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Idee. Ich hab Leute, die euch rausbringen können. Die Frage ist, was ihr bereit seid zu riskieren.«
»Alles«, sagt Yael tonlos.
»Auch zu investieren ?«
Da muss Hagen nicht lange überlegen. Er ist pleite, und ob Yael willens ist, seine Rechnung mit zu begleichen –
Gut, ohne ihn hätte sie ihr Leben in einem Kleintransporter beschlossen.
Andererseits wäre sie ohne ihn gar nicht erst darin gelandet.
»Von wie viel ist die Rede?«
»10 000.«
»Zusammen?«
»Pro Nase. Aber man kann auf verschiedene Art zahlen.«
»Toll.« Yael rutscht tiefer in ihren Sitz. » VISA ? AMEX ? Mastercard? Kann ich die Typen leasen? Wie hoch wär die Rate?«
»Leider nur bar.«
»Zu dumm. Gerad heute hab ich keine 10 000 bei mir.«
»Na ja.« Mansour zögert. »Diese Männer –«
»Was?« Eine Falte entsteht zwischen ihren Augen. »Ich sag euch gleich, bestimmte Dinge laufen nicht.«
»Ich meine –«
»Wenn sie schwul sind, können sie gerne mit Tom –«
»He«, fährt er auf. »Spinnst du?«
»Beruhigt euch.« Mansour lacht. »Ich wollte sagen, sie kaufen auch Informationen. Versteht ihr? Wissen.«
Hagen versteht sehr gut.
David Cantor hat den Sack geöffnet. Und die Katze ein Stückchen rausschauen lassen.
»Wie sieht deine Idee überhaupt aus?«
Der Araber schweigt einen Moment. Dann sagt er: »Ich möchte, dass eins zwischen uns klar ist. Ich bin kein professioneller Fluchthelfer, ja? Ich bin Geschäftsmann.«
Du kannst der Drache Fuchur sein, wenn du uns rausbringst, denkt Hagen, aber er versteht, was Mansour sagen will: Wir mussten überleben. Die Region hat eine wechselvolle, mit Blut geschriebene Geschichte. Nablus, Dschenin, Ramallah, ihr denkt an Terroristen, wir an Freiheitskämpfer, die es zu verstecken und zu schützen galt: Freunde, Brüder, Familienväter. Jeder Widerstand ist so effektiv wie das Netzwerk, dessen er sich bedient, und die Westbank ist das Netzwerk. Niemand im Hochwassergebiet muss sich dafür rechtfertigen, Leute zu kennen, die Gummistiefel verkaufen, niemand in Nablus dafür, Türen zu kennen, hinter denen Pässe und Dinge verscherbelt werden, die dein Leben retten können.
»Du bist vor allem ein Freund«, sagt Hagen. »Wir sind dir dankbar.«
»Kein Problem. David hat viel für mich getan.«
Hagen verzichtet darauf, nachzuhaken. Die Frage wäre vielleicht nicht indiskret, möglicherweise aber die Antwort.
»Wo also könnt ihr hin?« Mansour zeigt in unbestimmt östliche Richtung. »Direkt aus der Westbank führt der einzige Weg nach Jordanien. Über die Allenby-Brücke. Natürlich könnt ihr euch abseits der Brücke über den Jordan schlagen, aber ich kenne niemanden, der das organisiert, und alleine geht ihr in der Wüste verloren.«
»Wie bitte sollen wir über die Allenby-Brücke kommen?«, fragt Hagen.
Der einzige Grenzposten zwischen Westbank und Jordanien ist ein Nadelöhr, israelisch kontrolliert und schwer bewacht. Ausschließlich gedacht für Palästinenser, Ostjerusalemer und Ausländer mit Sondervisa. Keine Maus kommt unbemerkt über die Allenby-Brücke. Sie bräuchten erstens falsche Pässe und zweitens einen Gesichtschirurgen.
»Halb so wild«, sagt Mansour. »Yael sieht mit genügend Mascara durchaus arabisch aus.«
»Ich aber nicht.«
»Du auch. Alec Guinness hat Prinz Faisal gespielt.«
»Die haben Fahndungsfotos«, sagt Yael. »Die werden sehr genau hinschauen.«
»Und wir haben Maskenbildner. Aber natürlich bleibt das Risiko, dass ihr aus dem Wagen müsst und sie euch filzen. Euch ein bisschen zu lange ins Gesicht sehen. Außerdem dauert es, die Pässe herzustellen,und ich kann die Preise nicht beeinflussen. Bleibt Variante zwei. Von Eilat nach Akaba. Auf dem Seeweg.«
Natürlich!, denkt Hagen.
Wenn es eine Möglichkeit gibt, dann tief im Süden, wo Israel in eine Spitze mündet. Die grenzt an den Golf von Akaba, einen Ausläufer des Roten Meeres. Drei weitere Länder flankieren das Gewässer, Jordanien, Saudi-Arabien und Ägypten. Wo das israelische Eilat dem jordanischen Seehafen Akaba gegenüberliegt, ist der Golf nur knapp sechs Kilometer breit – eine Route, wie gemacht für Menschenschmuggel.
»Ein Boot wird euch rübersetzen. Im Schutz der Nacht. Die Schleuser sind erfahren. Sie kennen die Routen der Patrouillenboote und machen das nicht zum ersten Mal, trotzdem ist es gefährlich. In Jordanien bringt euch ein Mittelsmann zum Flughafen.«
»Und wann soll das steigen?«
»Ich muss telefonieren. Morgen weiß ich mehr.«
»Wie
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