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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Verpackungsanlagen.
    Eine Stadt voller Optimismus, Kinder und Hunde.
    Der zweite Film – Jamit, Seehafen der Welt – porträtiert ein internationales Handelszentrum, Drehkreuz für Hightech-Produkte und Nahrungsmittel, rasantes Wachstum, 250   000 Einwohner vom Dockarbeiter bis zum Dirigenten, Kulturhochburg. Auch hier ist das Leben idyllisch, die Ökologie intakt, zugleich bersten die Viertel vor Geschäftigkeit und Lebensfreude, bevölkern Wassersportler aller Kontinente die Hotelphalanx entlang der palmengeschmückten Promenade, schimmern europäische Kreuzfahrtschiffe im Hafen neben Frachtern aus Übersee, reckt sich das nimmermüde Ballett der Lastkräne, ein Schmelztiegel auf dem besten Wege, Tel Aviv den Rang abzulaufen. Wer in diesem Jamit den Dezernenten für Landwirtschaft und Wasserversorgung sprechen will, sollte beizeiten dessen Sekretariat bemüht haben, denn:
    Der Mann ist beschäftigt.
    Trifft Konzernchefs, Siedlerführer und Politiker, hält Vorträge in aller Welt, zu wem wollen Sie, Jehuda Kahn?
    Hatten Sie einen Termin?
    Bedaure.
    Sein Namensvetter aus dem ersten Film hat auch ein Vorzimmer, ist aber meistens selbst dort anzutreffen, etwa beim Kaffeekochen für sein Team. Wenn er nicht gerade die Gewächshäuser inspiziert oder seine Mutter in Kfar Malal besucht, kann man auf einen Plausch reinspazieren. Er wird geschätzt und gut bezahlt, doch im Gegensatz zum zweiten Film ist er kein Star, sondern ein Provinzagronom.
    Und jetzt nicht mal mehr das.
    Jamit, Seehafen der Welt ist nie gedreht worden.
    Jamit, Perle am Mittelmeer wird gerade aus dem Programm genommen.
    Jehuda atmet die salzige Luft ein.
    Lauscht dem Wind und den heranschlagenden Wellen.
    Missklänge mischen sich hinein.
    Erst leise, dann lauter werdend, als ziehe jemand den Regler an einem Mischpult hoch. Maschinengetöse und Geschrei, eine Kakofonie, die er vorübergehend ausgeblendet hat.

    Jetzt brandet sie umso machtvoller heran.
    Er dreht sich um, und die Welle aus Lärm trifft ihn mit ganzer Wucht.
    Sieht den dritten Film, den er nicht sehen will.
    Bilder von Zerstörung und hilfloser Wut.
    Nimmt seine Palme und läuft los.
     
    Viereinhalb Jahre zuvor, Ben Gurion Airport, Tel Aviv.
    Ein Mann steigt aus einem Flugzeug.
    Er ist schlank, hochgewachsen, mit Stirnglatze und Schnurrbart. Eleganter Typ. Dunkle Haut, wacher, freundlicher Blick. Westliche Medien verwenden zur Umschreibung seiner Person gern Attribute wie aufgeschlossen und kultiviert. Beeindruckend lässig kommt er die Gangway herunter, und nur wer ihn genau kennt, bemerkt die Anspannung in seinen Zügen.
    Jeder hier ist angespannt. Hoffnung setzt dich mitunter mehr unter Druck als Verzweiflung.
    »Ist Scharon hier?«, fragt er.
    »Natürlich. Alle sind hier, alle haben auf Sie gewartet.«
    Er lächelt dieses entwaffnende Lächeln, das vielen als Indiz für seine Aufrichtigkeit dient und andere umso mehr ängstigt, weil sie dahinter ein besonders perfides Täuschungsmanöver wittern. Sein Blick sucht den frisch gekürten Landwirtschaftsminister, nicht zu übersehen in seiner Macht- und Leibesfülle.
    »Ich hab versucht, Sie zu erwischen, als Sie auf unserer Seite des Suezkanals waren«, sagt er lächelnd und schüttelt seinem Gegenüber die Hand.
    »Tja.« Arik schmunzelt. »Jetzt haben Sie die Gelegenheit, mich als Freund zu erwischen.«
    Sadat nickt. Sie schauen sich noch einen Moment in die Augen, entdecken Sympathie füreinander, dann schreitet der ägyptische Präsident die Ehrenformation ab, Seite an Seite mit Israels neuem Ministerpräsidenten Menachem Begin –
    Moment, wie war das?
    Begin?
    Irgun-Begin?
    Der Abgeordnete neben Herrn Dr. Bader ?
    Undenkbar, aber dies ist schon wieder ein ganz anderes Israel. Das Land hat schwerste Erschütterungen auf der politischen Richterskala durchlebt, tiefe Spalten haben sich aufgetan, in einer davon ist sang- und klanglos die Arbeitspartei verschwunden. Drei Jahrzehnte Regierungsgewalt, der Mehrheit langt es. Es ist der Sommer des Mahapach, des politischen Aufruhrs. Ariks Schlomzion-Experiment ist an seinem eigenen Wankelmut gescheitert, er selbst wieder im Likud untergekrochen, womit Planspiele à la Jordanische Option vom Tisch sind. Begin triumphiert, 43 Sitze in der Knesset, nah an der Apotheose. Streng genommen müsste er Arafat auf Knien danken, dessen Terrorkampagne hat die Hilflosigkeit des Vorgängerregimes erst offengelegt, dem auch zur grassierenden Inflation wenig einfiel, und dann noch Korruptionsvorwürfe

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