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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Christen zu untergraben würde auf bloße Okkupation hinauslaufen. Operation Frieden für Galiläa ist abgeschlossen, Arafat und seine Terroristen verlassen das Land, Sabra und Schatila sind für Israels Sicherheit nicht von Belang.
    Sollen sich andere drum kümmern.
    So hat Arik das Kabinett wissen lassen, man werde in Beirut einmarschieren, um Chaos und Anarchie zu verhindern, Sabra und Schatila allerdings nicht antasten.
    Und dabei vergessen zu erzählen, dass er die Lager den Christen überlassen wird.
    Den auf Rache sinnenden Falange-Milizen.
    Jetzt lautet der Deal so: Die Falangisten gehen in die Lager, um die letzten Widerständler zu entwaffnen, alle Befehlsgewalt liegt bei Zahal, die ihrerseits das Gebiet abriegelt, die Aktion überwacht, logistische Unterstützung liefert und sich ansonsten raushält. Der vor Ort zuständige General Amos Jaron höchstpersönlich hat dem Falangistenchef die Stellungen der Scharfschützen in den Lagern gezeigt und ihm die Bedingungen genannt:
    »Erstens, Ihre Leute bleiben in Kontakt mit unseren Beobachtern. Sie stellen dafür einen Offizier bereit. Zweitens, keine zivilen Opfer, keine Racheakte an der Bevölkerung.«
    Der Falangistenchef versichert, seine Leute wollten nur die Drahtzieher des Anschlags auf Gemayel ausfindig machen.
    Hat Jaron da etwas in den Ohren? Weiß er noch nicht, dass zwischen Gemayels Mörder und dem palästinensischen Widerstand keinerlei Zusammenhang besteht? Er nimmt die Bemerkung unkommentiert hin, postiert Einheiten mit Ferngläsern auf umliegenden Hochhäusern, auch ein Verbindungsoffizier der Falangisten ist darunter, ruft Generalstabschef Eitan an.
    »Die Vorbereitungen sind abgeschlossen.«
    Eitan schaut auf die Uhr. 11:00 vormittags.
    »Gut. Wie sieht’s in den Lagern aus?«

    »Relativ ruhig. Hin und wieder schießen sie. Unsere Leute sind nicht ernsthaft in Gefahr. Heute Nachmittag gehen die Falangisten rein, dann sollte sich das Problem schnell erledigt haben.«
    Eitan lässt den Hörer sinken, dreht sich zu Arik um:
    »Die Sache ist so gut wie gelaufen.«
    Der seinerseits Begins Nummer wählt und sagt:
    »Der Kampf ist zu Ende.«
    Und erneut vergisst, dem Premier mitzuteilen, wen sie mit der Lösung des letzten Problems betraut haben.
     
    Da sind sie nun.
    Im inneren Überwachungskreis, Dutzende Merkavas im Abstand von je 100 Metern ums Lagergelände postiert. Seltsamer Anblick. Wie sie da auf ihren Erdhügeln thronen, geht etwas Museales von den graugrünen Stahlkolossen aus, als gemahnten sie an einen Krieg, der Jahre zurückliegt.
    Und tatsächlich geht hier etwas zu Ende.
    Nur weiß Uri nicht genau, was.
    Ist es nur der Krieg?
    Immer noch wird aus den Lagern geschossen, doch man spürt, dass denen da drinnen die Luft ausgeht.
    Er wirft einen Blick über die Schulter.
    Keine 200 Meter hinter ihnen ragt die provisorische Kommandozentrale von Zahal in den Himmel, ein fünfgeschossiger Klotz, auf dessen Dach sich die Beobachter häuslich eingerichtet haben. Auch die Nachbardächer sind von Einheiten besetzt. Zweiter und dritter Kreis. Ihre behelmten Köpfe lugen über die Dachumfriedung. Mitunter nehmen die Fedajin einen dieser Aussichtspunkte ins Visier, ohne nennenswerte Treffer zu erzielen, die Gegenschläge erfolgen prompt und legen wieder irgendetwas in Schutt und Asche, das gerade im Weg stand.
    »Ob die da oben alles sehen können?«, fragt sich Uri laut.
    »Du meinst, in den Lagern?«
    »Ja.«
    Chaim legt den Zeigefinger an die Nasenwurzel.
    »Weißt du, ich erinnere mich an eine Aufnahme von Venedig«, sagt er. »Kennst du Venedig?«
    »Nein. Würd gern mal hin.«
    »Das Bild war vom Campanile aus fotografiert. Ist, glaube ich, der höchste Punkt da. Und soll ich dir was sagen? Du konntest keinen einzigen Kanal sehen.«

    »Wie?«
    »Bis auf den großen natürlich. Den schon, aber die kleinen – Fehlanzeige.«
    »Wegen der Enge?«
    »Genau. Weil die Gassen so eng sind. Man sah nur Dächer.«
    Wenn das so ist, fragt sich Uri, was beobachten sie dann da? Im Zweifel sehen wir hier unten mehr.
    Motorenlärm klingt auf.
    »Sie kommen«, sagt Chaim.
    Und tatsächlich, sie rumpeln von Osten heran, Kettenfahrzeuge, Jeeps und Pritschenwagen, beklebt mit Kreuzen, Gemayel-Plakaten und Konterfeis bärtiger Milizionäre, Kontrastbelichtungen, die sie allesamt aussehen lassen wie Zwillingsbrüder Che Guevaras. Die Kolonne verteilt sich auf dem Gelände vor dem Lagereingang, der wenig mehr ist als eine klaffende Schneise im Mauerwerk der

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