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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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schaden. Sobald er nämlich wegen Körperverletzung vorbestraft ist, werden sie ihn nicht mehr in Ruhe lassen, sondern beginnen, ihn zu observieren und ihm auf die Finger zu sehen.
    Das war das erste und das letzte Mal, schwört er sich.
    Reiß dich gefälligst zusammen. Denk an Sun Tsu.
    Die Kunst des Krieges.
    Großartiges Buch.
    Seit er den chinesischen Feldherrn für sich entdeckt hat, ist er hingerissen von der Eleganz seiner Ausführungen, mehr noch, er fühlt sich verstanden, regelrecht porträtiert.
    Wenn du nicht stark bist, sei klug.
    Bin ich stark? Nein, ich bin ein Krüppel.
    Die größte Verwundbarkeit ist die Unwissenheit.
    Soll heißen, je besser ich mich in Andersdenkende hineinversetzen kann, desto siegreicher werde ich sein, doch dafür muss ich mich in ihrer Welt auskennen.
    Der Höhepunkt aller militärischen Entfaltung findet sich im Formlosen.
    Anders gesagt, lerne deinen Gegner einzuschätzen, ohne für ihn sichtbar zu sein, damit er dich nicht einschätzen kann.

    Wenn du etwas vorhast, gib dir den Anschein, es nicht vorzuhaben.
    Die Kunst der Täuschung und vielleicht schwierigste Herausforderung: Nicht unentwegt zu fordern, was das Herz will: dass nämlich Hebron wieder durch und durch jüdisch wird. So viele Häuser und Straßen, in denen Juden gelebt haben vor dem Massaker von 1929. Beit Hadassah immerhin ist ein Anfang, ein prachtvolles, synagogenartiges Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert, lange Wohnort jüdischer Familien und Rabbis, bis eine arabische Schule dort einzog, und nach dem Sechstagekrieg stand der Komplex dann leer. Stünde er immer noch, hätte nicht Mosche Levingers rührige Frau die Initiative ergriffen.
     
    Bei Nacht und Nebel.
    Schleicht sich in die Stadt, zusammen mit neun weiteren Frauen und 40 Kindern, trotz strikten Verbots seitens der Regierung. Kümmert sie nicht. Unbemerkt klettern sie in die verwahrloste Ruine und weigern sich von Stund an, sie wieder zu verlassen. Jerusalem in heller Not. Begin traut sich nicht, Frauen und Kinder mit militärischer Gewalt evakuieren zu lassen, wieder greift der alte Trick: In der Illegalität verharren, bis sie dich legalisieren. Die Gruppe muss dafür einiges durchmachen, von Hygiene kann in dem ungeheizten, rattenbefallenen Bau kaum die Rede sein, der Herr prüft sein Volk, Hunger, Hepatitis, endlich knickt Begin ein, und in Hebron leben wieder Juden.
    So macht man das.
    Man handelt, und man zahlt den Preis.
    Ein Jahr nach dem Husarenstück wird die winzige Enklave in der Araberstadt immerhin stillschweigend geduldet. Frauen und Kinder dürfen in Beit Hadassah bleiben, allerdings ohne ihre Männer. Begin scheut den letzten Schritt, was ein eigenartiges Ritual in Gang setzt. Immer freitagabends, nach dem Gebet in der Höhle der Patriarchen, ziehen Dutzende aufgekratzte Talmudschüler nach Hebron, machen die dunklen Moslemgassen unsicher, werfen Steine gegen Fensterläden, versammeln sich vor Beit Hadassah, singen und tanzen zur Freude der Frauen und kehren zurück nach Kiryat Arba. Eine Weile geht das so, bis eines Abends Publikum anderer Art auf den Dächern kauert, Araber mit Gewehren und Handgranaten. Diesmal endet die Tanzveranstaltung in einem Blutbad. Die Angreifer entkommen in die Kasba und müssen feststellen, dass sie ihrer Sache den denkbar schlechtesten Dienst erwiesen haben. Nicht nur, dass sämtliche arabischen Bürgermeister Hebrons umgehend in den Libanon ausgewiesen und eineReihe Häuser gesprengt werden, Begin nimmt das Attentat zum Anlass, den wilden Siedlern endlich auch offiziell seinen Segen zu geben, und die Männer dürfen nach Beit Hadassah nachkommen.
    Pioniertaten fordern Opfer.
    Aber sie ebnen den Weg.
    In rascher Folge gestattet Jerusalem nun den Ausbau weiterer Siedlungen in Hebrons Altstadt, das einstige jüdische Viertel Avraham Avinu wird mitsamt Synagoge restauriert, Beit Romano, ein Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, instand gesetzt, ein Rabbi nimmt in den Mauern Thorastudien auf, bald wird dort eine richtige Jeschiwa entstehen –
    Und warum?
     
    Weil wir standhaft geblieben sind, denkt Benjamin.
    Dennoch schmerzt jeder Tropfen jüdischen Blutes, der für Eretz Israel vergossen wurde.
    Und es droht, blutig zu bleiben.
    Gerade mal 150 Juden leben derzeit im Herzen Hebrons.
    Unter 45   000 Muslimen.
    Die Zusammenstöße nehmen überhand. Seit Levingers Frau Beit Hadassah zurückerobert hat, gibt es mehr Tote und Verwundete denn je, Steine, Brandbomben und Handgranaten fliegen

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