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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Luftangriffen, das Vernichtungswerk israelischer Bulldozer und Panzer. Typisch palästinensisches Elend eben, das sich in Vermummung, Wut und Luftschüssen äußert.
    Doch die Westbank ist nicht Gaza. Die Westbank prosperiert. Ein leuchtendes Häusermeer ergießt sich in die Talsenke zwischen den Bergen Ibal und Dschirzim und brandet beidseitig die Hänge hinauf. Hagens Eindruck, als sie sich der Stadt von Westen nähern, ist, dass sie rapide wächst, die Peripherie eine einzige Baustelle. Wohin man schaut, wird Stockwerk auf Stockwerk geschichtet. Mansour steuert eines der Neubaugebiete an und parkt vor einem mehrgeschossigen Quader.

    »Ihr habt Glück«, sagt er. »Fast alle Wohnungen sind noch frei. Meine Frau hat die unteren beiden für euch hergerichtet, ich hoffe, Luftmatratzen sind in Ordnung.«
    »Kannst du einfach so über die Wohnungen verfügen?«, fragt Yael.
    Mansour zuckt die Achseln. »Es ist mein Haus.«
    »Das ganze Haus?«
    »Das und das nebenan. Dort wohnen wir. Glaub mir, es gibt nichts Besseres, als sein Geld in Immobilien anzulegen.«
    Es gibt offenbar nichts Besseres, als Sesampaste herzustellen.
    Er schließt auf, im Treppenhaus springt die Beleuchtung an. Es riecht nach Farbe und frischem Verputz. Die Wohnungen liegen benachbart, hier wie dort leere Räume, kahle Wände, an Drahtschlingen baumelnde Glühbirnen, dafür in jedem der provisorischen Schlafzimmer eine Insel der Wohnlichkeit. Mansours Frau hat die Luftmatratzen mit Decken und Gebirgen von Kissen drapiert, Kerzenleuchter hinzugestellt, Wasserflaschen, Teller mit Brot, Oliven und Nüssen. Aus gläsernen Schalen quellen winzige, köstlich aussehende Trauben.
    »Kommt ihr so klar?«
    Yael schaut sich um.
    »Ich weiß nicht, wie ich euch danken soll –«
    »Kein Problem.« Mansour grinst. »Bis morgen kannst du dir was überlegen.«
Tel Aviv
    Die Desk Officers haben ganze Arbeit geleistet.
    Als träufele man Zitronensaft auf Geheimtinte, werden feine und feinste Verbindungslinien zwischen Zionist Protection Services, Polizeidienststellen in Jerusalem, ultrarechten Unternehmern, radikalen Jeschiwot, Einheiten der Armee und Gusch Emunim sichtbar. Das Netzwerk spannt sich quer durch die Westbank und reicht bis tief ins Kernland, vor allem aber ein Stück zurück in die Vergangenheit, was Ben-Tov zu der Frage veranlasst:
    »Worüber reden wir hier eigentlich? Über eine Neuauflage des Jüdischen Untergrunds?«
    Das Schreckgespenst.
    Der immer wiederkehrende böse Geist.
    Israels Lord Voldemort heißt nicht Mahmud Ahmadinejad, Chalid Maschal, Ahmed al-Dschabari oder Hassan Nasrallah.

    Er hört auf den Namen HaMachteret HaJehudit.
    Jüdischer Untergrund, ein nebulöses Phänomen, das erstmals während der Zeit der großen Mythenbeschwörung nach 1967 in Erscheinung trat. Nichts ist so gedeihlich für Geheimbünde wie eine schöne, in sich plausible Ideologie wider die Staatsdoktrin. Gruppen und Grüppchen sprossen in der Westbank, Hasmonäer, Makkabäer, um der Befreiung des Landes gewaltsam auf die Sprünge zu helfen, im Weg: Araber mit Besitzansprüchen. Ein halbes Dutzend solcher Bewegungen schritt zu Untat und fand Hilfe und geistige Heimat bei Gusch Emunim, die im Schulterschluss mit rechtsnationalen Politikern fleißig an der Besiedlung der eroberten Gebiete werkelten. Mitte der Siebziger drängte dann ein neuer Trieb aus dem ideologiegetränkten Nährboden, TNT , Akronym für »Terror gegen Terror«, in Ostjerusalem brannten arabische Busse, doch so richtig in Fahrt kam der Terror Anfang der Achtziger, als TNT Gesellschaft von den organisierten Siedlern bekam.
    Von den Profis.
    War der durchschnittliche TNT -Aktivist jung, hitzköpfig und spontan (meist kam er frisch von irgendeiner Jeschiwa, zündelte gern und machte Jerusalem unsicher), erwuchs diese Bewegung aus dem fanatisch nationalistischen Establishment: gebürtige Israelis, darunter Ex-Elitesoldaten, die mühelos an Waffen und Sprengstoff gelangten, hohe organisatorische Fähigkeiten ins Spiel brachten und in der kompletten Westbank aktiv wurden. In arabischen Städten detonierten Autobomben. Der Bürgermeister von Nablus verlor beide Beine, sein Amtskollege in Ramallah einen Fuß. Bomben explodierten auf palästinensischen Märkten, etliche Verletzte. 1983 stürmten Maskierte das islamische Kolleg in Hebron, schossen um sich und warfen Handgranaten, doch erst, als auch jüdische Siedlungsgegner angegriffen wurden, klingelte in der Knesset der Wecker.
    Juden im Visier von

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