Kollisionskurs.«
»Ich glaube, sie ist ganz in Ordnung.«
»Weil sie noch keinen totgeschlagen hat?«
Sicher, denkt Perlman, das ist einer der Punkte, an denen wir arbeiten müssen. Nicht dass Shoshana jemanden totschlagen will. Es könnte ihr nur aus Versehen passieren. Wir müssen ihre Kräfte kanalisieren, ihr beibringen, Kontrolle über ihre Fähigkeiten zu erlangen.
Über die körperlichen wie die geistigen.
»Hören Sie, Ave.« Er beugt sich vor. »Was die Gesellschaft diesem Mädchen jetzt nicht gibt, wird es sich später holen. Und das wird uns allen weniger gefallen. Cox ist hochintelligent, sie sieht Dinge, die anderen entgehen. Sie spürt Dinge –«
»Spürt.« Der Leiter lässt den Finger an der Schläfe kreisen. »Glauben Sie, die Kleine hat –«
Die KLEINE . Perlman könnte sich abrollen.
»Übersinnliche Fähigkeiten?«
»Glauben Sie’s?«
»Wär doch schick, ein paar Mutanten in der Truppe zu haben.«
»Mutanten.« Sein Gegenüber rollt die Augen. »Wenn ich nicht dieses Gottvertrauen in Ihre Menschenkenntnis hätte –«
»Sie ist kein Mutant«, beruhigt ihn Perlman. »Einfach nur begabt.«
»Wenn sie Mist baut, Ric –«
»Hole ich eine Schaufel und mache ihn weg.«
»Agentin beim Inlandsgeheimdienst?«
Sie sitzen auf einer Bank am Dizengoff Square in der Sonne und essen Falafel aus dem Papier. Cox wirkt nicht sonderlich überrascht. Nach dem tagelangen Theater mit den Eignungstests war ihr klar, worauf das Ganze hinauslaufen würde.
»Interesse?«
»Was bin ich dann? ’ne Art Bond Girl?«
»Ja, und Sie werden es bleiben, wenn Sie nicht anfangen, intelligentere Fragen zu stellen.«
»’kay. Erzählen Sie mehr.«
»Sie erhalten eine dreijährige Ausbildung. Hartes körperliches Training. Wir bringen Sie in prekäre Situationen. Gefangenschaft, Folter, Verhör. Sie lernen, Psychoterror und Schmerz auszuhalten, Ruhe zu bewahren, besonnen zu urteilen. Wir trainieren Sie im Gebrauch von Waffen, vor allem aber darin, sie nach Möglichkeit nicht zu benutzen. Jedenfalls nicht, solange Ihr Verstand in der Lage ist, Alternativen zu entwickeln.«
»Klingt bis jetzt wie ’n normaler Tag in der Salomon Street.«
»Politisch sind Sie ein unbeschriebenes Blatt, Shoshana. Das ist gut. Linksradikale, Rechtsausleger, eifernde Zionisten finden bei uns keine Heimat. Schon gar nicht haben wir’s mit Leuten, die aus dem Beten nicht rauskommen. Sie dürfen ruhig fromm sein, eine stramme Patriotin, aber wenn Sie fragwürdigen Philosophien anhängen, sollten wir jetzt darüber reden.«
»Ich mag Schlangen und Insekten.«
»Schöner Ausgleich, wenn man mit Schweinen zu tun hat.«
»Gelten Sexpraktiken als radikal?«
»Keine Tiere, keine Kinder, keine anschließenden Beerdigungen.«
Cox nuckelt an ihrer Diät-Coke. Sagt nichts.
»Wie sieht’s aus?«, forscht Perlman nach.
»Kommt drauf an.«
»Worauf?«
»Warum Sie interessiert sind.«
»Sie machen es von uns abhängig?«
»Es liegt ausschließlich an Ihnen, Ric. Meinerseits erfülle ich Ihre Anforderungen.«
Perlman lächelt. »Sie haben doch noch gar nicht alle gehört.«
Cox reckt ihre nackten Arme. Ein paar Kinder blicken scheu zu ihr herüber und schnell wieder weg.
»Als ich klein war, wurde ich gehänselt«, sagt sie. »Arsch zu sein, Anführer, beides ist mir bestens vertraut. Ich weiß alles über Gruppendynamik. Ihr braucht keine Egozentriker und einsamen Wölfe. Typen wollen bei euch mitmachen, weil sie denken, Agent sein heißt, Sportwagen fahren, Geld wie Heu scheffeln, reihenweise Ischen flachlegen, und dass es glamourös ist, Araber zu killen. Wichser, die sich einen runterholen auf ihre Macht, Leute umnieten zu können. Alles Quatsch. Es geht um Verantwortung.«
Perlman hebt die Brauen. Schweigt.
Cox fährt fort: »Euer Job besteht darin, Vertrauen aufzubauen. Zu arglosen Menschen, Mördern, wie’s gebraucht wird. Mit Introvertierten und
Weitere Kostenlose Bücher