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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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lässt.
    Sie folgen dem Verlauf eines schnurgeraden Grabens.
    »Hier entsteht ein Wall, der das Ganze umschließt«, sagt der Planer. »Nichts Dramatisches, aber doch so, dass man das Areal gut verteidigen kann. Drei Stadttore. Die Straßen senkrecht zueinander angelegt, mit Hauptachsen, die unmittelbar in die Ausfallstraßen übergehen. Wollen Sie mal Ihre künftige Bleibe sehen?«
    Klar will er das.
    Also fahren sie das neue Zuhause der Familie Kahn besichtigen, die augenblicklich im Freien campieren müsste, dafür lässt das gegossene Fundament schon den Grundriss erkennen.
    In sechs Monaten wird hier ein schneeweißer Quader stehen. Inmitten grüner Wiesen, Hecken und Dattelpalmen.
    Mit wunderbar frischer Luft.
    Die haben sie am See Genezareth zwar auch, in Jamit aber werden sie mit jedem Atemzug den Duft des nahe gelegenen Meeres einsaugen. So wie Tel Aviv riechen könnte, wäre es nicht von Abgasen verpestet.
    Jehuda geht ein paar Schritte. Vom Flur ins Wohnzimmer in die Küche, alles noch potenziell. Titelmann schlendert neben ihm her und sie landen im Schlafzimmer.
    »Haben Sie Kinder, Jehuda?«
    »Zwei. Junge und Mädchen.«
    »Enkel?«
    Jehuda grinst. »Sehe ich so aus?«
    Sie lacht, ein roter Mund von fulminanter Breite, während sich die Lider zu Halbmonden verengen.
    »Sehe ich so aus? Und ich habe drei.«
    Jehuda schaut zum Nachbargrundstück hinüber. Sein Sohn wird dort einziehen, mit Anastasia, seiner jüngsten Flamme. Uri hat die Russin auf seinem Stützpunkt kennengelernt, in der Kommandantur, wo sie Sekretariatsarbeiten verrichtet und Rekruten den Kopf verdreht. Ohne Zweifel das, wovon jeder Soldat träumt und was viele im Spind hängen haben, blond, perfekt gebaut und sich all dieser Vorzüge bewusst. Ihretwegen ist das Sekretariat der meistfrequentierte Ort der Kaserne nach der Kantine, doch Uri scheint den Vogel abgeschossen zu haben. Phoebe mag das Mädchen nicht, hält sie für kalt und berechnend, aber erzähl das jemandem, der gerade den besten Sex seines Lebens hat.
    Jehuda betrachtet die Dinge gelassener.
    Soll Uri sich austoben. Anastasia wird seine Kinder zur Welt bringen oder eine Episode bleiben, egal. Der Junge hat jetzt ein Haus im Sinai (wenn auch ein noch abzubezahlendes), wer immer dort an seiner Seite wohnen wird.
    »Tja.« Breitet in gespielter Resignation die Arme aus. »Tut mir leid, dass ich ihnen nichts anbieten kann.«
    Titelmann zwinkert ihm zu.
    »Verlassen Sie sich drauf, das holen wir nach.«
     
    Die Vision: 250   000 Menschen in gepflegten Häusern, eine Infrastruktur wie in Tel Aviv, Cafés, Restaurants, Geschäfte, Kinos, Hotels, Wassersportangebote, Tiefseehafen.
    Die Realität: Sand.
    Noch ist das Ganze hier von einer Stadt so weit entfernt wie die Apollo-Hinterlassenschaften auf dem Mond von Lower Manhattan, doch Jehudas Wirklichkeit ist eine andere.
    Er kann Jamit sehen.
    Vor seinem geistigen Auge.
    Sie karren ihn zum Wasserwerk, zeigen ihm den Anschluss an den National Water Carrier, die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen. Er steigt aus, gräbt ein bisschen, packt Bodenproben ein und sieht , wie hier demnächst Feldfrüchte sprießen werden.
    Träumt, während der Sand durch seine Finger rieselt.
    Sieht das Paradies entstehen, und weil er Realist ist, sieht er es mitsamt der Schlange.
    Die Schlange hat die Beduinen vertrieben. So viele Trümmer, an denen sie auf der Hinfahrt vorbeigekommen sind, weit mehr als erwartet. Während der Gerichtshof befand, die Regierung habe lediglich eine Handvoll Nomaden evakuiert, die illegal auf staatseigenem Territorium siedelten, sprechen Menschenrechtler von 1500 vertriebenen Familien der Al-Ramilat-Stämme.

    Na, was hat er erwartet?
    Jungfräuliches Land?
    Diese Wunde muss heilen, denkt Jehuda. Wenn wir in Jamit ein friedliches und gerechtes Leben führen wollen, müssen wir vergangenes Unrecht gutmachen.
    Und die Schlange windet sich vor Lachen, toller Vortrag, Junge, aber warum bist du dann überhaupt hier? Weil du nicht Nein sagen konntest zu Ariks verlockendem Angebot! Darum! Also hör auf, im Sand nach Beduinenscheiße zu stochern. Nichts ist verlogener, als der Versuchung nachzugeben und sie dann nicht auszukosten.
    Titelmann geht neben ihm in die Hocke.
    »Wir wären dann so weit für Ihre Präsentation.«
    Jehuda schaut auf.
    »Ja. Gerne.«
     
    In der Baracke am Wasserwerk haben sich Agronomen, Ingenieure und Architekten versammelt, größtenteils Staatsbedienstete wie Alison Titelmann. Schalen mit Früchten

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