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Kontrollterminals aus dem Boden, säumen Militärlaster, Polizeifahrzeuge, Kranken- und Feuerwehrwagen einen breiten, geharkten Sandstreifen, Israels künftige Grenze zu Ägypten.
Und niemand, der nicht belegen kann, in Jamit zu wohnen, gelangt noch rein oder raus.
Jetzt leben sie also auf militärischem Sperrgebiet.
Sie versuchen, die Sperren beiseitezuräumen.
Arik bleibt hart.
Sie trösten sich damit, die Sperren hätten insofern ihr Gutes, als sie weitere Horden der Psychim , wie sie die religiösen Fanatiker nennen, draußen halten.
Die Hoffnung zerschlägt sich.
Als Jehuda im März runter zum Strand geht, um eine Runde zu surfen, wundert er sich über ungewohnte Geräusche, die das Meer heranträgt. Es dröhnt, es knattert, Punkte erscheinen am Horizont, wachsen sich zu Booten aus, knüppelvoll mit bewaffneten Bärtigen.
Kein verirrtes Rollkommando Arafats.
Die Gusch-Emunim-Ausgabe der Navy Seals.
»Jamit! Für immer Jamit!«
Da sind die meisten Jamiter schon fortgezogen, irgendwohin. Man hat sich arrangiert. Will keine blutigen Zusammenstöße. Wenn es dem Frieden dient, gehen sie eben, die Regierung soll nur endlich Wohnraum bereitstellen. In einer feierlichen kleinen Zeremonie holt Avi Farhan die israelische Flagge ein, die sechs Jahre lang über seinem Haus geweht hatte, legt sie sich über die Schultern und pilgert zu Fuß nach Jerusalem. Ihm folgen drei, dann 30, 300, schließlich Tausende Gefolgsleute. Als sie wie eine geschlagene Armee in der Hauptstadt eintreffen, ist auch Jehuda an Farhans Seite. Arik, die Freundlichkeit selbst, führt sie vor Wandkarten, hier, da und dort könnt ihr siedeln, im ganzen Gazastreifen, sagt, wo ihr hinwollt. Währenddessen feiern die Psychim in Jamit Pessach, unter den misstrauischen Blicken der Soldaten, die nach und nach anrücken, um die Räumung und Zerstörung der Stadt vorzubereiten. Rechte Landesprominenz erscheint, schwingt kämpferische Reden, droht: »Wenn wir heute Jamit aufgeben, haben wir bald auch Tel Aviv und Jerusalem verloren. Nächstes Jahr und übernächstes Jahr und für immer in Jamit!«
»Jamit! Jamit!«
Gespenstisch.
Die verbliebenen Jamiter würden die Typen am liebsten zum Teufel jagen, was hat deren Affentheater mit ihnen zu tun, doch die »Bewegung gegen die Sinai-Evakuierung« hat ihnen das Heft längst aus der Hand genommen. Jeschiwa-Schüler besetzen den örtlichen Luftschutzbunker, packen ihn voll Sprengstoff, drohen mit Massaker und Desaster, ein Rabbi reist aus Amerika an, um ihnen den Quatsch wieder auszureden, andere erklimmen die Spitze des Kriegerdenkmals, verbarrikadieren sich in luftiger Höhe und genießen die Aussicht.
In einer Atmosphäre kollektiven Irrsinns bricht der 23. April an.
Und Dror Katzenbach entwickelt seinen Plan.
Hält Inventur, schafft seine Bestände an Waffen und Munition, Eierhandgranaten und Gaskartuschen in die Küche und befindet, es sei ein schöner Tag zu sterben.
Es sei denn –
»Ihr sollt abziehen!«, brüllt er nach draußen.
Soldaten haben das Haus in angemessenem Abstand umstellt. Katzenbach zu erschießen, schließt sich aus. Was, wenn er es schafft, den Zünder zu betätigen? Keiner weiß, wie viel von dem Höllenzeug er tatsächlich dadrinnen bunkert.
»Ich will mit Begin reden. Mit Scharon, sie sollen herkommen!«
Der Verhandlungsführer fährt die weiche Tour.
Ob er denn nicht –
Könnte er nicht bitte –
Er solle doch vernünftig –
»Vernünftig? Ist es vernünftig, uns unserer Heimat zu berauben für einen Scheinfrieden mit einem Gangster, der nur darauf wartet, über uns herzufallen, sobald sein Land wieder vereint ist? Ich will Begin! Ich will Scharon! Sofort! Oder hier fliegt alles in die Luft!«
Schweigt in Erwartung des nächsten Kuschelversuchs.
Und hört stattdessen: »Lass den Scheiß, Dror.«
Phoebe?
Phoebe Kahn?
»Entweder du redest mit mir, oder ich sage denen, sie sollen abziehen, und dann kannst du ein Loch in den Boden bomben, dass du in Australien wieder rausfliegst.«
Jehuda läuft die Hauptstraße entlang. Sie haben ihm ein Funkgerät in die Hand gedrückt, sodass er mit den Soldaten in permanenter Verbindung steht. Wer Miriam zuerst findet, gibt Nachricht. Um ihn herum nimmt ein bizarres Schauspiel seinen Lauf. Die Kräne lassen mannshohe Käfige auf die Dächer der besetzten Häuser hinab, Soldaten darin wie seltene Tiere. Die Widerständler recken die Fäuste, schreien den Ankömmlingen Beleidigungen und Verwünschungen
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