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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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halten unseren Teil der Verpflichtung ein (und entledigen uns bei der Gelegenheit gleich der unliebsamen Konkurrenz).
    »Die Hamas kann ihnen nützlich sein, Jehuda. Die PA will ja nicht selbst als Urheber des Aufstands dastehen. Also päppeln sie die Gottesfürchtigen wieder auf und schicken sie vor.«
    »Es gibt aber keinen konkreten Grund für einen Aufstand.«
    »Das ist Grund genug.«
    »Sie brauchen einen Anlass.«
    »Sie werden einen finden. Denk an den Lastwagenfahrer in Dschabalia. Israel wird ihnen einen Anlass liefern, glaub mir.«
    Und vorsorglich zieht sich der Großteil der Palästinenser, die im israelischen Kernland oder in den Siedlungen arbeiten, schon mal zurück.
    Wie Vögel.
    Du siehst den Schwarm aufsteigen, davonfliegen, fragst dich, was los ist, und wenig später, wenn das verheerende Erdbeben durchzieht, begreifst du, was los war.
    Sie haben es gewusst.
    »Ich will dich ja nicht ängstigen«, sagt Ilias. »Aber du solltest ein paar bewaffnete Wachen aufstellen.«
     
    Jehuda findet Phoebe in Gewächshaus zwei, wo sie erdige Knollen nach Größe in schwarze Plastikkisten sortiert.
    »Sind heute alle erschienen?«
    Sie hebt die Brauen.
    »Soweit ich es überblicken kann, ja. Warum?«
    Jehuda muss lächeln. Unnachahmlich, wie sie die Brauen hochzieht. In zwei Wochen wird Phoebe 70, doch dieses Brauenhochziehen hat immer noch die gleiche verführerische Wirkung auf ihn wie damals in Kfar Malal vor 52 Jahren.

    »Alles okay?« Sie versucht sein Lächeln zu deuten.
    »Ja.« Er macht eine Kopfbewegung nach draußen. »Die Monteure haben uns versetzt.«
    »Schon wieder.«
    »Ilias meint, das ist erst der Anfang.«
    Phoebe schaut auf die Zwiebel, die sie in ihrer Hand hält, und wirft sie in die nächststehende Kiste.
    »Erst der Anfang. Seit ich denken kann, höre ich diesen Scheiß. Wir leben in einem ständigen Anfang, findest du nicht? Nichts in diesem Land wird ordentlich zu Ende gebracht.« Seufzt. »Komm. Ich mache uns einen Kaffee. Wir müssen noch mal die Liste durchgehen.«
    Ihr Zuhause liegt in fußläufiger Distanz, doch sie nehmen den Wagen, um der Arbeit nicht zu lange fernzubleiben. Machen es sich auf der Veranda bequem, essen Blätterteigtaschen, trinken arabischen Mokka und blicken hinaus auf ihren kleinen, liebevoll bepflanzten Garten. Der in Jamit war größer, richtig viel Fläche hatten sie am See Genezareth zur Verfügung, aber da waren sie auch noch besser bei Kräften. Eine jüngere Phoebe züchtete dort Kräuter, Gemüse und Früchte, ein agilerer Jehuda fand nach der Arbeit Zeit, Kilometer um Kilometer an Bewässerungsschläuchen zu verlegen, eine ziemliche Plackerei.
    Es ist okay so. Der Wind flüstert in den Fächern einer mächtigen Dattelpalme, die das Ende des Gartens überschattet, und Jehuda denkt an den Tag zurück, als er sie in Jamit aus dem Dünensand grub.
    Damals war sie ein Schössling.
    Jetzt ragt sie über das Dach hinaus.
    »Also«, Phoebe bringt ihre Lesebrille in Position, »angeschrieben haben wir bisher –«
    Sie gehen die Namen durch, überlegen, ob sie jemanden vergessen haben. Tatsächlich fallen ihnen noch welche ein. Sie schreiben die restlichen Einladungskarten und stecken sie in Umschläge.
    »Das war’s dann aber. Oder?«
    »Schätze schon.« Jehuda streckt die Beine, grinst. »Oh Phoebe! Ist das nicht Wahnsinn? Dein Siebzigster!«
    »Ja. Zum Kotzen.«
    »Ach komm. Warum feierst du ihn dann?«
    »Ich feiere ihn nicht. Ich will nur einen Abend lang alle sagen hören, ich sähe jünger aus.«
    »Du siehst jünger aus. Mindestens zehn Jahre.«
    »15.«
    »Okay. Wir laden zu Deinem Fünfundfünfzigsten ein.«

    »Nein, das fliegt auf.« Sie lacht. »Spätestens, wenn ich keine Puste mehr habe, um die Kerzen auszublasen. – Apropos, sollen wir wirklich einen Caterer buchen?«
    »Klar.«
    »Ich meine nur, das wird schrecklich teuer.«
    »Na und?«
    »Ich kann doch ebenso gut selbst kochen.«
    »Phoebe! Es ist dein Siebzigster!«
    »Dieses Getue um Alter.« Sie schüttelt den Kopf. »Als wär ich eine Flasche Bordeaux.«
    »Du stellst dich nicht für 40 Leute in die Küche.«
    »Und wenn ich nur eine Suppe –«
    »Glaub mir, die können auch Suppen.«
    Klingt wie eine ganz normale Vorbesprechung.
    Aber tatsächlich ist hier gar nichts normal. Denn jahrelang hat Phoebe ihren Geburtstag ignoriert. Zu nah an Uris Todestag. Noch als Jehuda vorschlug, wenigstens zu ihrem Sechzigsten eine Feier zu organisieren, ist sie ihm fast ins Gesicht gesprungen, wie

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