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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Das fasziniert sie ungemein. Es dient ihr als Beweis, dass Frauen doch logisch denken können.«
    »David«, sagt Miriam gedehnt.
    Es kling wie »Platz!«.
    Von oben dringt Musik herab.
    »Also.« Ihr Blick wandert zu Yael. »Was ist los?«
    Yael dehnt den Moment. Holt Luft, tief Luft, als habe sie nur diesen einen Atemzug, um alles rauszulassen.
    Ungefähr so klingt es dann auch. Atemlos hetzt sie durch das Drama des heutigen Tages, als wäre sie wieder mittendrin, und in gewisser Weise ist sie das.
    David und Miriam unterbrechen sie kein einziges Mal.

    Erst als sie endet, sagt Miriam leise: »Großer Gott, Yael.«
    Nimmt sie in den Arm und hält sie eine Weile einfach nur fest, wiegt sie wie ein kleines Kind.
    »Hm.« David verschränkt mit gerunzelten Brauen die Finger. »Aber das ist nicht die ganze Geschichte. Oder?«
    Schaut Hagen an, und der nimmt den Faden auf und gibt Teil zwei zum Besten, fast schon Routine: Björklund, Silberman, Übergabe, Abhöraktion, das Gemetzel in der Wohnung der Ukrainerinnen. Und verschweigt ein weiteres Mal, dass Menschen sterben mussten, weil er in seinem Hochmut alles erfunden hat. Übers Limit gegangen ist wie in Afghanistan. Würgt an der Wahrheit, verspürt das Bedürfnis zu beichten, vielleicht, weil etwas an Davids Art zuzuhören die Wahrheit geradezu einfordert.
    Behält sie trotzdem für sich.
    Brütende Stille.
    Schließlich schüttelt Miriam wie in Trance den Kopf.
    »Du hast also – du wusstest, dass Arik – dass sie ein Attentat auf ihn planten –«
    »Ich hab’s rausgefunden«, flüstert Yael. »Leider zu spät.«
    Miriam schüttelt weiter den Kopf, als hindere sie ein Defekt im Halswirbel, damit aufzuhören.
    »Warum hast du nie was gesagt?«
    Yael seufzt.
    Ein Stoßseufzer von ganz tief unten, über Jahre angestaut.
    »Arik – ich meine, Scharon wurde bis zur OP mit Clexane therapiert. Was die Gefahr einer Embolie zwar herabsetzt, zugleich aber das Risiko einer Hirnblutung erhöht. Hinterher hagelte es Kritik. Man hätte ihm nur Aspirin geben sollen, aber im Hadassah meinten sie, es verantworten zu können. Und wahrscheinlich wäre auch gar nichts passiert, wenn – nicht –« So flüssig ihre vorherige Schilderung, so stockend dieser Vortrag. Wie ein Motor, den man immer aufs Neue starten muss. »Jemand sollte zu ihm nach Hause fahren und ihm das Zeug spritzen. Die Wahl fiel auf Yossi. Zweimal täglich ging er von da ab zur Medikamentenausgabe, quittierte den Erhalt, wurde vom Sicherheitsdienst zu Scharons Farm gefahren –« Sie setzt eine Flasche Wasser an die Lippen, trinkt wie eine Verdurstende. »Wir teilten uns ein Büro, Yossi und ich, aber es geschah kaum, dass wir zusammen drinhockten. Die meiste Zeit ist man auf der Station unterwegs, jeder von uns konnte unbeobachtet tun und lassen, was er wollte. – Bis ich eines Morgens zu früh komme. Außerplanmäßig. Yossi steht im Zimmer, so versunken, dass er michnicht hört – und ich sehe, dass er irgendwelche Arzneien vertauscht, und – es waren natürlich nicht irgendwelche Arzneien –«
    »Sondern die für Scharon«, sagt David leise. »Er hat sie gegen was anderes ausgetauscht, das ihn krank machte.«
    »Die ganze Zeit über.« Yael nickt. »Dann entdeckte er mich.«
    Hagen ist danach, laut loszulachen.
    Unfassbar!
    Wann hat je ein Lügner den Nagel so sehr auf den Kopf getroffen?
    Yael fährt fort. »Er beschwor mich, nicht gleich loszurennen. Man setze ihn unter Druck. Also versprach ich –« Ringt die Hände. »Himmel, ich wusste doch nicht, was ich davon zu halten hatte! Ich wollte ihm wenigstens die Chance geben, es zu erklären. – Kurze Zeit später rief mich ein Typ an. Nannte sich Schimon. Du hast zwei Möglichkeiten, sagte er. Vergiss, was du gesehen hast, dann – Ihr wisst doch noch, wie schnell damals das Geld von der SELA überwiesen wurde? In voller Höhe.«
    Miriam schaut Yael mit einer Mischung aus Mitleid und Entsetzen an.
    »Dafür?«
    »Vergiss alles, und wir helfen deiner Familie. Rede, und wir tun ihr weh.« Sie schluckt. »Er wusste über jeden von uns Bescheid. Wenn du jetzt losgehst, sagte er, und die Katze aus dem Sack lässt, können wir das vielleicht nicht verhindern. Aber was danach folgt, wirst du nicht verhindern können. – Und am Ende kriegen wir dich.«
    »Und womit haben die Yossi unter Druck gesetzt?«
    »Mit seiner Familie.«
    »Entsetzlich«, flüstert Miriam.
    »Was hätte ich machen sollen?« Tränen laufen über Yaels Wangen, wischt sie trotzig

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