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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Man-darf-ja-nichts-gegen-Israel-sagen-sonst-ist-man-gleich-Antisemit-Käse. Doch, man darf! Wir wollen Kritik. Aber wir wollen, dass ihr genau hinschaut. Dass ihr differenziert. Seht, wer wir tatsächlich sind. So wie wir aufhören müssen, überall Gegner zu wittern, unser lieb gewordener Opfermythos. Niemand darf auf ein Volk, eine Ethnie, herabblicken und sagen: So sind die! Mag sein, am Ende räumen wir das Westjordanland – aber vorher sollten wir uns die Mühe gemacht haben, die Menschen darin zu sehen. In all ihrer Unterschiedlichkeit. Die Welt mit dem Blick des jeweils anderen zu betrachten. Die Lösung wohnt in den Menschen .«
    Hagen betrachtet ihn. »Wissen Sie was, David?«
    »Was denn?«
    »Sie sind zu gut für diesen Planeten.«
    »Ja, das höre ich öfter.«
    »Man kann nicht jedem gerecht werden.«
    »Nein. Aber wir können versuchen, einander zu sehen .«
    »Viel Glück.«
    »Wünschen Sie das Yael.« David zögert. »Ganz ehrlich, Tom, was sind Ihre Absichten? Wollen Sie die Daten immer noch veröffentlichen?«
    Hagen lacht freudlos. »Was bleibt mir anderes übrig?«
    »Hm.«
    »Die werden erst aufhören, mich zu jagen, wenn sie keinen Grund mehr dazu sehen. Wenn alles veröffentlicht ist, können sie mich ebenso gut in Ruhe lassen.«
    Das hat er sich im Hotel überlegt. Aus der Nummer kommt er jetzt nicht mehr raus. Sie würden ihm nicht glauben, dass er alles erfunden hat, sollten sie ihn in die Finger kriegen (oder erst, nachdem sie ihn zu Tode gefoltert hätten, blasser Trost), nein – er muss es zu Ende bringen! Noch ein paar Dokumente fälschen, für den nötigen Feinschliff sorgen.
    Dann ab in die Medien.
    Und das wird gar nicht so einfach sein. Weil es nämlich nicht reicht, ein paar Zeilen im Netz zu posten. Sehr schnell sehr viel Öffentlichkeit herstellen, das ist der Weg.
    Hamburg? Ohnehin sein Auftraggeber, vor dem er 25 Riesen rechtfertigen muss.
    Er wird also Hamburg die Daten mailen –
    Hamburg wird die Daten prüfen.
    Prüfen.

    Prüfen.
    Prüfen.
    Er wird hübsch portioniert in israelischer Erde liegen, vielleicht auch im Hafenbecken von Haifa, während sie immer noch prüfen. Was wäre die Alternative? Hiesige Medien? Haaretz zum Beispiel. Deren Interesse dürfte exorbitant groß sein, ihre Vorsicht noch größer. Hagen sieht sie die Daten prüfen, während eine Kneifzange ihn seiner Finger beraubt, wer bleibt? Julian Assange, WikiLeaks, die Lösung par excellence. Weltweites Aufsehen auf einen Schlag, leider verbunden mit einem kleinen, einem großen und einem Problem von der Größe eines verdammten Dinosauriers:
    Klein: WikiLeaks veröffentlicht nur anonym, sprich, kein journalistisches Comeback.
    Groß: Hamburg will das Geld zurück.
    Dinosaurier: WikiLeaks veröffentlicht grundsätzlich in der Reihenfolge des Eingangs, und da geht gewaltig viel ein, und hinzu kommt, dass sie die Eingänge PRÜFEN , was also immer er tut, zuvor muss er es schaffen, dieses Land zu verlassen.
    David nickt. »Ihnen ist klar, dass Yael in noch größeren Schwierigkeiten steckt? Für Sie mag das Ganze mit der Veröffentlichung erledigt sein, meine Nichte werden sie weiter jagen. Sie ist eine Zeugin. Würde sie aussagen –«
    »Ja«, sagt Hagen zerknirscht. »Ich weiß.«
    Das bedrückt ihn. Aber vielleicht kann er ja was gutmachen.
    »Ich verspreche, ich pass auf sie auf«, sagt er. »Wir müssen beide raus aus Israel, dann sehen wir weiter.«
    »Sie wollen, dass ich Yael Ihrem Schutz anvertraue?«
    »Ja.«
    »Das dachte ich mir.« David seufzt. »Nun, Mansour und ich haben uns Gedanken gemacht. Da ihr in Nablus kaum euren dauerhaften Wohnsitz einrichten werdet, hat er einen Plan entwickelt, euch außer Landes zu bringen.«
    Hagen horcht auf.
    »Und wie soll der aussehen?«
    »Das wird er euch selbst erzählen. Lassen Sie ihm die Freude.«

Tel Aviv
    Das Fitnessstudio des Zentralkommandos ist gut besucht.
    Cox liegt, Kopf nach unten, Fingerspitzen an den Schläfen, auf der Schrägbank und absolviert Sit-ups. Die Muskelstränge ihres Sixpacks poppen auf, wann immer sie sich hochbiegt, linker Ellbogen an rechtes Knie, rechter Ellbogen an linkes Knie. Ein makellos definiertes vaskuläres Relief, aber sie ist unzufrieden.
    Zwei Kilos zu viel. Ein Ärgernis, das in der landschaftlichen Schönheit ihres Körpers keine sichtbaren Spuren hinterlässt, dennoch müssen sie runter. Sie verdanken sich den Kochkünsten eines Mannes, von dem sie inzwischen keinen Salzstreuer mehr entgegennehmen

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