Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
Juden?
    War hier ein Jüdischer Untergrund zugange, wie die Presse titelte? Die Jerusalem Post jedenfalls sah des Grundgefüge Israels erschüttert, Al Hamischmar warf der Polizei Unfähigkeit vor, Haaretz bezichtigte die Regierung, die Konfrontation mit der gewaltbereiten Rechten zu scheuen. Der Likud sah lediglich ein paar Verrückte am Werk, was sich änderte, als Männer dabei erwischt wurden, wie sie unter palästinensischen Bussen Bomben installierten, um gleich 250 Araber auf einen Schlag an Allahs Seite zu gesellen. Schon seit geraumer Weile hatte der Schin Bet die Gruppe observiert, ohne ihr etwas nachweisen zu können, nun ertappte man sie auf frischer Tat.

    Von wegen, ein paar Verrückte.
    Das honorige Umfeld von Gusch Emunim kam zum Vorschein, teils mit besten Kontakten zur Regierung. Der Oberrabbiner von Kiryat Arba. Ehemalige Mitglieder des Gusch-Emunim-Generalsekretariats, Offiziere der Reserve, ausgezeichnete Kriegshelden, der Chef des Komitees zur Wiederbesiedlung Hebrons, und so weiter und so fort, immer höher stach der Eisberg heraus.
    Da war er, der Jüdische Untergrund.
    Israel rieb sich die Augen.
    Das Nest, das sie aushoben, schien bodenlos, in Kiryat Arba wurde ein gewaltiges Waffen- und Sprengstofflager entdeckt. Beweise häuften sich, dass die Gruppe sowohl für das Blutbad am islamischen Kolleg wie auch für die Anschläge in Nablus und Ramallah verantwortlich war. In ihrer Arbeit kam den Ermittlern die schnöde Selbstgefälligkeit der Beschuldigten zur Hilfe (»Ja, ich hatte das Privileg, diesen Mördern die Beine zu kürzen«), und plötzlich schwemmten da ganz dicke Brocken an die Oberfläche.
    Die Sache mit dem Tempelberg –
    »Was meinen Sie, Ric?«, fragt Ben-Tov.
    Perlman schreckt hoch.
    »Tut mir leid, ich war einen Augenblick –«
    »Ich sagte zu Reuben, bei allem Respekt, aber dass diese fusselbärtigen Irren den israelischen Geheimdienst infiltrieren –«
    »Sie hatten 20 Jahre Zeit, dazuzulernen«, gab Perlman zu bedenken.
    »Erinnern Sie sich an die Bilder, Ric! Aus dem Gerichtssaal. Diese Typen! Allesamt wie aus dem Katalog für radikale Frömmler.«
    »Bärte kann man abrasieren.«
    »Langsam«, sagt Dreyfus. »Richtig ist, wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen. Die Zelle war hervorragend organisiert, aber Busse und Bauwerke in die Luft zu sprengen ist was anderes, als den Schin Bet zu unterwandern. Von einem Anschlag, wie Hagen ihn schildert, ganz zu schweigen.«
    Perlman zuckt die Achseln. »Für den Anschlag auf Rabin reichte ein Einzelner mit einer klemmenden Beretta.«
    »Amir war kein Siedler.«
    »Er hatte Mitwisser und Helfer in den Siedlungen. Spielt aber keine Rolle. Es geht um das, was möglich ist.«
    »Jemandem in den Kopf schießen kann jeder Primat«, sagt Ben-Tov. »Die Medikation eines kranken Ministerpräsidenten so zu manipulieren, dass es niemandem auffällt, dafür braucht es mehr als ein paar Bombenleger.«
    Perlman lehnt sich vor.
    »Könnte auf Weinsteins Downloads was über den Jüdischen Untergrund sein?«
    Dreyfus schürzt die Lippen.
    »Möglich. Wir haben nie aufgehört, in die Richtung zu ermitteln. Besonders während der Zweiten Intifada.«
    Als die Siedlerwut über den palästinensischen Terror in Rachegelüste umschlug und mysteriöse Angriffe auf arabische Zivilisten nach sich zog. Damals wurden im Schin Bet besorgte Mutmaßungen laut:
    Jüdischer Untergrund, Next Generation?
    »Der Punkt ist, dass keiner unserer Agenten in den Siedlungen während der letzten Jahre eine Reorganisation des Jüdischen Untergrunds beobachten konnte«, sagt Dreyfus. »Und die sind bestens verdrahtet.«
    Ich weiß, denkt Perlman.
    Einer dieser Agenten zählt zu seinen näheren Bekannten. Vor zehn Jahren wurde er auf eine Frau angesetzt, deren Eltern als Schlüsselfiguren der radikalen Szene galten. Er flirtete mit ihr, machte ihr den Hof, jetzt leben sie in Kiryat Arba und haben drei Kinder. »Lügen ist meine zweite Natur geworden«, hat er Perlman erzählt. »Ich kann nicht mehr anders, nach all den Jahren. Ich belüge meine Frau selbst dann, wenn gar kein Grund vorliegt.«
    Bestens verdrahtet –
    »Auch mit Maulwürfen?«, fragt Ben-Tov
    »Welche meinen Sie?«, lächelt Dreyfus. »Ihre oder unsere?«
    Ben-Tov lacht, Perlman lacht mit. Ein bisschen Spannung entlädt sich, während er denkt:
    Vielleicht ja mit Tal Adler.
    Maulwürfe unter sich.
    Cox’ Verdacht nagt an ihm. Gerade ist sie mit Adler in der Westbank unterwegs. Er fragt sich, ob er

Weitere Kostenlose Bücher