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Sicherheitsfirma tätig.«
»Kennen wir die?«, fragt Ben-Tov.
» ZPS . Zionist Protection Services .«
»Nie gehört.«
»Wir legen sie unters Mikroskop«, verspricht Perlman.
»Da Sie doch immer so großartige Eingebungen haben«, sagt Dreyfus an Cox’ Adresse gewandt. »Was wird unser Freund Hagen als Nächstes tun, sofern er noch lebt?«
»Auf alle Fälle sein Handy ausgeschaltet lassen.«
»Er hat also begriffen, dass wir ihn abhören?«
»Todsicher.«
Womit wir ihn endgültig verloren hätten, denkt Perlman. Und jetzt hat er zu allem Überfluss auch noch jemanden umgebracht und läuft mit einer Waffe durch die Gegend.
»Was wissen wir über den Toten in Mea Schearim?«
»Nichts. Keine Papiere, leeres Schulterhalfter. Er trug eine Skimaske bei sich. Das sagt uns zumindest, auf wessen Seite er stand.«
Wie man’s auch dreht und wendet, Hagens Geschichte gewinnt an Wahrscheinlichkeit. Als wir ihn abhörten, denkt Perlman, hat die andere Fraktion hochinteressiert mitgehört. Und sich voller Entsetzen gefragt, ob sein Wissen reicht, um sie auffliegen zu lassen.
Andere Fraktion?
WIR ! Die gehören zu uns. Sitzen in denselben Büros. Wissen über jeden unserer Schritte Bescheid.
Und wir haben nicht den blassesten Schimmer, wer sie sind.
1982
Hebron
Benjamin hat sich gehen lassen.
Äußerst unklug.
Als er mit Leah und der Jüngsten einen Abstecher in die Altstadt unternahm – entlang der Shuhada-Straße mit ihren Läden und Marktständen, um die fortschreitende Restaurierung Beit Romanos in Augenschein zu nehmen, misstrauisch beäugt von arabischen Händlern und Passanten, und eins das andere gab, seine Tochter einen Stein aufnahm, ihn auf einen arabischen Jungen schleuderte und schrie:
»Dreck! Abschaum! Frieden wird es in Hebron erst geben, bis der Letzte von euch verschwunden ist!«
und der Vater des getroffenen Jungen über die Straße stürmte, wutentbrannt, ein Messer in der Rechten, jedenfalls sah es aus wie eines – da schoss Benjamin zur Warnung in die Luft, gelenkt von der Notwendigkeit, seine Tochter zu schützen, und gut, vielleicht hat er nicht hoch genug geschossen, Luft ist ja überall und ein weiter Begriff, jedenfalls heulte der Mann plötzlich auf, ließ die Waffe fallen und hielt sich stöhnend die blutende Schulter.
Klar, dass die israelischen Soldaten, die da patrouillierten, Benjamin erst mal verhaften mussten. Auch, weil das Messer im Herabfallen beträchtlich an Fläche gewann und sich als zusammengerollte Zeitung entpuppte.
Was glaubt man im Moment der Gefahr nicht alles zu sehen.
Jetzt also wird ihm der Prozess gemacht.
Und das ärgert ihn maßlos.
Weniger, weil er fürchtet, den Araber ernsthaft verletzt zu haben, als vielmehr, weil Wildwestmanieren eigentlich Mosche Levingers Programm sind. Beschimpfen, zuschlagen, schießen. Tatsächlich dürfte der notorisch aufgebrachte Mosche nie ein anderes Buch in der Hand gehalten haben als die Thora, wie sonst ließe sich sein wenig nuancierter Ausdrucksstil erklären? Vielen Tiefreligiösen gelten die Werke weltlicher Autoren als Konvolut an Unanständigkeiten, auch Benjamin hat lange Zeit alles gemieden, was nicht der Glaubenspflege diente, allerdings nur, um emotionale Distanz zu den Helden seiner Kindheit herzustellen.
Seit er nicht mehr korrumpierbar ist, liest er umso mehr.
Sieht fern.
Beschäftigt sich mit den Massenmedien.
Hält sich wissenschaftlich auf dem Laufenden, kultiviert seinen Intellekt. Verunsichert Linke und Liberale durch Allgemeinwissen statt durch rüde Polemik, ein Radikaler, der Sun Tsu und Oscar Wilde zitiert. Zwar die Erlösung des Landes predigt, ohne sich jedoch an Ausschreitungen zu beteiligen.
Einer, mit dem man reden kann.
Das unterscheidet ihn von Levinger, auch wenn sie in ihren Zielen übereinstimmen, und Benjamin legt Wert darauf, dass das so bleibt. Levinger ist der von der Kette gelassene Hund, der Mann fürs Grobe. Asketisch, furchtlos, eine lebende Legende, mit locker sitzender Waffe und radikal undiplomatischer Art. Bestens geeignet, Benjamin in umso vorteilhafteres Licht zu setzen. Jede neue Schandtat des rabiaten Rabbis liefert ihm eine Steilvorlage, um sich öffentlich von Gewalt zu distanzieren, schon darum wäre ihm lieber gewesen, seine Tochter hätte den Stein nicht geworfen – ungeachtet dessen, dass sie recht hatte: Die Befreiung Hebrons wird erst abgeschlossen sein, wenn der letzte Araber die Stadt verlassen hat. Doch könnte der Vorfall seinem Image nachhaltig
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