Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
sich Gedanken, ob er seine nächste Karre mit oder ohne Schiebedach bestellen soll – alles Dinge, die dich eigentlich gut draufbringen müssten, weil sie dir zeigen, dass es noch was anderes gibt als Tragödien. Stattdessen denkst du: Was soll der ganze Mist? Was ist dieser Quark gegen das, was ich erlebt habe? Du bekommst ein echtes Kommunikationsproblem. Und die anderen merken das. Schön, sagen sie, dann erzähl uns von deinem Mist. Lass mich teilhaben, sagt deine Frau tapfer und setzt sich mit steifem Rückgrat auf die Couchkante, in Fluchtposition.« Björklund macht eine Pause, leert sein Bier. »Also versucht du’s. Und sie will es nicht hören. Weil sie es nicht aushält. Du schaltest den Fernseher ein, und irgendwo brennt wieder mal die Hütte – Invasion, Bürgerkrieg, Tsunami, Terroranschlag, was weiß ich. Krieg halt. Der dunkle Sog.«
    »Dein Zuhause«, sagt Hagen.
    »Dein eigentliches Zuhause. Also was machst du?«
    »Koffer packen«, sagt Tonja.
    Hagen nickt. »Das Krisengebiet ist der beschissenste Ort der Welt, aber es ist der einzige Ort, an den du noch gehörst. Prima für deinen Auftraggeber. Ein besseres Werkzeug kann er sich gar nicht wünschen, so eine extrem gut geölte Maschine, die unter den aberwitzigsten Umständen noch funktioniert, und natürlich ist jeder am liebsten dort, wo er am besten funktioniert. Dort zu sein, trägt dir die meiste Anerkennung ein. So viel, dass du immer höhere Risiken eingehst, und –« Wie auf Schienen treibt es ihn der Nacht entgegen, die er so gern vergessen würde. »– irgendwann verlierst du jedes Maß aus den Augen und –«
    »Baust Scheiße«, sagt Irina in hoffnungsvoller Erwartung.
    »Und die anderen steinigen dich dafür«, fährt Björklund dazwischen, bevor Hagen etwas erwidern kann. »Und vergessen, dass sie bis jetzt nur Glück gehabt haben. Als Krisenjournalist bewegst du dich im entgrenzten Raum, alle Normen sind aufgehoben. Irgendwann wurde mir klar, dass ich der Versuchung nur darum so lange widerstanden hatte, weil sie bis dahin einfach noch nicht stark genug gewesen war.« Er zuckt die Achseln. »Und ich wollte nicht erleben, wie sich das ändert. Plötzlich verspürte ich wieder ein Bedürfnis nach Entsaftern undScheißschiebedächern – und danach, eine alte Freundschaft in Ordnung zu bringen.«
    »Auch wenn der alte Freund Scheiße gebaut hat«, sagt Hagen leise.
    »Ganz gewaltige sogar.« Björklund lächelt. »Aber vielleicht ist er ja klüger geworden.«
    Allgewaltiger!, denkt Hagen. Krister!
    Was für eine Ansprache.
    Irinas Augen glänzen, heften sich auf ihn. Zunehmend kommt sie ihm vor wie ein Raubtier, das umso hungriger wird, je mehr Brocken man ihm hinwirft.
    »Ich will so ein Video sehen, das du gedreht hast. Eins aus der Hölle.«
    »Willst du nicht.«
    »Du glaubst, ich halte das nicht aus?«
    Hagen zuckt die Achseln. Schaltet sein Handy ein, erstmals seit heute Vormittag. Inzwischen zeigt der Akku wieder volle Ladung. Sucht ein Video heraus und spielt es ab, eine Straßenkreuzung in Pakistan, ein Esel vor einem zweirädrigen Karren. Männer türmen Kartons auf die Ladefläche, höher und höher, bis der Karren nach hinten wegkippt und der Esel ratlos in der Luft hängt.
    Die Männer wälzen sich vor Lachen.
     
    Cox gammelt mit zwei Agenten in einem sicheren Haus in der HaMeasef Street herum und starrt den Fernseher an.
    Irgendein Spielfilm.
    Ein Seeungeheuer, das New York angreift.
    Potthässliches Vieh. Gott, ist es hässlich! Sieht aus wie King Kong als Fledermaus. Hat komisches Krabbelzeugs mit an Land geschleppt, das in U-Bahn-Schächten Jagd auf Menschen macht.
    Wackelkamera.
    Maulwürfe im Schin Bet – weit bedrohlicher als die knochige Kreatur da, piep , Anruf aus der Zentrale:
    »Hagen ist wieder aufgetaucht.«
    Cox springt auf. »Wo?«
    »100 Meter im Umkreis der Heleni HaMalka.«
    Hier in Jerusalem! Sie wusste es. Wählt im Hinauslaufen eine Nummer, mobilisiert Großkontingente Polizei, um die Gegend zu durchkämmen, »Wir sind in zehn Minuten bei euch«, draußen springen die Agenten in den Wagen.
    Startet ihre BMW , braust los.
    Heleni HaMalka. Das kleine Szeneviertel unterhalb Mea Schearims.

    Hübsche Klubs und Kneipen.
    Viele Kneipen, viele Menschen, und Hagen hat die stille SMS noch nicht geöffnet.
    Wir kriegen dich, denkt sie. Wir kriegen dich auch so.
     
    Sie lachen, kichern und gackern, aber erwartungsgemäß ist Irina nicht zufriedengestellt.
    »Was war dein Horrortrip, Tom?«, flüstert

Weitere Kostenlose Bücher