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Freundschaft der Realisten, zweitklassig behandelt zu werden vorherrschende Gefühlslage unter arabischen Israelis.
Daran gemessen klingt der Maariv -Text gar nicht so übel.
Sie diskutieren noch ein bisschen, während es über den Golanhöhen dunkelt und der See Genezareth ein prachtvolles Farbenspiel von Azur über Blaurosa bis zu tiefem Indigo durchläuft. Die Zeitungen liegen auseinandergerupft auf dem Arbeitstisch in der Küche.
Morgen werden sie Altpapier sein.
Was drinsteht, wird das Land verändern.
Unter dem Zement aus Pathos gärt es, rivalisieren gegeneinandergerichtete Kräfte, schaffen ein Israel, das nie wieder dasselbe sein wird wie vor 1967, vor diesem phänomenalen, fatalen Sieg.
Was für ein Israel wollt ihr eigentlich?, fragen die USA in diesen Tagen.
Die Reaktion ist ein Stimmengewirr.
Die Antwort nicht zu verstehen.
Hebron
Doch Benjamin kennt sie.
»Das Land Israel – und bitte beachten Sie, ich rede nicht vom Staat Israel! – gehört den Juden. Wenn wir diesen Anspruch heute geltend machen, dann nicht alleine in der Absicht zu siedeln, sondern in der Absicht zu herrschen.«
»Über wen wollen Sie herrschen?«, fragt die englische Reporterin.
Benjamin hält inne, ordnet seine Gedanken.
»Die grundlegende Bedingung für die Vollendung des Zionismus ist die Inbesitznahme von Judäa, Samaria, Gaza und Golan. Dank höherer Fügung konnten wir diese Gebiete vergangenes Jahr zurückerobern. Für Sie mag das wie Kriegsglück erscheinen, wir erkennen hier eindeutig Gottes ordnende Hand.«
»Das heißt, Sie wollen über die Araber herrschen?«
»Scher dich zum Teufel, du Sau.«
Sagt er natürlich nicht.
Verbalausfälle sind Moshe Levingers Programm. Benjamin gibt den Gentleman unter den Radikalen, und gerade setzt er sein verbindlichstes Lächeln auf.
»Es ist eine atavistische Neigung, über irgendwen herrschen zu wollen. Natürlich respektieren wir das Recht aller sogenannten Palästinenser auf Selbstbestimmung, nur eben nicht im Heiligen Land. Sie fühlen sich der arabischen Nation zugehörig? Wunderbar. Es gibt reichlich arabische Staaten, in denen sie sich verwirklichen können.«
»Aber Palästina ist ihre Heimat.«
»Sind Sie sicher? Würden Juden nach England gehen, Kent, Sussex und Cornwall besetzen und dort ihre Unabhängigkeit ausrufen? Nein. Und warum nicht? Weil es nicht unser Land ist. Ebenso wenig wie Palästina das Land der Araber ist. Denken Sie nach.«
Was sie tatsächlich tut, er kann ihr beim Denken regelrecht zusehen.
Weil sie es nämlich nicht weiß.
Eine kleine Reporterin, beflissen empört und sicherlich fähig, jede UN -Resolution im Wortlaut nachzuplappern, ohne je einen Blick in die Bibel geworfen zu haben. Müsste sie nicht allmählich mit den Vereinten Nationen angerückt kommen?
»Die UN bezeichnen die Besetzung des Westjordanlandes als völkerrechtswidrig.«
Treffer.
»Und vom Standpunkt der UN aus betrachtet ist das sogar richtig.«Benjamin nickt verständig. »Im Gesetzeskanon nichtjüdischer Völker muss es bindende Übereinkünfte geben hinsichtlich der Souveränität von Völkern und Staaten. Nur dass die Juden das auserwählte Volk sind. Verstehen Sie? Damit unterstehen wir keiner irdischen Gesetzbarkeit. Selbst wenn wir wollten , könnten wir den Anspruch auf ganz Palästina nicht aufgeben, wir sind gebunden an Gottes Befehl, und Gott hat Abraham das Land Israel unter Eid versprochen.«
»Ihr eigener Premier sieht das anders.«
»Was Sie nicht sagen.«
»Levy Eschkol hat die Besiedlung besetzter Territorien verboten.«
»Würden Sie Moshe Levinger fragen, er würde Ihnen antworten, dass die Heiligkeit des Landes über der des Staats steht.«
»Sie boykottieren den Staat?«
»Ganz im Gegenteil.«
»Das klingt aber so.«
»Wir respektieren ihn, solange er der Besiedlung nicht im Wege steht.«
»Warum ist Ihnen das so wichtig?«
»Das fragen Sie? Ohne Besiedlung keine Erlösung.«
Schon klar, was sie davon hält, wobei sie ganz offensichtlich die Frage beschäftigt, warum er kein bisschen so aussieht, wie sie sich einen schwer religiösen Juden vorstellt.
Gut, er trägt eine Kippa.
Aber wo ist der komische Hut?
Der schwarze Mantel, der rasierte Nacken?
Was ist mit den Schläfenlocken, dem Rauschebart?
Stattdessen Windjacke, offenes Hemd, khakifarbene Hose. Benjamin würde jede Wette eingehen, dass sie keinen Ultraorthodoxen von einem Nationalreligiösen unterscheiden kann, was sie nicht davon abhält zu insistieren.
»–
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