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das, Scheiße? Ihr habt mich zigfach verhört, meine Bude durchsucht –«
»Manchmal muss der Kammerjäger zweimal kommen.«
Während sie sich umsah, Schränke und Schubladen öffnete, Bücher hervorzog und auf den Boden fallen ließ.
»Ich beschwere mich! Ich werde –«
Ins Nebenzimmer ging, wo seine Laptops standen.
Sie der Reihe nach hochfuhr.
Da griff er sie an.
An dem Tag war er nur ein bisschen stoned, aber es reichte, ihn seine Vorsicht einen entscheidenden Moment lang vergessen zu lassen. Cox stand mit dem Rücken zu ihm, sah im Bildschirm des Computers, wie er heransprang, ausholte –
Ließ den Ellbogen in seine Magengrube schnellen.
Zielsicher, ohne sich umzudrehen. Blaue-Flecken-freie Zone. Ihr war klar, sie würde nichts finden, es ging darum, ihn so weit einzuschüchtern, dass er freiwillig mit den Downloads rausrückte.
»Es existieren keine Downloads!«, sabberte er in den Teppich.
»Steh auf.«
»Fotze!«
»Ich bin immun gegen Komplimente. Was hat Esther dir gegeben und wo ist es?«
»Nichts!« Er krümmte sich. »Esther ist ’ne Freundin. Einfach nur ’n Schuss, den ich mal genagelt habe.«
»Ach, Pini.«
»Sie war heiß auf mich.« Rappelte sich hoch. »Ich schwör’s.«
»Doch nicht du.«
»He, ich bin gut aussehend, klar?« Silberman feixte. Versuchte, Terrain zurückzuerobern. »Ich kann witzig sein.«
»Kaum.« Sie packte ihn am Kragen und sah die Angst in seinen Augen. »Witz erfordert Geist. Du bist so hohl in der Birne, dass es beim Denken hallt. Letzte Chance.«
»Es gibt keine –«
Woraufhin sie ihn auf die Toilette schleppte.
(Aus den Statuten der CIA : Beim Waterboarding ist darauf zu achten, dass Mund und Nase tiefer liegen als der Rest des Körpers, damit kein Wasser in die Lungen fließen kann.)
Hielt ihn senkrecht rein.
Zwei Mal.
Silberman gurgelte, spuckte, hustete, strampelte. Cox schleifte ihn zurück ins Wohnzimmer und ließ ihn fallen. Sie wollte es nicht übertreiben, ihn nicht wirklich foltern. Er sollte lediglich glauben, sie werde es tun. Als sie ihn wie einen aufs Trockene gezogenen Fisch daliegen sah, beschlichen sie Zweifel, ob sie am Ende einen Unschuldigen malträtierte, dann fing sie seinen hasserfüllten Blick auf.
Und alles war klar.
»Ich sag nichts«, murmelte er. »Und wenn du mich vierteilst.«
Ungesagt: Pass bloß auf, wenn du nicht riskieren willst, dass sie dich suspendieren. Du kriegst es ums Verrecken nicht aus mir heraus.
Niemals!
Er war im Besitz der Downloads.
Und sie musste sich geschlagen geben. Trat einen Schritt auf ihn zu, und er kroch wie ein geprügelter Köter vor ihr weg.
Da ging sie.
Idiot, denkt sie jetzt. Warum hast du nicht mit mir geredet? Du könntest noch leben und dir nach Herzenslust an den Eiern spielen.
Ein mieses Gefühl macht sich in ihr breit. Pini Silberman mag 25 000 dafür kassiert haben, sein Land zu verraten. Er war kein Bradley Manning, keine Esther Weinstein. Nicht moralisch motiviert, von keinem Ideal getrieben. Nur ein illoyales Stück Scheiße, jemand, den die Drogen in ein noch größeres Arschloch verwandelt hatten, als er ohnehin schon war.
Aber er hat niemanden umgebracht.
Und du hetzt ihn vor den Gemüselaster.
Na und, verdammt? Wer Staatsgeheimnisse verscherbelt, der nimmt den Tod unschuldiger Menschen in Kauf.
»Schauen Sie sich mal das Sofa an«, sagt sie zu dem Kommissar.
»Ja.« Er kräuselt die Lippen. »Schäbig.«
»Da hat jemand gesessen.«
Zwei Personen, nebeneinander. Die Kissen sind verknautscht, die Kuhlen so tief, dass es keine halbe Stunde her sein kann. Da lag Silberman bereits auf dem Seziertisch, wer also war hier? Und warum?
Eigenartig, die Sache in der Tiefgarage.
Warum hat Pini die Ankäufer attackiert? Weil er fürchtete, sie könnten von dem Deal zurücktreten? Weil das Material nichts hergab?
Spekulation, aber mehr hat sie nicht.
Spekulationen und ein durchgesessenes Sofa.
Sie nimmt den Kommissar beiseite. »Wir brauchen Zeugen, die während der vergangenen Stunde die Straße beobachtet haben. Wer ins Haus gegangen ist, wer rauskam.«
»Stellen Sie sich vor«, sagt der Kommissar. »Darauf bin ich auch schon gekommen.«
Im Hilton treibt es Hagen an die Bar, wo er sich in letzter Sekunde entschließt, statt Wodka Martini doch lieber Cola zu ordern, weil ihm einfällt, dass Alkohol konserviert. Also auch Sorgen. Außerdem schmerzt sein Schädel, so wie neuerdings damit umgegangen wird. Er will Silberman, dem Stück Scheiße, nicht auch
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