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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Unternehmer und Aktivist. Er setzt sich eine Kippa auf und preist die Erlösung des Landes, das können wir hier alle ganz vorzüglich. – Habt ihr was über Yaels Freundeskreis?«
    »Im Augenblick wissen wir nur, dass sie in einer WG lebt«, sagt Perlman. »Mit einer Freundin.«
    »Wo sie bislang nicht erschienen ist«, sagt Cox. »Wir checken ihren privaten Kreis, ihre Kollegen –«
    »Wo würde sie am ehesten unterkriechen?«, fragt Ben-Tov.

    »Bei den Großeltern?«, schlägt Perlman vor.
    »Dafür müsste sie auf den Friedhof fahren«, sagt Adler.
    »Gut, ihr von der Division klappert Yaels Familie ab«, sagt Ben-Tov. »Das ist euer Revier.« Schaut in die Runde. »Vielleicht entpuppt sich die gute Yael ja als Glücksfee. Wo sie ist, dürfte Hagen nicht weit sein.«
Efrat
    Der Regen hat aufgehört. Zwischen den abziehenden Wolkenmassen starren vereinzelt Sterne zur Erde, sichere Verstecke, unerreichbar weit weg.
    Jede Lösung scheint unerreichbar weit weg.
    Hagen steht im durchnässten Garten der Cantors und lässt den Blick über die geschwungene Scherenschnittlandschaft Judäas gleiten. Auf einigen der Kuppen verteilen sich Lichter, andere sprenkeln einen Talabschnitt weiter im Süden.
    Der Rest liegt in völliger Schwärze.
    »Unprogrammierter Raum.« David tritt neben ihn, eine Zigarette zwischen den Fingern. »Ofra nennt es so. Das Dunkel. Sie stellt sich die Landschaft als das Innere eines Computers vor. Die Siedlungen im Westen, Elazar, Neve Daniel, die arabischen Dörfer – dort drüben können Sie übrigens Wadi Nis sehen –, alles Ansammlungen von Daten. Dazwischen: unprogrammierter Raum.«
    »Bis die Sonne wieder Tatsachen schafft.«
    »Gewissermaßen.«
    »Spannende Vorstellung.«
    »Finden Sie? Ich weiß nicht. Mädchen sollten von anderen Dingen träumen.«
    »Sie werden doch am Ende nicht altmodisch sein, David?«
    »Keineswegs. Nur klug. Ich versuche, nicht aus der Mode zu geraten, indem ich gar nicht erst in Mode komme .« Lacht. »Na, vielleicht haben Sie recht. Früher träumten junge Mädchen von schönen Toden. War sicher romantischer, aber auch nicht so toll. Jetzt träumen sie davon, die Zukunft zu programmieren.«
    Hagen stellt sich vor, wie jemand eine Maus bewegt und mit dem Cursor über das Westjordanland fährt.
    Siedlungen anklickt.
    Delete – Delete –
    Oder arabische Dörfer, je nachdem.

    Ein Windstoß fährt in den Garten und entlockt dem Baum am Ende des Grundstücks vielstimmiges Seufzen. David bläst Rauch in die Nacht.
    »Reden wir Tacheles, Tom. Sie müssen verschwinden. Verwandte fallen durchs Raster. Ich dachte zwar kurz an Yaels Großonkel Benjamin, er ist sehr einflussreich, aber –«
    Etwas arbeitet in Hagen.
    »Benjamin Kahn?«, fragt er aufs Geratewohl.
    David hebt die Brauen. »Sie kennen ihn?«
    »Sein Name taucht in den Daten der Jewish Division auf.«
    »Ah!« David lächelt. »Tja. Der alte Ben. Brennt für Eretz Israel. Aber die Militanten hat er auf dem Kieker.«
    »Lebt er nicht in Hebron?«, entsinnt sich Hagen.
    »Kiryat Arba.«
    »Dann dürfte er die radikale Szene gut kennen.«
    »Anzunehmen.« Zuckt die Achseln. »Wir haben wenig Kontakt.«
    »Und Yael?«
    »Die hatte nie Kontakt. Allenfalls als Kind.«
    Hagen nagt an seiner Unterlippe. »Ich muss Ihnen nicht erzählen, wer am meisten von Scharons Aus profitierte.«
    »Die militanten Messianisten«, sagt David ohne zu zögern.
    »Genau. Wenn wir uns also vorstellen, dass sie die Institutionen durchsetzt haben – sogar den Geheimdienst –«
    »Und jetzt soll Ben die Hintermänner ausfindig machen?«
    »Er hat Verbindungen.«
    »Ja, aber ob sein Einfluss reicht, Yael zu beschützen – wie auch immer. Ich habe mit einem Freund gesprochen. Er wird in einer Stunde hier sein, früher geht’s nicht. Er bringt euch an einen sicheren Ort.«
    »Und wohin?«
    David betrachtet seine Zigarette. »Ich sollte damit aufhören. Oder? Mein Gott! Raucher und ihr langweiliges Ich-sollte-damit-aufhören. Nein, sollte ich nicht!« Nimmt einen Zug, schließt genießerisch die Augen, lässt den Rauch in einem fast rituell anmutenden Akt durch die Mundwinkel entweichen. »Nablus.«
    »Was?«
    »Er bringt euch nach Nablus.«
    Hagen verschlägt es die Sprache. Nablus. Arabische Hochburg im Westjordanland, mehr noch, das Terroristenmutterschiff während der zweiten Intifada.
    Was hat der Rabbi bloß für Freunde?

    »Gute«, sagt David amüsiert. »Was dachten Sie denn? Dass Siedler und Araber grundsätzlich auf

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