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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Dayan bietet ihnen einen nahe gelegenen Militärstützpunkt an, auf den sie umsiedeln können, einige wollen kämpfen, Levinger bespricht sich mit Benjamin, der rät zum Einlenken.
     
    Und da sind sie nun.
    Hocherhobenen Hauptes auf ihrem Weg zu den Militärfahrzeugen, die sie hier rausschaffen sollen.
    Bejubelt von den einen, bespuckt von den anderen.
    Das Spektakel hat arabische wie israelische Sympathisanten mobilisiert, beide prallen hier aufeinander und haben ihre World Champions im Steinewerfen gleich mitgebracht. Nicht dass Benjamin Angst um sich hätte, auch nicht um Leah, die trotzig ihre Kinder um sich schart, aber genau um die macht er sich natürlich Sorgen.

    »– kaum retten.«
    »Pardon?«
    »Ich sagte, wenn jeder auf der Welt göttliche Landversprechungen bemühen würde, könnten wir uns vor Kriegen kaum retten«, wiederholt die BBC -Frau, während ihr Kameramann rückwärts vor ihnen hergeht und auf Benjamins Gesicht fokussiert. »Müssen Sie nicht einfach anerkennen, dass die Gegenwart neue Fakten schafft?«
    Er lächelt tapfer, während ihn seine Hüfte plagt. Mehr denn je, seit er versucht, seinen verkrüppelten Fuß in eine natürliche Haltung zu zwingen, was offenbar keine gute Idee ist. Inzwischen weiß er, dass eine Verbesserung seines Gangs eine Reihe komplizierter Operationen erforderlich machen würde, und auch, dass die Ärzte es damals vermasselt haben, sein Humpeln also aus Pfusch resultiert.
    Nun ja.
    Gottes Plan.
    »Und wo beginnt die Gegenwart?«, fragt er freundlich. »Ich bin sofort bei Ihnen, wenn Sie mir eine brauchbare Definition liefern.«
    »Zum Beispiel mit dem UN -Teilungsplan.«
    Der Kameramann stolpert, fällt beinahe auf seinen dämlichen Hintern, fängt sich im letzten Moment.
    Benjamin muss sich ein Grinsen verkneifen.
    »Haben Sie ein Auto?«, fragt er.
    Sie runzelt misstrauisch die Stirn. »Was tut das zur Sache?«
    »Ich meine, wenn jemand es stiehlt, schafft die Gegenwart dann neue Besitzverhältnisse?«
    »Das kann man so nicht –«
    »Wenn Ihnen jemand Land überträgt, und Eindringlinge jagen sie daraus fort, ist es dann deren Land oder immer noch Ihres?«
    »Kommt drauf an, wer mir das Land gegeben hat«, sagt sie schlau.
    »Eine Instanz, die das Recht dazu hatte.«
    »Sie bemühen einen Gott, von dem kein Mensch weiß, ob es ihn überhaupt gibt.«
    »Wissen Sie, ob es ihn nicht gibt?«, mischt Leah sich ein, und kurz ändert sich die Tonart. »Wissen Sie das in Ihrem Affenhirn, Darling ? In Ihrem kleinen Idiotenköpfchen?« Sie schimpft fast schon so virtuos wie Levingers Frau, er muss dringend mal mit ihr reden. Hebt beschwichtigend beide Hände.
    »Entschuldigen Sie. Sind Sie Christin?«
    »Ja.«
    »Glauben Sie an die Zehn Gebote?«

    »Ich halte sie für vernünftig.«
    »Befolgen Sie sie?«
    »Die meisten.«
    »Warum? Ihrer Logik nach sind es Vereinbarungen von gestern.«
    »Das habe ich so nicht –«
    »Zwischen Ihnen und einem Gott, den es vielleicht nicht gibt. Oder?«
    »Die Gebote können ebenso gut von Menschen aufgestellt worden sein«, antwortet sie schnell. »Es ist unerheblich, von wem sie kommen, es ändert nichts an ihrer Verbindlichkeit.«
    »Sehen Sie? Spielt es eine Rolle, wer uns das Land gegeben hat? Fakt ist, dass es geschah , und jetzt bedenken Sie noch eine Kleinigkeit. Hebron war vor dem Unabhängigkeitskrieg bereits von Juden besiedelt. Wussten Sie das? Die Gegenwart mag Fakten schaffen, die schwerer wiegen als jahrtausendealte Versprechen, aber hier geht es um 20 Jahre.«
    Ein Soldat drängt zur Eile, lotst sie zu einem Militärtransporter.
    Die Frau lässt nicht locker.
    »Aber Sie wollen die Palästinenser aus dem Land werfen! Sie wollen alles für sich alleine.«
    Benjamin verharrt, einen Fuß bereits im Wagen.
    »Wieder falsch, sie können sogar bleiben. Gemäß der Bibel ist ihr Status dann Ger Toshav , ständig anwesende Fremde. Und dafür müssen sie sich nicht mal zum Zionismus bekennen. Das wussten Sie auch nicht, stimmt’s?«
    »Jedenfalls ist Ihre Wiederbesiedlung gescheitert.«
    »Keineswegs. Wir bleiben ja hier. Wir ziehen nur ein bisschen hinaus ins Grüne.«
    Sie lacht.
    Gefall dir ruhig in deiner Überheblichkeit, denkt er.
    Wir haben Zeit.
    Ich werde am Flussufer sitzen, wenn du vorbeitreibst.
     
    Zwei Wochen später hat sich sein Blickwinkel verändert.
    Nicht inhaltlich.
    Rein, was den Ausblick betrifft.
    Jetzt leben sie auf einem Hügel hinter Stacheldraht, schwer bewacht von Zahal-Einheiten. De facto hat der

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