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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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normaler Vorgang«, wie er die Reporter noch wissen lässt, bevor sie sich an den Aufstieg machen.
    Normal, nun ja. Die Spaliere schwer bewaffneter Grenzschützer, Polizeifahrzeuge und Krankenwagen, die neben den Sicherheitsschleusen parken – nicht unbedingt das Bild eines sonntäglichen Museumsbesuchs.
    »Mörder!«
    Arik seufzt, geht schneller.
    Will die Sache hinter sich bringen.
    Ihm war klar, dass er es mit einer wütenden Menge zu tun bekommen würde, seit Tagen schon wettern palästinensische Verbände gegen die Visite, zu nichts anderem diene sie, als Israels alleinigen Anspruch auf Jerusalem und ganz Palästina zu demonstrieren.
    »Mörder! Du tötest den Frieden!«
    »Du hast Blut in den Augen!«

    »Sabra und Schatila!«
    Sabra und Schatila. Großer Gott, die alte Leier. Aber gut, er wusste es, nur ohne zu ahnen, dass es ihm körperlich so zusetzen würde.
    »Blut und Feuer! Mit Blut und Feuer werden wir al-Aqsa befreien!«
    »Schlächter! Bluthund!«
    Sie durchschreiten das Mughrabi-Tor, betreten das Plateau, und augenblicklich geht ein Hagel Wurfgeschosse auf die Ordnungskräfte nieder. Einige Hundert Menschen müssen hier oben sein, die jetzt versuchen, zu dem verhassten Besucher vorzudringen. Arik schnauft, eingequetscht zwischen Sicherheitsleuten, Likud-Kollegen und ein paar amerikanischen Gästen. Von hinten sichern ihn sein Sohn Gilad und dessen Freund Roni. Er ist froh, dass die beiden da sind, und hat zugleich Angst um Gilad, mehr als um sich selbst. Tupft erneut Schweiß von Stirn und Oberlippe, während sie schreien, er solle bloß nicht wagen, sich dem Dom und der Moschee zu nähern. Fühlt sich gar nicht gut. Denkt, verdammte Scheiße, ich bin 72, wozu tu ich mir das alles an, aber ich hab es so gewollt, und seien wir ehrlich, ich weiß ganz genau, wofür ich mir das alles antue.
    Hier und heute werden die Wahlen entschieden.
    Sie nähern sich der al-Aqsa-Moschee.
    Jetzt bricht erst recht die Hölle los. Weder hat Arik erwartet, hineinzugelangen, noch mit dem Gedanken gespielt, und so muss er fast lachen, als er sieht, wie sich ausgewachsene Männer wie Hunde vor die Eingänge zu den Heiligtümern werfen und sie blockieren, während zugleich die Wut in ihm hochkocht.
    Was soll das? Der Besuch war abgestimmt.
    Mit der PA .
    Mir der gottverdammten Palästinensischen Autonomiebehörde, sie hat grünes Licht gegeben unter der Voraussetzung, dass er weder den Felsendom noch die al-Aqsa-Moschee betritt.
    »Wer will denn in eure dämliche Moschee?«, knurrt er in sich hinein. »Ich bin Jude, ich habe das Recht, jüdische Stätten zu besuchen, wann immer es mir –«
    Gilad legt ihm die Hand auf den Unterarm, ein dezenter Hinweis, dass die Mikrofone der Kamerateams allzu nahe sind.
    »Wir gehen.«
    Höchste Zeit auch, Steine, Plastikstühle und Eimer fliegen durch die Luft, Tränengas wabert über das Plateau. Demonstranten, außer Rand und Band, gehen auf die Polizisten los, die sich hinter mannshohen Plexischilden verschanzen und Gummigeschosse in die Menge feuern.Aus den Augenwinkeln sieht Arik einen Jungen zu Boden sinken, er regt sich nicht mehr, Soldaten hasten, einen verletzten Kameraden zwischen sich, zum Mughrabi-Tor.
    »Mörder! Allahu akbar !«
    »Haut doch ab nach Mekka!«, platzt es aus einem der Likud-Leute heraus. »Verschwindet aus unserem Land.«
    »Arik, König der Schweine!«
    »Über den Jordan mit euch!«, schreit der Likud-Mann. »Der Tempelberg muss jüdisch bleiben!«
    »Allahu akbar!«
    Arik denkt an sein klimatisiertes Auto.
    Und als er schon fast dort ist, kann er nicht anders, er dreht sich um und sagt, was er eigentlich nicht hatte sagen wollen, wiederholt die legendär gewordenen Worte Mordechai Gurs, dessen Einheiten damals die Altstadt Jerusalems eroberten:
    »Der Tempelberg ist in unseren Händen.«
    Oh, das wird zündeln!
    Soll es doch.
    Sollen sie ihren Zorn entladen, eine zweite Intifada vom Zaun brechen, das wird ihn nur stärker machen, aus vielerlei Gründen ist er auf dieses Plateau gestiegen, hat das Zeichen gesetzt, von dem Benjamin gesprochen hat, eine beeindruckende Demonstration israelischer Stärke abgeliefert, klargestellt, dass Jerusalem nicht zur Disposition steht.
    Wartet, bis ich gewählt werde!
    DANN RÄUME ICH AUF .
Eskalation
    24 Stunden später ist das Déjà-vu perfekt. Kriege der Steine, zum Zweiten. Rund um den Tempelberg bombardieren Demonstranten israelische Sicherheitskräfte mit Wurfgeschossen jeglicher Art. Hinter dem Furor werden

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