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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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sagen, es war eine schwierige Zeit.
    Aber danach wurde alles umso schöner.
     
    Erst mal jedoch wird alles nur schrecklicher.
    Einfach, weil Leah eine schreckliche Person ist.
    Wohlgemerkt, es geht nicht um Religiosität. Bis auf den Hebron-Zweig sind die Kahns ein toleranter Haufen, und natürlich empfindet Rachel ordentlich Mutterstolz, dass Benjamin es zu einem bekanntenRabbi gebracht hat, einer angesehenen Persönlichkeit. Soll jeder im Übrigen glauben, woran er will. Wer sagt denn, dass sie als Atheistin den Kelch der Erkenntnis geleert hat, vielleicht wird sie bald tatsächlich vor einem höheren Wesen stehen, das die Brauen runzelt (sofern vorhanden) und donnert:
    »Rachel, oh Rachel! So viele Chancen. Ins Heilige Land hab ich dich geschickt, und was bist du geworden? Gottlos. Tut mir leid, das Paradies muss man vorbestellen.«
    Und das, während vor ihren Augen die frohlockenden Überreste palästinensischer Selbstmordattentäter unter der Himmelspforte hindurchdefilieren, weil Gott, wie sich herausstellt, gar nicht der Gott der Juden und Christen, sondern der Muslime ist.
    All das weiß man nicht.
    Nur Leah –
    Die WEISS es!
    »Und darum verstehe ich nicht, dass ihr Jamit einfach aufgegeben habt«, sagt sie nach dem erschöpfenden Abendessen in die Runde. »So habt ihr Eretz Israel verraten.«
    Sitzordnung:
    Rachel, nicht am Kopfende (»Jubilarsplatz? Spinnt ihr? Das ist ja, wie im offenen Sarg zu sitzen«), neben ihr Jehuda, Phoebe, Miriam, Uri, Anastasia. Gegenüber Vera Shneorov, zwei weitere Witwen aus dem Moschaw, Benjamin, Leah und zu Rachels Erleichterung nur zwei ihrer fünf Kinder, die sowieso längst keine Kinder mehr sind, sondern zwischen 20 und 30, eigene Familien haben und wenig Interesse, einer unziemlich lebenden alten Schachtel noch viele glückliche Jahre zu wünschen. Rachel stellt sich die ganze Bande in einen Sack gestopft vor, zugebunden und im Toten Meer versenkt.
    Nein, besser im Mittelmeer.
    Im Toten Meer würden sie ja nicht untergehen.
    Ausgenommen natürlich Benjamin, ihr armer Junge mit seinem verkrüppelten Fuß. Dem verzeiht sie sogar, dass seine Kinder andere Kinder anspucken und mit Steinen bewerfen.
    »Jehuda und Phoebe haben gar nichts aufgegeben«, faucht sie Leah an, und ihre Augen leuchten wie blaue Seen in einem Gebirge aus Falten. »Sie haben gekämpft, solange es Sinn machte.«
    »Sinn macht nur die Erlösung des Landes.«
    »Sinn machte ein Friedensvertrag mit Ägypten«, sagt Jehuda. »Glaub bloß nicht, wir hätten das leicht genommen.«
    Leah stopft Blinzes in sich hinein.

    »Dieser Katzenbach«, nuschelt sie. »Der ringt mir Respekt ab.«
    Phoebes Lider verengen sich. »Sag mal, spinnst du?«
    Leah reißt in gespielter Verwunderung die Augen auf.
    »Ach, du hast es noch gar nicht begriffen?«
    »Ich war in dem Haus.«
    »Du hast es trotzdem nicht begriffen. Er wollte die Heiligkeit Israels nicht beschädigen, und das –«
    »Ich habe mehr begriffen, als mir lieb war.«
    »– kann man von euch nicht gerade behaupten.«
    »Katzenbachs Entscheidung hatte mit der Heiligkeit Israels einen Dreck zu tun. Außerdem will ich darüber nicht reden.«
    »Wir haben sehr gekämpft für den Erhalt von –«
    »Ihr seid uns auf die Nerven gegangen, du blöde Kuh! Ihr habt uns in Misskredit gebracht.«
    »Bitte.« Benjamin hebt die Hände.
    Leah lacht laut auf. »In Misskredit? Hör dich mal reden.«
    »Wir wollen uns doch nicht streiten.«
    »Worüber auch«, schaltet sich Anastasia ein. »Der Sinai gehört nicht zum biblischen Land. Oder?«
    Leah beugt sich vor, eine Grimasse falscher Herzlichkeit.
    »Und woher willst du das wissen, Schätzchen ?« Sagt Schätzchen mit ihrer Kinderstimme.
    »Ich bin ja nicht blöd.«
    »Nein, du bist ordinär.«
    »Das reicht jetzt, Leah«, sagt Uri.
    »Huh, habt ihr meinen neuen Nagellack gesehen?« Leah fuchtelt mit den Händen in der Luft herum. »Huh, meinen Lidschatten? Ich trage die Haare wie eine amerikanische Diiiiva, oooh –«
    »Leah.« Benjamin zieht ihre Arme auf die Tischplatte. »Genug.«
    Betretenes Schweigen.
    »Ich habe Arik angerufen«, sagt Vera Shneorov und stochert in ihrem Nachtisch herum. »Das war, als sie sich in Camp David an den Händen hielten. Ich habe zu ihm gesagt, trau ihnen nicht. Trau keinem Araber, und wenn er dich noch so freundlich anlächelt.«
    »Da habt ihr’s«, sagt Leah.
    »Aber er hat mir erklärt, dass es das kleinere Übel ist. Er sagte, es gibt Menschen, denen glaubst du selbst dann, wenn

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