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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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aus, wälzen sich in weißer Matsche.
    Louis de Funès. Die Abenteuer des Rabbi Jakob .
    Kaum zu glauben.
    »Aufsetzen«, spricht einer der Soldaten ins Funkgerät. »Gaaanz langsam.«
    Fluchen, beten, singen, schreien. Alles schlägt über ihnen zusammen, als würden sie in eine See aus Lärm eintauchen.
    »Langsamer!«
    Einer der Demonstranten rollt sich unter den Käfig.
    »Stopp!«
    Die Gittertür schwingt auf, die Soldaten springen nach draußen, zerren den Strampelnden unter dem Käfigboden hervor, er windet sich wie ein Aal, brüllt sie an. Jehudas Blick sucht Ofer im Moment, als der nächste Schaumbeschuss niedergeht. Fährt mit dem Unterarm über den Sichtschutz, verteilt die Schmiere, klappt ihn hoch, bekommt eine weitere Portion mitten ins Gesicht. Allmählich nimmt das Ganze den Charakter eines Happenings an. Zwei weitere Käfige setzen mit hohlem Klonk auf, spucken ihre Ladung Sicherheitskräfte aus. Die Knüppelschwinger werden entwaffnet, unter den Armen gefasst. So martialisch sie sich gebärden, so rigoros Zahal vorgeht, scheint es doch eine stille Vereinbarung zwischen beiden zu geben, einander keinen ernsthaften Schaden zuzufügen. Die Besetzer beschränken ihren Widerstand darauf, die Füße in den Boden zu stemmen und möglichst lautstark zu protestieren, aber weil das Dach inzwischen glatt ist wie eine Skipiste, finden ihre Fersen keinen Halt.
    Jehuda bahnt sich seinen Weg durch die shampoonierte Gesellschaft, während die Soldaten ihren Fang in die Käfige verfrachten.
    Wo ist dieser Ofer?
    Da. Tastet sich halb blind voran, sieht aus wie aus der Waschtrommel gefallen. Jehuda packt ihn an der Schulter.

    »Wo ist meine Tochter?«
    Ofer fährt herum, schlägt seine Hand weg.
    »Ich hab dich was gefragt!« Packt ihn am klatschnassen Hemdkragen. »Wo ist meine Tochter?«
    Dann wird ihm klar, wie er Ofer erscheinen muss. Eine sprechende Schaumkrone. Ein Marshmallowmann.
    »Miriam«, fragt er. »Wo ist Miriam?«
    Die Züge des Jungen glätten sich. Hat ihn wohl endlich erkannt.
    »Was weiß ich denn, wo die ist.«
    Jehuda stößt ihn von sich weg. Ofer taumelt, gleitet aus und fällt der Länge nach in die Pampe.
    »Phoebe hat euch zusammen gesehen.«
    »Na und?«
    Er bückt sich, zerrt ihn hoch. »Wo ist sie?«
    »Ich – ich weiß es doch nicht.«
    »Ist sie hier oben?«
    »Nein!«
    »Wann hast du sie zuletzt gesehen?« Holt aus. »Wo?«
    Ofer tritt zu und erwischt ihn in der Kniekehle. Jehuda knickt ein, fängt sich in letzter Sekunde, sieht den Jungen davon- und einem Soldaten geradewegs in die Arme rennen.
    Der Soldat klappt mit einem Stöhnen zusammen.
    Ofer läuft weiter, scheint von dem Abkommen auf gegenseitige Unversehrtheit nichts mitgekriegt zu haben.
    Jehuda erwischt ihn am Hemdsaum.
    »Lass mich endlich in Ru –«
    Haut ihm eine runter, wieder liegt der Junge am Boden, und diesmal stemmt Jehuda ihm das Knie auf seine Brust.
    »Au! Aua!« Ofer schlägt um sich, kämpft wie ein Tier. »Scheißkerl!«
    »Wo?«
    Der Soldat schlittert hinzu, hat sich vom Schlag in den Solarplexus erholt. Gemeinsam versuchen sie Ofer zu bändigen.
    »Am Kriegerdenkmal!«
    »Was wolltet ihr da?«
    »Ist doch egal, sie hat mich stehen lassen.« Ofer starrt ihn hasserfüllt an. »Ich weiß nicht, wo sie ist. Ich weiß es nicht, verdammt noch mal.«
    Jehuda lässt ihn los.
    Miriam, denkt er.
    Bislang hat sich keiner von denen, die sie suchen, gemeldet.
    Wo bist du bloß?
     

    »Dror?«
    Phoebe lehnt an der Eingangstür, ihre Handflächen ruhen auf dem weiß lackierten Holz. Um sie herum kocht die Luft. Der Singsang der Militanten, das Gebrüll der Soldaten, Motorenlärm, das Rasseln der Kräne, Bulldozer, Helikopter.
    Jamit ist ein Hexenkessel.
    Im Haus ist es still.
    Totenstill.
    »Dror, das Problem ist, dass die Tür von der Druckwelle aus den Angeln gerissen wird, wenn du zündest. Das würde ich kaum überleben. Du kannst mich also ebenso gut reinlassen.«
    »Geh weg«, hört sie ihn endlich.
    Ganz nah, das Holz leitet seine Stimme. Er scheint ebenso dicht hinter der Tür zu stehen wie sie davor.
    »Keine Lust«, sagt sie. »Hast du irgendwas im Haus? Tee?«
    »Phoebe, bitte.«
    »Lass mich rein. Fünf Minuten. Wenn du danach immer noch meinst, du müsstest dich und drei Unschuldige umbringen, verschwinde ich wieder. Alles Weitere wird dann nicht mehr mein Problem sein.«
    »Kommen Sie endlich zurück!«, schreit der Leitende von der anderen Straßenseite.
    »Hörst du das, Dror? Die nerven mich.«
    Lauscht

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