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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Umfriedung, dahinter das triste Durcheinander der Häuser und Baracken. Männer in grünen Militäranzügen springen heraus, laden Ausrüstung und Waffen ab. Viele tragen Kreuze um den Hals und Äxte im Gürtel, manche schleifen Messer, andere nehme ihre Gewehre auseinander, ölen sie, setzen sie sorgfältig wieder zusammen, führen die Magazine ein. Uri sieht einen Milizenführer eine Fahne in den Boden rammen, stilisierte Zeder auf weißem Grund, das Symbol der Revolution, ein anderer pflanzt ein grob gezimmertes Kreuz daneben, sie wirken auf ihn wie römische Standartenführer.
    Der Beschuss hat aufgehört.
    Alle paar Minuten treffen jetzt neue Verbände der christlichen Falange-Milizen ein. Was auch die PLO -Kämpfer im Lager registrieren dürften, sie wissen also, was als Nächstes auf sie zukommt, und lassen ab von den israelischen Stellungen.
    Wappnen sich.
    »He! Macht mal Platz.«
    Gidon und Mordechai klettern aus dem Innern des Merkava nach oben. Gemeinsam hocken und stehen sie auf ihrem Panzer und sehen den Falangisten bei den Vorbereitungen zu.
    Uri kann es kaum erwarten, dass die Aktion zu Ende geht.
    Er will einfach nur nach Hause.
    Bald ist es überstanden.
    Für jeden auf seine Weise.
     
    Gegen sechs erhalten sie die Information, dass es losgeht.
    Ihr Panzer ist der Letzte in der Reihe. Wie eine Torwache flankierensie den Durchgang, sodass die rund 150 Falangisten direkt an ihnen vorbei durch die Schneise gehen und das dahinterliegende Gelände betreten. So weit das Auge reicht, ist dort niemand auszumachen, nicht mal ein Hund, aber es reicht ja auch nicht besonders weit.
    Die Bewohner bleiben im Schutz ihrer Häuser. Wahrscheinlich beten sie, dass die Christen sich an den PLO -Kämpfern schadlos halten und sie unbehelligt lassen.
    Trügerische Ruhe liegt über Sabra und Schatila.
    Totenruhe.
    Auf Zahal-Einheiten wird jetzt gar nicht mehr gefeuert, doch Uri schätzt, dass die Waffenpause von kurzer Dauer ist. Bald müssten die Sniper, wie er es einschätzt, auf die Eindringlinge zu schießen beginnen, und im selben Moment geht es auch schon los, blitzt Mündungsfeuer auf, stieben die Falangisten auseinander, suchen Schutz.
    Also laden sie ihre Kanone, den Mörser, und geben den christlichen Milizen Feuerschutz, die sich entlang der Hausfassaden weiter voranpirschen. Eine Weile wird aus allen Rohren geballert, die Häuserschluchten hallen wider vom Geschützdonner, wie ein Tischtennisball wird der Lärm in ihrem Rücken zwischen der kuwaitischen Botschaft und dem Akka-Hospital hin- und hergeworfen, dann geraten die Christen außer Sichtweite, und sie haben von einem Moment auf den anderen nichts mehr zu tun.
    Sie können nicht sehen, wohin sich die Falangisten verteilen, wer sie unmittelbar bedroht.
    Sie können nur noch warten.
     
    Im Lager wird geschossen. Kurze, trockene Salven.
    Gegen 19:00 Uhr empfängt Chaim zwischen allerlei Rauschen in seinem Funkgerät merkwürdige Gesprächsfetzen.
    »– s – achen wir mit – ünfzig Frauen, die wir zusa – getrieben haben?«
    Jemand antwortet:
    »Das ist das – zte Mal – – ie mich frag – – issen genau, was zu tu –«
    »Hä«, macht Chaim.
    Setzt einen Rundruf ab.
    »Habt ihr das auch gehört? Die treiben die Frauen zusammen.«
    »Verstanden.« Jemand schaltet sich ein. »Gebe ich weiter.« Einer der Adjutanten Jarons. »Sieht oder hört sonst noch jemand was?«
    »Nein. Nur das Schießen.«
    »Und Schreien«, ergänzt der Kommandant im Panzer neben ihnen über die Funk-Zusammenschaltung.

    Stimmt. Auch Uri kann es jetzt hören. Heiseres Brüllen, und Laute ganz anderer Art, Furcht einflößend, durchdringend, schrill.
    Gequältes Singen, fast eine Melodie.
    »Was ist denn da los?«, will er wissen.
    Chaim zuckt die Achseln.
    »Keine Ahnung, sie sagen, dass –«
    Er stockt. Das Geschrei wird lauter, scheint sich über die Hauptstraße des Lagers zu nähern, von der sie nur das erste, kurze Stück überblicken. Menschen geraten ins Bild, einheitlich grau in der hereinbrechenden Dämmerung, flatternde Gestalten –
    »Frauen«, sagt Mordechai mit hängendem Kiefer. »Das sind ja tatsächlich alles Frauen.«
    Sie branden heran, eine regelrechte Stampede, fegen durch die Schneise, schneller, als die Zahal-Wachposten ihnen entgegentreten und sie hindern können, das Lager zu verlassen, krallen sich in den Ärmeln der Soldaten fest, fallen vor ihnen auf die Knie, recken die Hände zum Himmel.
    »Die Christen«, hört Uri auf Arabisch, immer wieder

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