Breaking News
jemand zu ihm ins Bett gekrochen ist und sich an ihn schmiegt, und er dreht sich um.
Yael sieht ihn im Dunkeln an.
»Ich hab Angst«, flüstert sie. »Kann ich bei dir bleiben?«
»Ja«, murmelt er. »Klar.«
Atmet ihren Duft ein, fühlt ihre Wärme.
Spürt, wie er hart wird.
Ohne etwas dagegen tun zu können, bloße Biologie, sagt er sich, doch es ist ihm peinlich, sodass er sich schnell auf die andere Seite rollt und die Beine anzieht.
Nicht, dass sie beim Umhertasten –
Im selben Moment hört er ihre gleichmäßigen Atemzüge.
Sie schläft bereits.
2004
Jerusalem
Man muss schon über eine gesegnete Hybris verfügen, um sich selbst als gottgleich zu empfinden, denkt Arik, dem Anfälle von Größenwahn nicht fremd sind. Doch an jenem Tag im Jahre 1979, der ihm gerade in den Sinn kommt, fühlte er sich klein wie eine Maus. Stand da und bestaunte die Vervierfachung eines Mannes, dem es zu wenig war, sich nur einmal in Stein meißeln zu lassen.
Ramses, Geliebter des Amun.
Ramses, Geliebter des Atum.
Ramses, Sonne der Herrscher.
Ramses, Herrscher beider Länder.
Vier sitzende Statuen, je 21 Meter hoch, und alle zeigten Ramses II ., für den angeblich die Israeliten schuften mussten, bevor Moses auf göttliches Geheiß den Exodus organisierte.
Felsentempel von Abu Simbel.
Sightseeing auf Einladung Sadats.
»Stell dir vor, ich säße da«, witzelte Arik damals.
»Dann hätten sie die Anlage doppelt so breit fassen müssen«, entgegnete sein Assistent, und sie schütteten sich aus vor Lachen, während der Führer erklärte, Ramses sei ein großer Diplomat gewesen, der erste verbriefte Friedenschluss gehe auf ihn zurück, mit den Hethitern.
Fast 50 Jahre Frieden! Das gefiel Arik.
Sein Blick erwanderte die mächtige Fassade, der Fries der Sonnenaffen, folgte der Ornamentik der Hieroglyphen.
»Was meinst du?«, überlegte er. »Werden sie so was eines Tages auch über mich schreiben?«
Der Assistent ließ sich ziemlich viel Zeit mit der Antwort.
Dann sagte er: »Kommt ganz darauf an, was du tust.«
Kommt ganz darauf an, was du tust –
Nachhall über 25 Jahre, verbunden mit der Frage, ob, was er bis jetzt getan hat, schon ein paar Hieroglyphen wert wäre.
Arik ist sich dessen nicht so sicher.
Und das, obwohl er seit vier Jahren regiert.
Man kann auch nicht gerade behaupten, er hätte in dieser Zeit wenig getan. Ganz im Gegenteil. Die Ereignisse trieben ihn bereits vor sich her, während er noch mitten im Wahlkampf steckte. Über Monate hatte Omris Team seine Wandlung zum altersweisen Landesvater betrieben. Ariel Scharon sollte für den Mainstream wählbar werden, ein Kandidat der Mitte, gestählt durch ein Leben des Kampfes und milde gestimmt durch die Einsichten später Jahre. In den besetzten Gebieten explodierte die Stimmung, Welle um Welle der Gewalt fegte über Israel hinweg, also polierten sie seine frühen Heldentaten auf, Sechstagekrieg, Bezwingung des Terrors im Gazastreifen und wie er im Jom-Kippur-Krieg das Ruder herumgerissen hatte. Der Gepriesene tourte durchs Land, sprach von der Einheit Israels, die ohne Jerusalem und die umstrittenen Gebiete nicht denkbar sei, flocht jedoch anders als früher Vokabeln wie Palästinenserstaat, Friedensinitiative und Zugeständnisse mit hinein, Begriffe, die man im linken Lager gerne hörte.
Der Wahlabend wurde ein glatter Durchmarsch.
62 Prozent aller Stimmen.
Dafür nicht eine Sekunde Verschnaufpause, um den Schreibtisch mit Familienfotos zu dekorieren. Arafat gratulierte zur Wahl, regte an, die Blockade der besetzten Gebiete zu lockern, und ließ zur Unterstreichung seines Vorschlags ein paar Selbstmordattentäter von der Kette. Seiner Natur gemäß drängte es Arik, mit Luftschlägen für klare Verhältnisse zu sorgen, doch um dem sich windenden Etwas, zu dem Israels Wirtschaft verkümmerte, wieder auf die Beine zu helfen, bedurfte es fremder Geldgeber. Traditionell spendabel waren die USA , legten indes Wert auf Zurückhaltung, außerdem hatte auch dort ein Machtwechsel stattgefunden. George W. Bush genoss es sichtlich, Präsident zu sein, Politik interessierte ihn weniger, um nicht zu sagen, sie war ihm lästig. Besonders der Nahe Osten. Schreckliche Gegend. Voll chronisch beleidigter Zionisten und Fanatiker in Betttüchern. Er wollte im Weißen Haus wohnen, beim Sonntagsgottesdienst gefilmt werden, Gesetze gegen die lästerlichen Hinterlassenschaften Clintons verabschieden und ansonsten seine Ruhe haben. Omris
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