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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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noch einen Exzess wie in Damaskus verdanken, und darauf wird es unweigerlich hinauslaufen, wenn er jetzt anfängt zu trinken. Der Junkie hat es fertiggebracht, dass er sich wie der letzte Idiot vorkommt – mehr Macht über sein Befinden wird er ihm keinesfalls zugestehen.
    »Schau dir erst mal die CD s an«, schlägt Björklund vor. »Danach können wir ihn immer noch zu Hackfleisch verarbeiten.« Taucht seine Oberlippe in Schaum und lässt ein kühles Stella Artois in sich hineinlaufen.
    Hagen sieht ihm zu.
    Zehrendes Verlangen ergreift von ihm Besitz. Sein ganzer Körper schreit nach frustlösenden Mitteln, und ist nicht der einzige Weg, eine Versuchung loszuwerden, ihr nachzugeben? Wieder zügelt er sich, bestellt einen Cappuccino, bestellt ihn gleich wieder ab und rutscht vom Barhocker.
    Björklund hat recht. Er muss die CD s durcharbeiten.
    »Was ist jetzt mit morgen?«, fragt der Schwede. »Kommst du mit?«
    »Nach Jerusalem?«
    »Um acht hauen wir ab. Hotel American Colony.«
    Hagen zögert. Das American Colony im arabischen Teil Jerusalems ist ein orientalischer Traum, glamourös, geschichtsträchtig und von Konspiration durchweht. Vielleicht die schönste Herberge des Nahen Ostens, nur im Moment nicht seine Preisklasse.
    »Mach dir darum mal keine Gedanken«, sagt Björklund.
    Macht er sich natürlich doch, er ist ein abgebranntes Haus. Seine Einnahmen halten mit den Ausgaben nicht mehr Schritt, was er angespart hatte, ist bis auf einen kümmerlichen Rest zusammengeschmolzen. Dass er seinen Bankrott beharrlich ignoriert, trägt auch nicht eben zur Verbesserung der Situation bei. Es verleitet ihn lediglich dazu, anderer Leute Geld auszugeben, und gerade scheint es, als habe er es darin zu fragwürdiger Meisterschaft gebracht.
    »Kann ich mir nicht leisten«, sagt er.
    »Wir buchen dich als Informanten ein. Stefan hat kein Problem damit.«
    Stefan Lukoschik ist Björklunds aktueller Partner auf dieser Tour, ein altgedienter Korrespondent mit jeder Menge Israel-Erfahrung und tadellos sitzenden Bügelfalten. Hinter ihm steht eines der größten deutschen Magazine. Sie dürften ihn mit einem nicht zu knappen Budget ausgestattet haben, und wann wäre Hagen nicht zumindest für ein paar Informationen gut gewesen?
    »Gib ihm einen Gutenachtkuss von mir«, sagt er, schlägt Björklund auf die Schulter und macht sich vom Acker.

1982
Sinai, Jamit
    Noch ist die Dattelpalme wenig mehr als ein Setzling im wandernden Sand, der mal eine Palme werden will.
    Und damit für Jehuda genau richtig.
    So eine hat er gesucht.
    Er geht in die Hocke, verharrt. Schaut eine Weile hinaus auf das türkisfarbene, glitzernde Meer, lauscht dem Flüstern in den Wedeln der ausgewachsenen Exemplare, die den Strand säumen.
    Kneift die Lider zusammen.
    Da surft jemand.
    Ist das die Möglichkeit?
    Doch, tatsächlich, da ist jemand auf einem Surfbrett unterwegs!
    Ich könnte das sein, denkt er.
    Fast jeden Morgen vor der Arbeit ist er hier surfen gegangen, mit dem Wind dahingeflogen, den Blick auf die erwachende, weiße Stadt gerichtet. Jamit, dieser Palme sehr ähnlich. Weit davon entfernt, eine Metropole zu sein, aber auf dem besten Wege, eine zu werden.
    Immerhin, 4000 Einwohner.
    Zuletzt.
    Behutsam beginnt er, den Setzling auszugraben. Schaufelt den Sand nach allen Seiten weg, legt den Wurzelballen frei, darauf bedacht, keine der zarten Verästelungen zu knicken oder abzureißen, hebelt ihn heraus und bettet ihn in seinem Schoß.
    Der Tag der Entwurzelten, denkt er.
    Als er den Blick wieder zum Meer hebt, ist der Surfer verschwunden.
    Eine Sinnestäuschung?
    Wahrscheinlich. Im Augenblick ist Jehuda sehr empfänglich für Sinnestäuschungen. Solange er da hockt, die blaue Weite vor sich und die Stadt im Rücken, spielt ihm sein Hirn wahlweise zwei Filme vor. Der eine heißt Jamit, Perle am Mittelmeer und handelt von einer gepflegten Oase mit schmucken Reihen kubischer Wohn- und Geschäftshäuser, umgeben von Gärten und Grünflächen. Ein Städtchen, das zwar stagniert, dafür aber hat man hier seine Ruhe, wunderbar frisches Seeklima und unberührte Natur. Idealisten leben in diesem Jamit, vorwiegendSäkulare, ein paar gemäßigt Religiöse, Israelis der zweiten und dritten Generation, amerikanische und russische Immigranten, Familien von Soldaten, Handwerker, mittelständische Unternehmer und natürlich Farmer. Die Zwischenbilanz kann sich sehen lassen, prächtige Obst-, Gemüse- und Blumenplantagen, über 400 Treibhäuser, moderne

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