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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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gegen Rabin.
    Zeit für den Wechsel.
    Begin, der harte Hund, wird’s schon richten.
    Begin, der keinen Zweifel daran lässt, dass Judäa, Samaria und Gaza »befreite Gebiete« sind, die es im Schweinsgalopp zu besiedeln gilt, weshalb man Arik, zugleich Chef der Siedlungskommission, immer öfter Schulter an Schulter mit Gusch-Emunim-Repräsentanten über Landkarten gebeugt vorfindet, mit gestrecktem Zeigefinger, da, da und da.
    Begin, der offen ausspricht, dass zu Eretz Israel auch Jordanien gehört, aber das Problem lösen wir später.
    Begin, der den guten alten Zionismus rückblickend derart verfrömmelt, dass sich Herzl der Bart sträuben würde, was ihm den ungeteilten Zuspruch aller Bibeltreuen und Thoragelehrten sichert.
    Begin, mit dem Frieden so wahrscheinlich ist, wie durch eine Betonmauer zu laufen.
    Begin, ausgerechnet Menachem Begin, dem der Frieden heute zugeflogen kommt in Gestalt einer A300 EgyptAir, an Bord Anwar as-Sadat, dessen Rede vor der Knesset alles ändern wird. Er wird Begin die Chance bieten, sich in ganz anderem Licht zu präsentieren.
    Wird, was als unverhandelbar galt, verhandlungsfähig machen.
    Wird Frieden bringen.
    Und Tränen.
     
    »Sie ist weg!«
    Phoebe kommt ihm entgegengelaufen, in Auflösung begriffen.
    »Was heißt, weg?«, ruft Jehuda.
    »Ich hab sie zuletzt mit Ofer gesehen, und dann –«
    Ein Hubschrauber wirft seinen Schatten über sie, zerhackt die Luft mit seinen Rotoren. Nur ihre Lippen bewegen sich weiter, formen Worte. Jehuda zieht sie in einen Hauseingang.
    »– gingen sie vom Motel rüber zu den Bungalows.«
    »Vielleicht ist sie ja noch dort.«

    »Nein. Ich hab nachgesehen.« Sie zeigt auf die Palme, die er in seiner Armbeuge gebettet hat. »Was ist das denn?«
    »Ein Souvenir. Phoebe, sie ist 15. Keine fünf.«
    Phoebe läuft rot an.
    »Sie ist eine 15-Jährige in einem Hexenkessel, sie ist mit diesem Jeschiwa-Arschloch Ofer unterwegs, und sie ist deine Tochter, verdammt noch mal!«
    Jehuda schaut die Straße hinab. Jamit ist eine Geisterstadt, die sich zu einem letzten, fulminanten Spuk aufgerafft hat. Militärfahrzeuge blockieren die verwahrlosten Fahrbahnen und Gehwege, Soldaten tragen sich windende, schreiende Menschen aus den Häusern, Spezialeinheiten bringen riesige Kräne in Position, an denen Käfige baumeln.
    »Ich geh da kein weiteres Mal hin«, hat er Arik am Telefon erklärt.
    »Du musst, Jehuda. Bitte.«
    »Wozu denn?«
    »Ihr beide seid verständige Menschen, du und Phoebe. Ihr seid immer gut mit allen ausgekommen.«
    »Und?«
    »Auf dich werden sie hören.«
    »Von wem redest du?«
    »Von einigen deiner alten Nachbarn, die Ärger machen könnten. Ich will nicht, dass im letzten Moment was aus dem Ruder läuft.«
    »Aber da sind kaum noch welche von uns.«
    Weil die meisten Siedler längst freiwillig das Feld geräumt haben. Jehuda, Phoebe und Miriam sind bereits im Februar ausgezogen, unmittelbar gefolgt von Uri, Anastasia und Yael. Fast alle Einwohner Jamits haben sich ins Unvermeidliche gefügt. Ginge es um die wenigen, die durch Geld und gute Worte nicht zu bewegen waren, ihr Zuhause aufzugeben, Zahal hätte an diesem 23. April leichtes Spiel, doch die Großisrael-Prediger von Gusch Emunim machen allen einen Strich durch die Rechnung. Etliche Häuser sind belagert von zugereisten rechten Aktivisten und Jeschiwa-Schülern, die sich aufführen wie im Wilden Westen.
    »Mit denen werden wir mehr als genug zu tun haben. Ihr müsst uns entlasten, Jehuda.«
    »Klar, Arik. Wir werden da sein.«
    Ein Versprechen, das ihm ordentlich quersaß, und zu allem Überfluss auch noch der Ärger mit Miriam. Wollte unbedingt mit. Noch einmal das Haus sehen, in dem sie zum Teenager herangewachsen ist – zu einem ziemlich selbstgerechten, pathetischen und lächerlichen Teenager, der nichts Besseres zu tun hat, als sich von einem halbwüchsigenGusch-Emunim-Aktivisten schöne Augen machen zu lassen und altkluge Vorträge vom Stapel zu lassen: Der im vierten Buch Mose erwähnte »Bach Ägyptens« sei ja wohl ganz klar der Wadi el-Arisch, womit Jamit innerhalb biblischer Grenzen liege, es lebe der Widerstand.
    Verfluchte Teenie-Romantik.
    Und dann kommt dieser Ofer mit seinen baumelnden Schläfenlocken und seinem zweifellos unverschämt guten Aussehen auch noch aus Hebron, der Hochburg religiöser Verzückung. Aus einer der Thoraschulen, in denen Benjamin lehrt.
    Der liebe Onkel Ben.
    Ganz hingerissen von der »Solidaritätsbewegung gegen die Sinai-Evakuierung«,

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