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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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befördert.
    Setzt sich auf.
    Was um alles in der Welt –
    Blut schießt aus seiner Nase, eine hellrote Fontäne. Übergangslos hat jemand sie per Fernbedienung in ein völlig anderes Programm verfrachtet, einen vollkommen anderen Film.
    Einen Scheißfilm, so viel ist klar.
    »Hey!«, schreit er. »Aufhören.«
    Arme umschließen ihn von hinten. Er windet sich, versucht freizukommen. Fragt sich, wer die Kerle sind. Russische Zuhälter? An ihm vorbei fliegt Irina durch den Raum, landet auf dem Bauch, hastet wie ein flüchtendes Tier auf allen vieren zum Küchenblock, während Tonja die Balkontür aufreißt, einen gellenden Hilfeschrei in die Nacht schickt, zurückgezerrt und hochgehoben wird. Um sich schlägt, strampelt. Sich mit der Verbissenheit einer Katze wehrt und den Typen, der sie gepackt hält, in die Hand beißt.

    »Ahhh!« Schmerz klingt in allen Sprachen gleich.
    Dann brüllt er: »Hatichat hara! Ben zona !«, was eindeutig nicht russisch klingt, prügelt auf sie ein und zerrt sie zur Badewanne.
    »Njet, njet, njet!«, schreit Tonja.
    Hagen lässt beide Ellbogen nach hinten schnellen, der Klammergriff lockert sich. Er dreht sich um, starrt in Augen, die durch Löcher in einer Skimaske zurückstarren, und rammt dem anderen die Stirn gegen das Nasenbein. Fährt herum, fängt Björklunds paralysierten Blick auf, der am Boden liegt, den Lauf einer Pistole mit Schalldämpfer an der Schläfe.
    Erhält einen Schlag in den Solarplexus.
    Was zu viel ist, ist zu viel.
    Seine Eingeweide verdichten sich zu einem Knoten der Pein. Er würgt, schnappt nach Luft, fällt auf die Knie. Die Welt ist nur noch Schmerz. Wie durch einen Schleier sieht er Irina hinter dem Küchenblock, die Augen angstgeweitet, ein Riesenmesser in der heftig zitternden Rechten, das sie drohend vor sich hält.
    »Ne podchodi blische«, weint sie. »Tolko poprobuj podojti!«
    Ihr Verfolger stoppt.
    Zieht eine Waffe.
    Plopp.
    »Nein!«, schreit Hagen. »Nein.«
    Irinas Gesicht nimmt einen Ausdruck der Ratlosigkeit an. Erstaunlich wenig Blut dringt aus dem Loch in ihrer Stirn, stattdessen quillt etwas Weißliches heraus. Einen Moment sieht sie verdattert zu, wie das Messer ihren Fingern entgleitet, kippt nach hinten weg.
    »Oh Gott, was macht ihr denn, ihr Irren? Hört auf, hört –«
    Hände drücken ihn nieder. Sein Schreien mischt sich mit dem Tonjas, der es gelungen ist, sich ihrem Peiniger zu entwinden. Er flucht, setzt ihr nach, fängt sie wieder ein. Schleift sie an den Haaren zur Badewanne und hebt sie wie eine Puppe über den Rand.
    »Njet! Njet! Nj – «
    Gurgeln, Spritzen. Tonjas Finger krallen sich um den Badewannenrand, mit aller Macht stemmt sie sich gegen ihr Verhängnis. Der Maskierte drückt sie unter Wasser, und jetzt schlägt sie noch heftiger um sich, tritt mit den Beinen aus, fährt in der Luft Fahrrad.
    »Lasst sie«, fleht Hagen. »Bitte lasst sie doch in Ruhe.«
    Tonjas Strampeln wird hektischer, unkoordiniert. Bloße Reflexe eines Organismus, der sich verzweifelt gegen das in die Lungen eindringende Wasser wehrt. Efrat Goshs versöhnliche Chansonstimme treibtdurchs Loft und liefert den Soundtrack zu ihrem Todeskampf. Hilflos muss Hagen mit ansehen, wie ihre Bewegungen schwächer werden, ihre Finger abgleiten, nur noch ihre Füße zucken –
    Dann nichts mehr.
    Alles ist entsetzlich schnell gegangen.
    Eine Minute? Zwei?
    Maximal.
    Björklund liegt immer noch im Schwitzkasten, die Pistole an der Schläfe, einer der Männer zwingt seine Linke in ausgestreckte Position und hält etwas an seinen kleinen Finger.
    Eine scharfkantige Zange.
    Ein stählernes Tier kurz vor dem Zubeißen.
    Der dritte Mann, dem Hagen das Nasenbein gebrochen hat, kommt ins Blickfeld und funkelt ihn hasserfüllt an.
    Nummer vier geht vor ihm in die Hocke.
    »Schnell, wir haben wenig Zeit.« Sein Englisch ist gefärbt vom hebräischen Akzent. »Und ich stelle Fragen ungern zweimal. Ist das klar?«
    »Ja«, stößt Hagen hervor. »Klar!«
    »Wo sind die CD s?«
    CD s? Er braucht einen Moment, um zu begreifen, wovon der andere redet, reflexartig entfährt ihm: »Welche CD s?«
    Und das ist schon der erste Fehler.
    Ein Knacken ist zu hören, als die Zange zubeißt und Björklunds kleinen Finger über dem Mittelknöchel abtrennt. Der Fotograf heult auf. Windet sich wie unter Stromstößen, versucht freizukommen.
    »Im Hotel«, schreit Hagen. »In unserem Hotel.«
    Starrt voller Entsetzen auf das herabgefallene Fingerglied. Wie ein toter Wurm liegt es auf dem

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