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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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er an Feiern denken könne, also hat er nie wieder davon gesprochen.
    Jetzt kam sie selbst mit der Idee. Und er wird alles tun, um ihr den Tag unvergesslich zu machen.
    »Du wirst es lieben«, sagt er.
    »Ach, ich.« Sie lächelt, und Jehuda sieht mit Unbehagen, wie sich Wehmut in dieses Lächeln mischt. »Das ist nicht wichtig. Hauptsache, Uri hätte es gefallen.«
    Nicht schon wieder, denkt er.
    »Weißt du –« Ihr Blick irrt ab. »Was mich angeht, wozu feiern? Wegen Uri hab ich’s all die Jahre nicht getan, und jetzt tue ich es, weil ich denke, er würde es so wollen. Es ist sein Fest.«
    Uri.
    Wie sehr haben sie gelitten.
    Wie sehr fehlt er ihnen.
    Wie sehr steht er zwischen ihnen.
    Die Toten verhängen einen Bann über die Lebenden. Es war diese Einsicht, die Jehuda schließlich dazu brachte, wieder Sonnenwärme auf der Haut zu spüren und sich bewusst zu machen, dass er lebte. Leben wollte. Nie würde er aufhören zu trauern, doch langsam, ganz langsam fand er zu sich zurück. Phoebe, das begreift er jetzt, wird nie zu sich zurückfinden. Sie könnte die Tatsache ihres Daseins feiern, stattdessen widmet sie die Party einem Geist.

    Er versucht, ihren Blick zurückzuholen. »Du tust es für dich«, sagt er sanft. »Uri ist bei uns. Er ist immer bei uns, aber das ist dein Tag. Du hast jedes Recht, ihn zu genießen.«
    »Er war zu jung«, sagt sie leise. »Er sollte nicht tot sein.«
    Wer sollte schon tot sein, Herrgott?
    Frustriert schaut er auf seine altersfleckigen Hände. Der natürliche Verfall. Das große, letzte Geheimnis.
    Empfindet Eifersucht.
    Auf einen Toten.
    Ich bin 72. Mein Sterben hat begonnen, ein, zwei Jahrzehnte noch, aber machen wir uns nichts vor, dies ist die letzte Phase unseres Zusammenlebens. Ich wünschte so sehr, wir könnten einander nah sein in der Zeit, die uns bleibt. Uns fühlen. Ich sehe dich altern, ein eigenartiger und wunderbarer Vorgang, aber gegen Uris Tod wird alles belanglos. Dies hier ist unsere Gegenwart! Lass sie uns auskosten, diesen, den nächsten, den übernächsten Moment, wir haben doch nur dieses eine Leben, das große Geschenk, lass uns einander mit Liebe dabei zusehen, wie wir runzlig und durchscheinend werden, Abschied nehmen.
    Wir sind doch das Wichtigste füreinander.
    Komm zurück, Phoebe! Die Verstorbenen berauben uns. Sie sind wie Vampire. In dem Maße, wie wir ihnen Macht über uns einräumen, werden wir zu Toten in unserem eigenen Leben.
    Doch Phoebe wird Uri nicht loslassen. Sie kann es nicht. Konnte nie loslassen. Gestrandet im Gestern. Ihre Gegenwart hält der Vergangenheit nicht stand, so wie ihre Zukunft der Gegenwart nicht standhalten wird, und am Ende wird sie nur noch aus Erinnerung bestehen.
    »Morgen fahre ich nach Tel Aviv«, sagt er betont fröhlich und geheimnisvoll. »Und da werde ich Dinge mit Leuten besprechen, von denen du keine Ahnung hast.«
    Ihr Blick findet zu ihm zurück. »Wetten, du triffst dich mit Yael.«
    »Wetten, das geht dich gar nichts an.«
    Jetzt endlich lacht sie, fährt durch sein Haar, und Jehuda fühlt sich wieder leichter werden.
    »Wie lange bleibst du weg?«, fragt sie.
    »Den ganzen Tag. Ich hau schon früh ab. Lasse dich schlafen, okay?«
    »Klingt spannend.«
    »Bild dir bloß nichts ein. Zuallererst muss ich wegen des ausgefallenen Luftbehandlungsgeräts in die Stadt.« Er grinst, nimmt sich noch eine Blätterteigrolle und steht auf. »Aber natürlich nicht nur.«
    Nein, er wird sich mit Yael treffen, raus zu Miriam und David fahren,alles im Dienste ihres Geburtstags – und er wird einen Verrat begehen, von dem Phoebe unter keinen Umständen erfahren darf.
    Er wird frühstücken. Auf der Schikmim-Ranch.
    Mit Arik.
Frieden
    Arik, in der Vergangenheit mal Phönix, mal Asche, ist Anfang der Achtziger reif für den Kehrbesen.
    Die Untersuchungskommission erklärt ihn für mitschuldig am Massaker von Sabra und Schatila, im Likud entsinnen sie sich der Regel, wonach man sich nie zwischen einen Freund und ein Exekutionskommando stellen sollte, lassen ihn fallen, er tritt zurück.
    Aus Arik, König von Israel, wird Arik, König der Straße.
    Wie eine One-Man-Band tingelt er über die Dörfer und sucht Rückhalt in der erzkonservativen Provinz und bei den Religiösen. Begin verfällt derweil in Depressionen und nimmt seinen Hut, Jitzchak Schamir rückt nach, händeringend bemüht, Israels Wirtschaft vor dem Absturz zu bewahren, was ihm so gründlich misslingt, dass er nur in Rotation mit Schimon Peres und dessen

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