Breaking News
beiseite. »Euer Leben in Gefahr bringen? Meines? Leckt mich, hab ich gedacht. Um Scharon ist es nicht schade, ihr wisst, wie sehr ich ihn gehasst habe –«
»Hast du nicht«, sagt David. »Nur Phoebes Vorstellung von ihm.«
» Du warst ebenso wenig ein Fan von ihm!«
»Nein, aber wenn ich gleich jedermanns Tod wollte, dessen Fan ich nicht bin, wäre ich in Gedanken ein Massenmörder.«
»Armes Kind«, sagt Miriam. »Arme Yael.«
»Schon gut.« Yael deutet mit dem Kopf auf Hagen. »Ihn dürft ihr auch bemitleiden. Ohne Tom würde ich Yossi jetzt Gesellschaft leisten.«
Miriam schaut schuldbewusst in Hagens Richtung.
»Natürlich. Entschuldigen Sie, dass wir –«
Er hört nur mit halbem Ohr hin. Eine Bemerkung dreht Loopings in seinem Kopf.
– wusste über jeden von uns Bescheid –
»Wir müssen weiter«, sagt er. »So schnell es geht.«
»Ja.« David nickt. »Das sehe ich auch so.«
»Wie bitte?« Miriam rundet empört die Brauen: »Auf keinen Fall. Ich werde niemanden wegschicken.«
»Darum geht’s nicht«, sagt Hagen. »Die Typen scheinen immer noch bestens organisiert zu sein. Putschisten im wichtigsten Sicherheitsapparat des Landes, mit Zugriff auf das komplette Überwachungsinstrumentarium. Jede Tür, hinter die wir gekrochen sein könnten, werden sie in den nächsten paar Stunden eintreten –«
»Aber Yael kann doch keinen von denen identifizieren.«
»Das konnte Yossi auch nicht. Überlegen Sie mal: Warum haben die beiden sechs Jahre lang überlebt?«
»Weil die Dreckskerle sicher sein konnten, dass sie dichthalten.«
»Nein.« Hagen schüttelt den Kopf. »Weil niemand wusste, dass es überhaupt einen Anschlag gegeben hatte. Sie würden dichthalten, stimmt, hauptsächlich aber, weil kein Mensch sie je fragen würde. – Und plötzlich erscheine ich auf der Bildfläche. Im Besitz von Beweisen, dass Scharon kaltgestellt wurde. Was genau sind das für Dokumente? Sie wissen es nicht. Tauchen Yossi und Yael namentlich darin auf? Können sie sich weiterhin auf das Schweigen der beiden verlassen? Was, wenn jemand sie in die Mangel nimmt und verhört? Es spielt keine Rolle, ob sie jemanden identifizieren können, alleine, das Attentat zu bestätigen , würde eine unkontrollierbare Kettenreaktion in Gang setzen.« Hagen beugt sich vor. »Versteht ihr? Wir bringen uns alle in Gefahr, wenn wir länger hierblieben. Wir brauchen ein Versteck, an dem uns keiner vermutet.«
Eine Weile herrscht Schweigen.
Schließlich steht David auf.
»Ein Versteck, an dem euch keiner vermutet? Der Mensch wächst an seinen Aufgaben. Gebt mir ein paar Minuten.«
Tel Aviv
In der Jewish Division erleben sie eine Überraschung.
»Kahns Familie haben wir bereits auf dem Schirm, seit die Division gegründet wurde«, klärt Adler sie auf.
»Aktivisten?«, fragt Perlman.
»Ja und nein.« Adler schiebt Schnellhefter rüber. Dreyfus ist auf dem Weg nach Kiryat Arba, sie sitzen in kleiner Runde beisammen. »Eltern und Großeltern wurden ’76 im Sinai ansässig. ’82 zogen sie nach Gaza. Yael war vier, als ihr Vater sich das Leben nahm, Kriegstrauma. Da hatte ihre Mutter die Familie schon verlassen. Lebt in New York, millionenschwer verheiratet, null Kontakt. Yael ist bei den Großeltern aufgewachsen.«
Ben-Tov blättert. »Eretz-Israel-Aktivisten?«
»Ganz im Gegenteil. Quality-of-life , mit Religion nichts am Hut. Dann gibt’s da noch eine Tante in Efrat, verheiratet mit einem Rabbi, unideologisch und pflegeleicht. Gäben wir die Westbank auf, sie würden ohne zu murren ins Kernland ziehen.«
»Und Yael selbst? Extremistische Tendenzen?«
»Nichts, wovon wir wüssten.«
»Warum überwacht die Division solche Leute?«, wundert sich Perlman. »Habt ihr sonst nichts zu tun?«
Adler lehnt sich zurück.
»Es gibt noch ein Familienmitglied.«
Grinst wie Sylvester, dem Tweetys rechter Flügel aus dem Maul hängt. Wartet, dass sie von selbst drauf kommen. Perlman wirft die Stirn in Falten, dann leuchten seine Augen auf.
» Benjamin Kahn?«
»Yaels Großonkel«, nickt Adler. »Seinetwegen haben wir die Familie im Auge behalten, bis er sich auf unsere Seite schlug. Ben hat seinerseits fünf Kinder. Durchweg stramme Gusch-Emunim-Gefolgsleute, zweite Generation, verheiratet, eigene Kinder. Wüssten die, dass ihr Vater kollaboriert, sie würden sich entleiben.«
»Oder ihn.«
»Reuben ist auf dem Weg zu Ben. Sie treffen sich in einer Stunde.«
»Wo?«
»Kiryat Arba. Reuben gilt dort als Freund der Familie.
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