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Schule. Auch wenn sich die Herrschaftsverhältnisse in Gaza und Westbank ändern (immerhin eine Entwicklung, die ihr Idol Rabin auf den Weg gebracht hat), warum sollten sie nicht dort wohnen bleiben? Die Römer haben Germanien und Britannien besiedelt, Städte sind daraus hervorgegangen, verlangt ein Deutscher, Köln niederzureißen, weil es mal römische Kolonie war? Was soll Yael gegen Siedlungen haben, sie ist in Jamit geboren und in Elei Sinai groß geworden, Phoebe und Jehuda sind Siedler, Miriam und David, und sie kennt niemanden, der toleranter und friedliebender wäre als diese ganz und gar wundervollen Menschen.
»Ich weiß einfach nicht, wofür ich stehe.«
Jehuda versenkt das Kinn in die Hände.
»Find’s raus.«
»Gern. Zeig mir eine arschlochfreie Zone. Nur Scheiße im Angebot.«
»Wahrscheinlich hast du recht.«
»Oh, super«, schnaubt sie. »Von meinem Motivator hätte ich ein klares Nein, Yael, weil erwartet.«
»Motivier dich selbst. Du bekommst Standpunkte nicht auf dem Tablett geliefert. In diesem Land ist alles widersprüchlich.«
»Ich bin inkonsequent.« Sie seufzt. »Total.«
»Schnief.«
»Mach dich nur lustig.«
»Besser inkonsequent, als konsequent das Falsche zu tun.«
»Oh Gott. Kalenderweisheiten.«
»Willst du noch eine?« Er grinst. »Keinen Standpunkt zu haben hat Vorteile, man gibt kein Ziel ab.« Zuckt die Achseln. »Ich weiß nur, dass es nicht damit getan ist, sich auf jemandes Seite zu schlagen. Und ich war ziemlich oft inkonsequent.«
»Du?«
»Bin’s immer noch.«
»Ah.« Da wird sie aber neugierig. »Bei was denn?«
Er sieht sie streng an, während seine Mundwinkel amüsiert zucken.
»Du darfst alles fragen, Yael. Nur nicht alles wissen.«
Jerusalem
Warum es kugelsichere Westen nie in Modemagazine schaffen werden?
Man schwitzt wie ein Schwein darunter.
Fünf Kilo Panzerung sind der Tod jedes Deodorants, und wenn du dann auch noch nervös bist und die Sonne auf dich runterknallt, schmorst du im eigenen Saft.
Arik verflucht das Ding.
Es klebt an ihm, zwickt und drückt ihn unter dem dunklen Anzug, immer wieder nimmt er die Sonnenbrille ab, um sich mit dem Taschentuch durchs Gesicht zu fahren und den Schweiß von der Stirn zu wischen. Der Krawattenknoten schnürt ihm die Luft ab, Personenschützer drängen sich um ihn, der Käfig aus Leibern erzeugt zusätzliche Hitze.
Ein Zeichen setzen –
Das hat er jetzt schon getan. Rund 1000 Polizisten sind über die Jerusalemer Altstadt verteilt, die Sicherheitskontrollen an den Zufahrtsstraßen verstärkt worden. Autos mit palästinensischen Kennzeichen, die versuchen, in die Stadt zu gelangen, können gleich wieder umdrehen. Helikopter kreisen über der Szenerie oder stehen mit wummernden Rotoren in der Luft, als wollten sie im nächsten Moment auf Beute herabstoßen, überall lauern Scharfschützen.
Alles, weil Ariel Scharon einen Besuch machen will.
Auf einem gewaltigen Berg Schutt, gebildet aus den Überresten zweier zerstörter Tempel und einer Mauer, den Juden heilig, sowie gekrönt von einem Hochplateau mit zwei Gotteshäusern, den Muslimen heilig.
Die explosivsten 14 Hektar des Planeten.
Und wenn einer dort oben nach muslimischer Auffassung nichts verloren hat, dann
ARIEL SCHARON .
Die blanke Provokation!
Moshe Dayan, wie stilvoll dagegen. Nach der Einnahme Ostjerusalems, als israelische Soldaten den Davidstern über den Tempelberg flattern ließen, befahl er, die Flagge unverzüglich wieder einzuholen, und übertrug der Waqf, einer islamischen Stiftung, die Verwaltung über die Anlage, aus Respekt vor dem muslimischen Glauben.
Was will der Bulldozer jetzt hier?
Die Flagge wieder hissen?
»Nein, nein«, erklärt Arik den Fernsehteams, während der Feuchtigkeitsgehalt seines Hemdes ein Stadium erreicht, dass man damit den Boden wischen könnte. »Ich bin hergekommen mit einer Friedensbotschaft. Ich glaube, wir können mit den Palästinensern zusammenleben. Ich bin zur heiligsten Stätte der Juden gekommen, um mir ein Bild davon zu machen, was hier los ist und wie es weitergeht, aber nicht als Provokation.«
Was hier los ist und wie es weitergeht?
Hm. Kryptisch.
Sein Tross wälzt sich weiter über die zum Plateau führende Mughrabi-Brücke, umtobt von Demonstranten, es wird geschrien, gebuht und Allahu akbar! gerufen, kaum dass die Ordnungskräfte sie zu bändigen wissen. Ein Höllenlärm, dabei ist Arik doch wie ein Tourist erschienen, kurz vor acht, reguläre Öffnungszeiten, »ein völlig
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