Breaking News
Menschen unmissverständlich klar, wofür du stehst. Umso mehr kann ich für dich tun.«
»Ich dachte, es wäre klar, wofür ich stehe.«
»Es ist auch klar, wofür Gott steht.« Benjamin reckt das Kinn und schaut ihn unter halbgeschlossenen Lidern an. »Aber was steht für Gott, Arik? Ein brennender Dornbusch. Ein geteiltes Meer. Es sind die Symbole, die Geschichte schreiben. Ich muss auch die Skeptiker mobilisieren, die sich damals von dir und Bibi hintergangen fühlten. Liefere ihnen den sichtbaren Beweis, dass du es ernst meinst.«
Arik lässt den Blick über die Hügel schweifen. Viele der Siedlungen ringsum sind wenig mehr als eine Handvoll Häuser, mitunter stehen da nur ein paar Caravans. Etwas weiter, in einer Talmulde, sticht ein Minarett gegen das Graugrün der Landschaft ab.
Araber und Juden auf ewig verfilzt.
Du willst ein Zeichen?
Du sollst dein Zeichen haben.
Havat Schikmim, Schikmim-Farm
Tags drauf geht Jehuda neben seinem Freund her und fragt sich, warum er überhaupt noch sein Freund ist.
Er weiß, die vergangenen Jahre waren nicht leicht für Arik. Er musste verkraften, dass Barak Premier wurde, sein Sohn Omri geriet ins Visier der Staatsanwälte, weil er beim Sammeln von Spendengeldern für den väterlichen Wahlkampf das Gesetz verletzt hatte, Baraks Friedenspläne drängten ihn ins Abseits, dann brannte es auf der Schikmim-Farm. Das Dach stürzte ein, der oberste Stock wurde ein Raub der Flammen. Familienfotos, Bilder, die Samuel einst in Kfar Malal gemalt hatte, stapelweise Dokumente aus der Zeit der Staatsgründung, handgeschriebene Widmungen Ben Gurions, wertvolle Bücher –
»Alles ausgelöscht. In einer Nacht. Als habe es sie niemals gegeben.«
»Es gibt sie in deinem Kopf«, sagt Jehuda.
»So viele Erinnerungen«, sinniert Arik. »Stell dir vor, nur die Bibeln haben das Feuer überstanden.«
Ach je, die Bibeln.
Jehuda will gar nicht wissen, was Arik daraus folgert. Vergangenes Jahr, als sie ihn im Fernsehen zu dem Feuer interviewt haben, hat er von einem Zeichen Gottes gesprochen.
Ist Arik am Ende religiös geworden?
Klar. Und der Papst pilgert nach Mekka.
Im frühen Morgenlicht wandern sie eine Anhöhe hinauf. Der schmale, unbefestigte Weg führt durch bräunlich verfärbte Wiesen und wild wuchernde Sträucher. Während der Sommermonate tauchen rote und gelbe Blüten den Hügel in ein Farbenmeer, jetzt ist alles verwelkt. Aus der Ferne schauen ihnen ein paar Rinder zu, verlieren das Interesse und rupfen weiter Gras aus dem Boden.
Vor einem Grab verharren sie.
Im März ist Lily gestorben.
Lungenkrebs.
»Weißt du«, Arik geht schwerfällig in die Hocke und richtet ein paar Blumen, »ich erinnere mich an einen Tag auf der Farm, schon einige Jahre her. Wir saßen zusammen, ein paar Freunde, Lily hatte gekocht, du kennst ja ihre Küche. Und plötzlich sagte sie: Arika, du wirst niemals Premierminister sein. Einfach so. Und ich wurde, na ja, ziemlich sauer. Ich sagte, du weißt ganz genau, wie viel mir daran liegt. Wie kannst du dann so etwas behaupten? Und sie antwortete, hör mal, Arika, dafür hassen sie dich zu sehr – und mit sie meinte sie alle außerhalb des Hauses.«
Er lacht wehmütig, verloren in der Erinnerung.
»Sie hatte recht. Wie immer. Was haben sie damals nicht alles über mich geschrieben. Einige meiner engsten Freunde bezeichneten mich in den Medien als Mörder.«
Ja, denkt Jehuda.
Und wieder andere taten es in Briefen.
»Wer so was nie durchgemacht hat, ahnt nicht, was es in einem auslöst«, sagt Arik leise. »Alle waren sich einig. Ich war das Ungeheuer. Also versuchte Lily, mir die Sache auszureden: Bevor du Premierminister wirst, sagte sie, müsste sich der Staat in einer solchen Katastrophe befinden, dass es besser ist, wenn es gar nicht erst dazu kommt.«
Langsam, wie unter Schmerzen, richtet er sich auf.
»Und dann hat sie mich doch unterstützt. Mit derselben Vehemenz, mit der sie damals dagegen war. Ich solle mich nicht um sie kümmern, nur um meine Kandidatur.« Er schaut Jehuda an, seine Augen sind feucht. »Aber was hätte denn wichtiger sein können als Lily? Keine Sekunde habe ich mir gestattet, zusammenzubrechen. Du kennst mich, ich bin nicht so konstruiert, aufzugeben, hast du mich je kapitulieren sehen?«
»Nein.«
»Du weißt, dass ich nie aufgebe. Du weißt es, Jehuda.«
»Ja«, nickt Jehuda. »Ich weiß.«
Weiß, dass Arik seinen Wahlkampf Lilys wegen beinahe doch aufs Spiel gesetzt hätte. Wie besessen nach Mitteln und
Weitere Kostenlose Bücher