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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Verdammt, wie kannst du so uneinsichtig sein? Du borniertes Arschloch! Du hättest sie nie und nimmer mitnehmen dürfen!«

    » Wir , bitte schön! Wir hätten sie nicht mitnehmen dürfen.«
    »Ach, jetzt bin ich auf einmal schuld?«
    »Benutz einfach nur die richtigen Pronomina.«
    »Fick dich, Tom.«
    Kalter, von Norden einfallender Wind.
    Nebel, eisige Partikel.
    »Ich hab dir den Arsch gerettet, Krister. Vergiss das nicht.«
    Und das hat er tatsächlich.
    Aus dem Bild, das sich den Rettungskräften in Taloqan bot, konnte er Björklund nicht rausretuschieren, also nahm er die alleinige Schuld auf sich. Gab mit der Großmut des ohnehin Verstoßenen zu Protokoll, Björklund über den eigentlichen Zweck ihrer Exkursion bis zuletzt im Unklaren gelassen zu haben. Weder habe sein Partner von der geplanten Befreiungsaktion gewusst, noch, worum es sich bei dem Gehöft tatsächlich handelte. Björklund, versicherte Hagen dem Untersuchungsausschuss, sei einzig im Glauben den Berg hinaufgekraxelt, die nächtlichen Aktivitäten einiger lokaler Mudschaheddin zu dokumentieren, dem vermeintlichen Tipp eines Fixers folgend.
    Sie fragten ihn, warum er Björklund belogen habe.
    Tja, warum?
    Er habe eben nicht riskieren wollen, dass der ihm die Sache ausredete. Oder der Redaktion steckte, dass ihr Starreporter sich nicht an die Abmachungen hielt.
    Er bog die Wahrheit und stellte sich ins denkbar schlechteste Licht, und ausgerechnet ein Umstand, der ihn rückblickend noch monströser dastehen ließ, kam seiner Glaubwürdigkeit zugute. Da es für Inga keinen Unterschied mehr machte, hatte er freimütig eingeräumt, sie im Gegensatz zu Björklund mit allen Details seines Unterfangens vertraut gemacht zu haben. Nur wenig später erblickten E-Mails das Licht der Öffentlichkeit, in denen Inga einer Freundin klagte, sich in Afghanistan zu weit aus dem Fenster gelehnt zu haben, und jetzt setze Hagen sie unter Druck. Nicht direkt, eher subtil. Seine Enttäuschung jedenfalls sei spürbar gewesen, als sie versucht habe, einen Rückzieher zu machen, und jetzt müsse sie mit ihm und Björklund in dieses verdammte Tal, und sie habe ungute Vorahnungen und überhaupt eine Scheißangst.
    Alles stand in den E-Mails.
    Dass er seiner Redaktion den Mittelfinger zeigte.
    Wie er vorzugehen gedachte.
    Natürlich auch, dass er sie vögelte.
    Sofern man den Mails also überhaupt etwas Positives abgewinnenkonnte, dann, dass sie Hagens Aussagen bestätigten. Hätte er behauptet, Inga habe von nichts gewusst, der Ausschuss hätte ihm auch betreffs Björklunds keinen Glauben mehr geschenkt.
    So ging man davon aus, dass er die Wahrheit sagte, und Björklund war rehabilitiert.
    Hagen hatte gerettet, was zu retten war.
    Ihre Freundschaft gehörte nicht dazu.
    »Du glaubst, es sei eine Heldentat gewesen, alles auf dich zu nehmen? Vergiss es, Tom. Es war einfach das Mindeste, was du tun konntest. Ein winziges bisschen Wiedergutmachung für die unzähligen Male, die ich deinen Arsch gerettet habe.«
    »Wann hättest du je –«
    »Ständig. Deine Alleingänge, wenn du mal wieder zu fragwürdigen Mitteln gegriffen, andere in Gefahr gebracht hast, alles hab ich gedeckt, jahrelang. Durch jede Scheiße bin ich mit dir gekrochen, die du uns eingebrockt –«
    »Weil es dein Job war.«
    »Weil ich dein Freund war!«
    Hagen rastet aus.
    »Die Scheiße, wie du es nennst, hat uns ganz nach oben katapultiert, du Idiot, und es war dir recht ! Und jetzt will ich dir mal was sagen, du bist nämlich selber ein borniertes Arschloch, ohne mich wärst du nicht da, wo du heute bist, also –«
    »Ganz genau! Wegen dir bin ich jetzt da, wo ich bin.«
    »Ich habe doch nur –«
    »Wo ich nie sein wollte.«
    »Es tut mir ja auch leid, es tut mir entsetzlich –«
    »Und das ist einzig und allein deine Schuld.«
    Und dann, bevor er sich umdreht und im eisigen Nebel verschwindet, sagt Björklund noch:
    »Inga wird dir immer anhängen, Tom. Mich bist du los, wir sind quitt. Sie wirst du nie loswerden.«
    Und dem gab es leider nichts entgegenzusetzen.
    Björklund hatte recht.
    Hagens Schuldgefühl war übermächtig. Nie würde er seine Schuld abtragen können, nicht gegenüber den Lebenden, nicht gegenüber den Toten. Es war wie ein Fluch, den Krister Björklund über ihn ausgesprochen hatte, denn von nun an ging alles schief. Die Zeitung feuerte ihn, Ingas Eltern halsten ihm eine Klage auf, BND und Bundeswehr versuchten ihn juristisch dranzukriegen, die Geschichte wurde durch dieMedien

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