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machen für einen Kämpfer.«
Sein Blick ruht auf Arik.
»Für einen, der wie wir an die Erlösung glaubt, und dass kein Jude das Recht hat, Gottes Land für welche Versprechungen auch immer herzugeben.«
Und Arik denkt:
Von wem redet der? Meint der mich?
Während er fotogen weiterlächelt.
Das passiert ihm in letzter Zeit öfter. Dieses eigenartige Gefühl der Dissoziation, wenn er mit religiösen Siedlerführern zusammensitzt, siehofiert und sie ihn Freund nennen. Sich Dinge äußern hört wie: »Inzwischen weiß ich, dass es ein Fehler war, unseren Anspruch auf Eretz Israel einzig mit unserem Bedürfnis nach Sicherheit zu begründen, es ist die Bibel, die uns dazu ermächtigt« und Ähnliches mehr.
Immer häufiger drängt es ihn dann zu sagen:
»He, Moment! Bibel? Quatsch! Natürlich geht es um Sicherheit. Ausschließlich! Um was denn sonst?«
Aber das sagt er nicht.
Sie sollen ihn schließlich wählen, und Hebron spielt eine Schlüsselrolle. Das Entsetzen, als Netanjahu sich wegen Oslo gezwungen sah, den Großteil der Stadt unter palästinensische Autonomie zu stellen, steckt ihnen noch tief in den Knochen. Zwar blieben die Enklaven im Herzen der Altstadt unter israelischer Kontrolle, Kiryat Arba sowieso, aber eigentlich sah der Plan ja vor, ganz Hebron in jüdischen Besitz zu bringen. Ein weiteres Abkommen, das der Ankunft des Messias nicht eben zuträglich ist.
Gut, dass Arik seinerzeit dagegen war.
Das haben sie ihm hier nicht vergessen. Dafür entschuldigen sie sogar seine Treffen mit Abbas – nur was gerade in seinem Kopf vorgeht, würden sie kaum entschuldigen.
Ob es denn wirklich SO schlimm wäre, Jerusalem zu teilen.
Siedlungen aufzugeben.
Kompromisse zu machen.
Benjamin beschwört die Heiligkeit des Landes, Arik denkt an Anwar as-Sadat, den er für seinen Mut bewunderte, an Mahmud Abbas, der so gar nicht ins Klischee vom heimtückischen Palästinenser passen will.
An Kfar Malal.
Jahrzehnte des Kampfes. So viele Tote.
Seine Toten.
Gali, Gur, Lily. Gestorben, ohne dass er ihnen ein Leben in Sicherheit und Frieden bieten konnte. Und auch Uri Kahn ist, wenn man so will, einer seiner Toten. Eine Freundschaft ist darüber zerbrochen. Als er Phoebe damals schrieb, wie leid es ihm tue, erhielt er fünf dicht bekritzelte Seiten zurück, aus denen der Hass nur so troff, ein Wunder, dass Jehuda noch Kontakt zu ihm hält.
Wir müssen Wege der Verständigung finden, denkt er. Ich muss Wege finden. Es kann doch nicht sein, dass alles, was ich getan, woran ich geglaubt und wofür ich gekämpft habe, ein Land hervorgebracht hat, das so tief gespalten ist, in dem die Menschen unsicherer leben denn je. Ichmuss diese Gräben schließen, stattdessen sitze ich hier mit Leuten, die sie immer weiter aufzureißen.
Für GOTT .
Für ihren GLAUBEN .
Unwillkürlich hebt er die Augen zum Himmel.
Ich weiß ja nicht, ob es dich gibt, denkt er, aber wenn, möchte ich nicht mit dir tauschen.
Sie haben dich zum Sinnbild der Unversöhnlichkeit gemacht.
Schänden dich, missbrauchen dich, begehen die abscheulichsten Verbrechen in deinem Namen.
Ich an deiner Stelle würde nicht mehr AN SIE glauben.
Die Sache mit der Sintflut –
Langsam beginne ich dich zu verstehen.
»– jetzt selbst zu euch sprechen.«
Einen Moment kreisen Ariks Gedanken im leeren Raum.
»Arik?«
Ach ja. Hätte er doch beinahe seinen Einsatz verpasst. Stemmt sich hoch, tritt ans Podium, sieht die Hoffnung in ihren Gesichtern, Inbrunst und Erwartung. Plötzlich fürchtet er, die Stimme könne ihm versagen, doch im nächsten Moment erschallt sie kraftvoll wie eh und je, und er sagt ihnen, was sie hören wollen.
»Nächstes Jahr in Jerusalem!« Aufbrandende Zustimmung. »Und im Jahr darauf. – Und in allen Jahren!«
Ballt die Faust.
»Nichts und niemand wird diese Stadt teilen!«
»Du hast gute Chancen«, sagt Benjamin, als sie allein sind.
Allein heißt, vier von Ariks Bodyguards sichern die Umgebung, zwei gehen voraus, zwei hinterdrein, immer in Sichtweite. Nicht zu vergessen Benjamins Entourage, die ihnen in gebührendem Abstand folgt, wachsame, bärtige Männer mit Handfeuerwaffen.
Man weiß nie, was passieren kann.
»Den Menschen wird klar, dass sie mich brauchen«, sagt Arik. »Auch denen, die mich hassen.«
Weil die Linken mal wieder mit ihrem Latein am Ende sind. Ständig gehen irgendwo Bomben hoch und reißen unschuldige Menschen in den Tod. Im Norden zittern sie vor der Hisbollah, in der Westbank und im Süden vor der
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