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Breaking News

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Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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und rohem Gemüse verteilen sich über die Tische. Es duftet nach frisch gebrühtem Kaffee.
    Alle starren Jehuda an. Er lässt einen Moment verstreichen, verjagt die Schlange aus seinem Kopf.
    »David Ben Gurion hat einmal gesagt, der Wüste Negev fehlen Juden und Wasser. Wenn ich mir die Einwanderungszahlen so anschaue, mache ich mir um die Juden weniger Sorgen. Eher darum, dass ein Negev voller Juden ein ganz besonders durstiger Negev ist, und genau dieses Problem blüht uns im Nordsinai auch. Wir bauen eine Stadt für eine Viertelmillion Menschen ins Herz der Dürre. Das Meer vor der Haustür zu haben, hilft uns wenig, es ist versalzen, ich schätze also, wir müssen verrückt sein.«
    Leises Lachen, zustimmendes Nicken.
    Hier sind sie gerne verrückt.
    »Nun, Alison bat mich, ein paar grundsätzliche Betrachtungen zum Wassermanagement Jamits anzustellen, lassen Sie mich kurz ihr Gedächtnis auffrischen: 28 Prozent allen Wassers, das wir in Israel verbrauchen, stammt aus dem See Genezareth und dem Jordanbecken. 31 Prozent entnehmen wir den Grundwasserströmen der Westbank, 16 Prozent gewinnen wir aus unterirdischen Vorkommen entlang der Mittelmeerküste, der Rest entstammt kleineren Reservoirs, die sich übers Land verteilen.«
    Er hält kurz inne, lässt die Zahlen wirken.

    »Alle diese Wasserquellen werden längst über Gebühr strapaziert. Dem See Genezareth entnehmen wir mehr, als nachfließen kann. Der Jordan verzeichnet Tiefststände. Die Reservoirs sind bis in Tiefen von 1000 Metern angebohrt und überpumpt, so dass Meerwasser hineinsickert. Es gibt immer noch gewaltige Vorkommen, allein unter dem Negev lagern 100 Billionen Kubikmeter, aber jährlich pumpen wir fünf Millionen davon raus. Unsere einstige Kibbuz-Gesellschaft entwickelt sich rapide zur Industrie- und Hightech-Nation, sprich, der Verbrauch wird sich verdoppeln, verdreifachen, verzehnfachen. Stimmt, wir recyceln, je öfter sie in Tel Aviv die Hosen runterlassen, desto mehr geklärtes Abwasser fließt auf die Äcker, doch die Rückstände der Verunreinigung beginnen die Böden zu belasten. Wir entsalzen Meerwasser, aber die Verfahren kosten ein Heidengeld. Das Schlimmste aber ist die tägliche Verschwendung. Wenn ich sehe, wie Farmer ihre Zitronenhaine mit Trinkwasser beregnen, als hätten wir endlos davon, müssten israelisches Obst und Gemüse unbezahlbar sein, und in gewisser Weise sind sie das auch, so viel zur Ausgangslage.«
    Sie schauen ihn abwartend, interessiert an. Viel Neues hat er bis jetzt noch nicht erzählt. Sie an die schalen Fakten erinnert, gut. Jetzt wollen sie ihn Brot und Fische vermehren sehen.
    »Wie also gelangen wir zu einem effizienten Wassermanagement? Darauf gibt es drei Antworten, und alle sind richtig. Erstens, sämtliche Quellen maßvoll anzapfen, anstatt eine einzige auszubeuten. Zweitens, zur Erzielung maximaler Effekte so wenig Wasser wie möglich einsetzen. Drittens, recyceln, recyceln, recyceln.«
    Er macht eine Pause.
    »Der mir vorliegende Versorgungsplan für Jamit liefert eine vierte Antwort, und sie ist falsch. Denn sie gründet auf einer einzigen, fragwürdigen Idee, unseren Bedarf fast zur Gänze aus dem See Genezareth zu decken. Warum? Nur, weil wir es können? Haben wir vergessen, dass jeder Tropfen, der im Nahen Osten aus irgendeinem Hahn fließt, woanders fehlt? Muss ich jemandem ernsthaft erklären, dass Wasserknappheit ein Kriegsgrund ist? Der Kriegsgrund.«
    Oktober ’73. Schwarzer Rauch über dem Golan. Flugzeuge, Panzer, das Donnern schwerer Artillerie.
    Jehuda hat den metallischen Geschmack der Angst noch auf der Zunge. Sieht sich, Phoebe und die Kinder auf der Veranda ihres Hauses stehen und zu dem so beängstigend nahen Gebirgszug hinüberstarren, den die Syrer gerade versuchen zurückzuerobern.
    48 Stunden der Ungewissheit.

    »Sie wollen meine Meinung hören? Ich sage ihnen meine Meinung. Der jetzige Plan ist Mist.«
    Schon hat er einige schwer vor den Kopf gestoßen. Nicht zu vermeiden. Titelmann kennt sein Konzept, Jehuda weiß sie hinter sich, aber ihre Unterstützung ist nur die Hälfte wert, wenn er sich in dieser Runde nicht Respekt verschafft.
    »Wir sollten ihn fallen lassen zugunsten einer paritätischen Versorgung aus verschiedenen Quellen. Teils werden wir, wie geplant, Trinkwasser aus dem Jordanbecken beziehen, teils von einer Meerwasserentsalzungsanlage, zu deren Anschaffung ich Finanzierungspläne ausgearbeitet habe, außerdem steht uns wenige Kilometer südwestlich von

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