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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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entgegen.
    Und plötzlich sieht er Ofer.
    Am Ende der Straße. Zusammen mit anderen Jeschiwa-Studenten führt er einen rituell anmutenden Tanz auf, wie entfesselt hopsen sie im Kreis herum, klatschen in die Hände, singen irgendetwas.
    »Ofer!«
    Hört ihn nicht, wie auch. Tanzen auf der Terrasse eines dreistöckigen Gebäudes, unmöglich zu sagen, ob Miriam unter ihnen ist.
    Dröhnendes Hupen.
    Jehuda springt zur Seite, ein Militärlaster rollt an ihm vorbei, die Ladefläche voller Siedler. Leere Gesichter, verquollene Augen. Im selbenMoment verschwindet Ofer jenseits der Dachkante. Jehuda läuft zu der Truppe hinüber, die gerade einen der Käfige fertig macht.
    »Wo ist Ihr Vorgesetzter?«
    »Was? Wer sind Sie denn?« Sieht sich scheuchenden Handbewegungen ausgesetzt. »Sie dürften gar nicht hier sein, gehen Sie weiter.«
    »Ich darf, mein Junge. Ich bin die Deeskalation.«
    Nennt ihm den Namen des leitenden Offiziers, in dessen Auftrag Phoebe gerade –
    Phoebe, oh, Phoebe.
    Halt bloß ordentlich Abstand.
     
    »Was machst du hier, Phoebe?«
    Katzenbach ist am Fenster erschienen. Im Rahmen nimmt sich seine reglose, gebeugte Gestalt aus wie das Porträt eines Verstorbenen. Nur die erhobene Rechte zittert unmerklich.
    Der alte Dror hat nämlich Parkinson.
    Nicht sehr beruhigend, wenn man sich vorstellt, dass er in dieser Hand einen Zünder hält.
    »Du willst ernsthaft drei Menschen umbringen, Dror?«
    »Vier«, ruft er.
    »Wieso denn vier?«, wundert sich der Leitende. »Wer soll denn die vierte –«
    »Ich weiß, was ihr denkt, ihr Hohlköpfe!«, erschallt Katzenbachs Stimme, erstaunlich kräftig für den schmächtigen Körper. »Wer ist Nummer vier, fragt ihr euch. Habt doch nur drei zu mir reingeschickt. Wer ist der vierte?« Er lacht heiser. » Ich, ich bin Nummer vier, aber genau das ist der Punkt, um uns geht es ja gar nicht, ihr habt uns längst abgeschrieben.«
    »Kein Mensch hat dich abgeschrieben«, sagt Phoebe ins Megafon und hört sich selbst als Echo.
    – ieben – en –
    »Verschwinde, Mädchen.«
    »Nein.«
    »Das ist nicht dein Krieg hier.«
    »Es ist überhaupt kein Krieg.«
    »Geh zu deinem Mann und deinen Kindern.«
    »Vergiss es. Wenn du dich und andere unbedingt in die Luft sprengen willst, werde ich hier sein und zusehen.«
    Überlegt fieberhaft.
    Wie konnte sie bloß annehmen, dieser Situation gewachsen zu sein?Professionelle Verhandlungsführer genießen Heldenstatus bei Polizei und Militär, die meisten sind Psychologen. Und sie? Ihre größte therapeutische Leistung hat darin bestanden, Miriam über den Tod ihrer Katze hinwegzutrösten.
    Zu spät.
    »Außerdem werde ich jedem erzählen, was für ein Feigling du warst.«
    »Ich?«, schreit Katzenbach. »Ein Feigling?«
    »Wie oft hast du bei uns am Tisch gesessen und Heldengeschichten erzählt? Unabhängigkeitskrieg, ’67, Jom Kippur, Suez – Ich war ganz schön beeindruckt, aber das könnte sich ändern.«
    »Sind Sie sicher, dass das die richtige Strategie ist?«, fragt der Leitende leise.
    Sie lässt den Blick umherschweifen. Sieht Scharfschützen auf den umliegenden Dächern, junge Männer und Frauen, deren Finger am Abzug möglicherweise noch mehr zittern als Katzenbachs parkinsongeschüttelte Rechte.
    »Sind Sie sicher, dass das die richtige Strategie ist?«
    »Ich will, dass Menachem Begin kommt«, brüllt Katzenbach. »Ariel Scharon soll kommen. Der Bulldozer soll kommen. Er soll herkommen und mir ins Gesicht sagen –«
    »Und was würde das ändern?«, fragt Phoebe.
    – ndern – ern –
    »Sagen Sie ihm, das geht in Ordnung«, nickt der Leitende. »Wir holen sie herbei.«
    Phoebe hebt die Brauen. »Ach, tatsächlich?«
    »Sagen Sie ihm, wir telefonieren. Wir versuchen –«
    »Versuchen Sie es wirklich ?«, forscht Phoebe. »Ich meine, wird Arik kommen, wenn Sie ihn bitten?«
    Die Antwort lässt eine Spur zu lange auf sich warten.
    Katzenbach wendet sich vom Fenster ab, seine Silhouette verschmilzt mit dem Dunkel des Zimmers.
    »Dror!«
    Keine Antwort.
    »Glaubst du denn wirklich, sie lassen dein Haus als einziges stehen?«
    Kneift die Augen zusammen. Ist er verschwunden? Nein, noch da. Steht mitten im Zimmer, Schwarz vor Schwarz. Als er wieder spricht, scheint seine Stimme an Kraft verloren zu haben.
    »Was spielt es noch für eine Rolle.«
    Mist. So kommt sie nicht an ihn ran.

    »Du hast doch nicht ernsthaft Lust, dich mit dem Premier zu streiten. Oder? Was willst du wirklich?«
    »Ich will hierbleiben.«
    Wie ein

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