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während der Stundenzeiger emsig das Ziffernblatt umrundet, und dann brauchen sie immer noch die Genehmigung eines israelischen Richters, um den Journalisten orten und abhören zu dürfen.
»Das ist die leichteste Übung«, sagt Ben-Tov und greift zum Telefon.
Perlman steht auf. »Ich hetze Cox auf die Kripo. Sie soll sich ein bisschen in Silbermans Wohnung umsehen.«
Für einen Junkie ist Silbermans Wohnung erstaunlich aufgeräumt. Selbst die Küche präsentiert sich augenscheinlich als infektionsfreie Zone, nur vom Bewohner fehlt jede Spur.
Also sitzen sie eine Weile im Dunkeln auf dem einzigen Sofa, Schulter an Schulter wie ein altes Ehepaar, und warten.
Wie in amerikanischen Filmen. Jemand kommt nach Hause, hängt den Mantel an die Garderobe, geht pinkeln, weiter ins Wohnzimmer, schaltet das Licht ein und da sitzt jemand mit einer Knarre und knurrt: ’ n Abend, Mister.
Um neun sagt Björklund:
»Ich könnte ein Bier vertragen. Würde mich glücklich machen.«
Hagen steht auf und sieht in Silbermans Kühlschrank nach.
Leer wie das Universum vor der Schöpfung.
Was ihn glücklich machen würde, weiß er ziemlich genau, nämlich Silberman eine Reihe guter Ratschläge zuteilwerden lassen, und zwar exakt so viele, wie seine Faust Knöchel hat. Nur wird mit dessen Erscheinen heute Nacht nicht mehr zu rechnen sein, also können sie ebenso gut ins Hotel zurückkehren.
Was sie dann auch tun.
Verlassen das Haus, gehen zum Wagen.
Als Björklund anfährt, sieht Hagen am anderen Ende der Straße einen Polizeiwagen auftauchen.
Er denkt sich nichts dabei.
Tja, amerikanische Filme –
Da läuft das so: Die von lauter freundlichen Tom Sellecks besetzte, im Provinzmief vor sich hin gammelnde Polizeibehörde hat endlich mal einen richtig schönen, fiesen Mordfall an der Backe. Und als der charismatische Held kurz vor der Aufklärung steht, erscheinen ein paar arrogant kläffende Typen vom FBI , die alle aussehen wie aus der Actionfigur-Stanze, reißen die Befehlsgewalt an sich und bauen eine Stunde lang dermaßen gepflegt Scheiße, dass ein abendfüllender Spielfilm dabei raus springt. Noch schlimmer ist es, 100 Knilche von der CIA oder vom Secret Service in der Scheune ihr provisorisches Hauptquartier einrichten zu sehen, kurz, brave Polizisten hassen es auf den Tod, wenn die Schlapphüte aufkreuzen und alles besser wissen.
In diesem Fall belehrt eine Geheimagentin die Ermittler, dass es sich im Fall Silberman keineswegs um einen Unfall handelt, ohne ein Wort darüber zu verlieren, worum es sich dann handelt.
Klar schafft das Frust.
Jetzt sind sie die Lakaien, andererseits wären Geheimdienste ohne Uniformträger aufgeschmissen, also ist gegenseitiger Respekt angezeigt. Eine Sonderkommission nimmt die Arbeit auf, Cox wird als Schnittstelle installiert, mit unbeschränktem Zugriff auf den gesamten Polizeiapparat, jederzeit und ohne Angabe von Gründen. Als sie um 21:15 Uhr vor Silbermans Wohnung eintrifft, wartet die SOKO schon, ein paar Beamten glotzen, wie man’s kennt. Nachdem Cox das Bodybuilding reduziert hat, wirkt sie schlanker und weiblicher, doch ihr Muskelspiel ist immer noch beeindruckend. Die Motorradjacke spannt sich über ihren Schultern. Sie steigt von der BMW , nimmt den Helm ab, und wie am Gummiband gezogen wandern die Blicke zu ihrem rasierten Schädel.
Irren ab, als sie näher kommt.
Nur eine Polizistin schaut sie unverwandt an.
Lächelt ihr Ich-wär-so-gern-wie-du-Lächeln.
Cox erwidert es, schüttelt dem Hauptkommissar die Hand. Er ist sichtlich verschnupft, weil er nicht schon mal ohne sie hoch zur Wohnung stiefeln durfte. Die Neugier steht ihm ins Gesicht geschrieben, worum es hier eigentlich geht, überschattet von der Gewissheit, es niemals zu erfahren. Sie schellen, erst bei Silberman (falls da außer ihm noch jemand logiert), dann im Haus, jemand drückt auf, gehen hoch.
Sofort sieht Cox, was los ist.
Silbermans Tür wurde aufgebrochen. Kaum Splitter, brav wieder zugezogen. Die Spurensicherung begibt sich an die Arbeit, während Cox und der Kommissar die Wohnung in Augenschein nehmen.
Ganz manierlich für einen Junkie, denkt sie.
Ziemlich genau so, wie sie es in Erinnerung hat von ihrem Besuch vergangenes Jahr, als er maliziös grinsend im Türrahmen lehnte und sie nicht reinlassen wollte. Also hob sie ihn hoch, trug ihn nach drinnen und stellte ihn in seinem Wohnzimmer wieder ab.
»Das ist Hausfriedensbruch!«
»Ein Klacks gegen Landesverrat, Pini.«
»Was soll
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