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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Arbeitspartei regieren darf. Arik nutzt die verfahrene Lage, in der Asche regt sich was, ein kleiner Phönix wird Minister für Industrie und Handel.
    Schlechte Zeiten sind gute Zeiten für Hardliner.
    Und gerade werden die Zeiten so richtig mies.
    Nach Ariks Beirut-Abenteuer sind etliche neue Akteure auf der Nahostbühne erschienen. Die Amal-Miliz, schiitisch, religiös und gut bei Kasse, weil von Syrien gesponsert, treibt im Libanon schon länger ihr Unwesen. Präsident ist Amin Gemayel geworden, Bruder des ermordeten Bachir, kaum mehr als die B-Besetzung. Weder gelingt es ihm, Frieden mit Israel zu schaffen, noch die immer unübersichtlicher werdende Schar verfeindeter Bürgerkriegsparteien an einen Tisch zu bringen. Vor allem die Schiiten finden sich in Gemayels Kabinett nicht hinreichend vertreten, was Tür und Tor öffnet für die Gründung einer weiteren schiitischen Organisation, Hisbollah, »Partei Gottes« – finanziert vom Iran und noch viel religiöser.
    Überhaupt spielt Religion jetzt die entscheidende Rolle.
    In Hebron ziehen Nacht und Nebel übers Land, unbemerkt von Schin Bet und Zahal halten Fedajin und Geistliche dort konspirative Treffen ab, mauscheln in Gaza weiter und rufen die Hamas ins Leben.

    SEHR religiös.
    Israel ist von Gläubigen umzingelt, und dass mit den Vollstreckern göttlichen Willens schlecht zu verhandeln ist, lehrt der Blick in die eigenen Reihen. Gottes Soldat schaut dich an und sagt:
    Im Ernst, ich hab nichts gegen dich. Ich würde dir das Land ja geben.
    Nur, es ist seines.
    Ich darf also nicht, du verstehst –
    Und schießt dich über den Haufen.
    Arik bereitet seine Wiederauferstehung vor.
    Nachdem nun nicht mehr überall Steckbriefe mit seinem Konterfei herumhängen, geht er in bewährter Manier daran, Stühle anzusägen, indem er Peres Nachgiebigkeit gegenüber Arabern und Amerikanern vorwirft und Schamir bezichtigt, Peres die Stiefel zu lecken. Die fortgesetzte Stänkerei ist bloße Taktik, sie dient dazu, ihm eine machtvolle Basis im Likud zu schaffen, rechts von rechts, und tatsächlich zahlt sich die Mühsal seiner Landpartie aus. Keine Bar-Mizwa-Feier oder Hochzeit, auf der er in den Jahren der Verbannung nicht vorbeigeschaut hätte, sein Lager gedeiht auf dem Fundament etlicher neuer Freundschaften. Auf der Schikmim-Farm zischen und brutzeln Lilys Töpfe und Pfannen, ständig kommen Gäste zum Essen, das Ranchforum, eine Entourage hochkarätiger Berater, hält Arik auf dem Laufenden, und der entwickelt völlig neue Qualitäten:
    Leise reden und zuhören.
    Keine Wutausbrüche mehr, kein Anderen-über-den-Mund-Fahren. Der runderneuerte Arik dieser Tage lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen, ist die Gelassenheit in Person, und wenn er mal Kontra gibt, dann mit dem Lächeln eines Buddhas, sanft und verständig im Ton.
    Dafür in der Sache umso härter.
    Denn sein Ziel steht fest, und er verfolgt es Tag und Nacht mit geradezu manischer Besessenheit:
    VERTEIDIGUNGSMINISTER !
    Arik will sein Amt zurück.
    Dann allerdings geschieht etwas, das die persönlichen Ambitionen aller Beteiligten fürs Erste in den Hintergrund rückt.
    Dezember 1987, auf einer Straße in Nordgaza.
    Bremsversagen.
     
    Oder was immer die Ursache ist, jedenfalls verliert der Fahrer eines israelischen Militärlasters im Flüchtlingslager Dschabalia die Kontrolle und brettert nacheinander in zwei palästinensische Autos.

    Vier Kinder sterben.
    Vier Funken, die das Pulverfass zum Explodieren bringen.
    Die Leichen sind kaum unter der Erde, da werden Zahal-Stützpunkte von aufgebrachten Massen regelrecht überrannt, sammeln sich in Gaza-Stadt Tausende Jugendliche. In Hebron, Dschenin, Nablus, Ramallah, überall strömen sie zusammen. Eine komplette Generation, die nichts anderes kennt als Besatzung und Repression. Ihre Heimat ist steiniges Terrain, musst dich nur bücken, schon kannst du einem israelischen Soldaten eine harte Zeit bereiten, ganz ohne Knarre und Panzerfaust.
    Es hagelt Steine.
    David gegen Goliath, wie im Alten Testament.
    Sie gehen nieder auf Panzer, Patrouillen und Siedler, Steine gegen die Okkupation, die elenden Zustände in den Lagern, gegen Ungleichheit und Arbeitslosigkeit, gegen die Unerträglichkeit des Seins. Was als ziviler Ungehorsam beginnt, entwickelt sich zur blutigen Intifada. Die Welt horcht auf, Sympathien sind schnell verteilt, mit wem sympathisierst du, wenn junge, unterdrückte Menschen ihrem Zorn auf eine übermächtige Armee durch Steinwürfe Luft machen?

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