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als das Armeeradio. Du kannst in die Politik gehen, zum Geheimdienst –«
»Es bis zur Sekretärin bringen«, höhnt Moria. »Stimmt.«
Itzik verdreht die Augen. »Entschuldige mal, Mo, meine Schwester ist beim militärischen Abschirmdienst, Auswertung von Funkverkehr, und sie kommandiert die Truppe.«
»Wusste ich ja noch gar nicht.«
»Dann höre hin und lerne.«
»Und bislang ist ihr noch keiner an die Wäsche gegangen?«
»Doch, aber mit dem ist sie inzwischen verheiratet.«
»In der Armee kommen ständig Beziehungen zustande«, sagt Schlomi achselzuckend. »Bleibt doch nicht aus.«
»Von wegen, fuck the Palestineans «, grinst Liz.
»He, das ist echt peinlich«, sagt Moria, muss aber lachen. »Willst du dich damit abgedruckt sehen?«
»Mo gibt die Heilige«, amüsiert sich Itzik.
»Tu ich nicht.« Moria beugt sich zu den beiden Deutschen vor. »Aber es ist nun mal so, dass die Armee immer religiöser wird. Versteht ihr? Problem Nummer eins, nationalreligiöse Männer weigern sich zusehends, mit Frauen zu trainieren. Huh, eine Frau! Ich erblinde. Ich könnte Haut sehen. Sündig, sündig! Zweitens, religiöse Offiziere haben es nicht so gerne, wenn Frauen befördert werden. Gar nicht gerne.«
»Aber die Religiösen sind doch in der Minderzahl, oder nicht?«, fragt der Journalist.
»Ja. Problem Nummer drei.«
»Wieso Problem?«
»Weil die Nichtreligiösen ihre Munition nicht halten können.«
»Jetzt hör aber mal auf!«, erregt sich Itzik. »Du tust gerade so, als sei der Wehrdienst eine einzige Gang Bang Party.«
»Du hattest ja auch nicht ständig die Griffel deiner Ausbilder am Hintern«, springt Yael Moria zur Seite.
»Ihr übertreibt.«
»Hey, gibt’s ’ne 24-Stunden-Hotline für Soldatinnen, die sich belästigt fühlen, oder nicht? Und da ist ständig besetzt.«
»Ich kenne jede Menge Soldatinnen, die es drauf anlegen.«
»Ach du Scheiße, Itzik.«
»Jetzt sag ich euch mal was«, erklärt Schlomi den Journalisten. »Erstens, seit zwei Jahren haben wir eine umfassende Gesetzgebung gegen sexuelle Belästigung in der Armee. Die war auch fällig, da hat Moria ganz Recht, Zahal ist schon ein ziemlich chauvinistischer Haufen. Eine andere Direktive, ganz neu, verbietet es Soldatinnen, ihre Uniformhosen tiefer zu tragen als vorgesehen. Noch Fragen?«
Abgesehen davon sind sie sich einig, dass die Armee der verbliebene Eckpfeiler des israelischen Selbstvertrauens ist.
Okay, neben Justiz und Polizei.
Die Politik ist es ganz sicher nicht.
Das war der Moment, an dem sie das Gespräch hätten abbrechen sollen. Als die Stimmung noch schwerelos war. Wenn du einmal mit Politik anfängst, hörst du nicht mehr auf.
Und die Quintessenz ist, dass sie keinem Politiker zutrauen, den Nahostkonflikt in den Griff zu bekommen.
Oder überhaupt einen Konflikt.
Schlomi: »Weltweit geht die Wirtschaft in den Keller, die Emerging Economics sind auf Talfahrt, der Nasdaq-Börsenindex ist um 50 Prozent eingebrochen. Wir haben die schwerste Rezession in der Geschichte Israels, explodierendes Haushaltsdefizit, Langzeitarbeitslosigkeit, negatives Wachstum beim Bruttosozialprodukt, Sozialhilfe wird zusammengestrichen, und was hörst du aus der Knesset? Gestammel.«
Schlomi in seinem Element. Hat sich neben Medizin noch ein paar Semester Ökonomie aufgehalst.
»Keiner von denen hat einen Plan, versteht ihr? Netanjahu hatte keinen, Barak hat keinen. Sie erhöhen die Steuern, kürzen die Transferzahlungen, bauen die staatliche Verwaltung ab, mehr fällt ihnen nicht ein. Israel war mal ein Land für alle. Jetzt wird den Reichen Zucker in den Arsch geblasen, und die Armen werden noch ärmer.«
Der Journalist mit dem Diktafon wechselt die Kassette.
»Aber eure persönliche Zukunft seht ihr positiv, richtig?«
»Meine persönliche Zukunft ist, was ich draus mache.« Liz grinst. »Und ich bin guuuut !«
»Und wo findet diese Zukunft statt? In Israel?«
»London.«
»London?«
»Am liebsten. Well, well! Ich finde London cool.«
»Und warum nicht Tel Aviv? Oder Jerusalem?«
Mit der Frage tun sie sich schwer, dabei ist sie gar nicht schwer zu beantworten. Sie müssten nur ehrlich sein.
»Kommt immer drauf an, wo du die besten Arbeitsbedingungen vorfindest«, meint Moria.
»Klar.« Liz nickt. »Als Arzt steht dir die Welt offen.«
»Und Israel ist ein kleines Land.« Schlomi. »Wir produzieren eine Menge Akademiker, Ärzte, Forscher, IT -Spezialisten, aber kriegen wir hier auch alle vernünftige Jobs? Ich
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