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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Arabern leben (als Nachbarn), und sie sah, dass ihr Premier nicht nur aus taktischen Gründen in die Mitte gerückt war.
    Arik stellte sich für den Frieden gegen die eigenen Leute.
    Er meinte es tatsächlich ernst.
    Vorübergehend gab ihm das Aufwind. Der Zaun funktionierte, die Gewalt ließ nach, Arafat heuchelte Einsicht und ernannte Mahmud Abbas zum neuen Ministerpräsidenten, Arik und Abbas einigten sich auf die Durchführung der Roadmap. Abbas erwirkte eine Hudna, eine Waffenruhe, die Hudna kam und ging, mit ihr ging Abbas, frustriert, weil von Arafat kaltgestellt, der Terror entflammte aufs Neue, alles auf Anfang, nichts war erreicht. Einmal mehr steckte Arik in der Bredouille,zu allem Überfluss ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen Omri und ihn wegen Korruption, die Sache damals mit den Spendengeldern.
    Eine Verurteilung würde das Aus bedeuten.
    Und das drohte nun wirklich zum Problem zu werden.
    Kommt ganz darauf an, was du tust.
    Sein Assistent vor dem Tempel von Abu Simbel, und Karten auf den Tisch, was hatte er bislang groß getan, außer sich wie ein Tellerjongleur durch die Manege hetzen zu lassen?
     
    Nein, denkt Arik, während er dem Journalisten gegenübersitzt, all dies reicht nicht aus, um in Hieroglyphen verewigt zu werden. Wer in die Geschichte eingehen will, muss größere Fußstapfen hinterlassen.
    Und genau das wird er tun.
    Heute.
    Seit zwei Jahren trägt er sich mit der Idee. Hat vergangenen Dezember erstmals angedeutet, wie weit zu gehen er bereit wäre, und befriedigt registriert, dass es für Fußabdrücke von Kratergröße reichen dürfte.
    Es ist eine Taktik, sicher.
    Ein Trick. Es wird die Korruptionsvorwürfe schlagartig in den Hintergrund rücken, zugleich ist es mehr als ein Trick. Weit mehr. Mitunter kann er selbst kaum glauben, dass er das wirklich will. Und ihm ist klar, dass die Sache nur funktionieren wird, wenn er diesem ersten Schritt weitere Schritte folgen lässt, aber auch dazu ist er bereit. Es gibt 1000 Gründe, so und nicht anders zu verfahren, etwa –
     
    »– die demografische Situation«, erklärt er dem Mann, den er zum Frühstück in den Regierungssitz eingeladen hat. »Würden wir die Besatzung zementieren, hieße das ja nicht nur, auf ewig über ein anderes Volk zu herrschen. Es hätte zur Konsequenz, dass eine jüdische Minderheit über eine arabische Mehrheit regiert. Das wäre Apartheid. Eine Mehrheit zudem, deren Geburtenrate weit über unserer liegt! Betrachten wir Israel und die besetzten Gebiete als ein Land, würde sich das Verhältnis von Muslimen und Juden in der Gesamtbevölkerung über die Jahre dramatisch verschieben. Wäre das noch ein jüdischer Staat? Mit einer jüdischen Identität? Könnten wir den Besetzten auf Dauer Rechte verweigern, wie sie für jeden Israeli selbstverständlich sind? Müssen in einem Land nicht alle dasselbe Wahlrecht genießen? Und jetzt stellen Sie sich ein Großisrael mit einer muslimischen Mehrheit vor. Wie lange wird es dauern bis zum ersten israelischen Premier, der kein Jude mehr ist?«

    Der Journalist macht sich Notizen, und natürlich läuft auch ein Diktiergerät mit. Im Übrigen ist er nicht irgendein Journalist, sondern Joel Marcus, Mitherausgeber von Haaretz. Das Blatt gilt nicht eben als Sprachrohr der Rechten, in der Vergangenheit haben sie mit Begeisterung auf Arik eingeprügelt, doch das ändert sich gerade.
    Mittlerweile hat er dort eine regelrecht Fangemeinde.
    Und Haaretz verfügt über Macht.
    Hält das höchste journalistische Niveau im Land, ist die Stimme der liberalen Mitte, die kritische Instanz. Konsequent säkular, vehement gegen jede Besiedlung jenseits der Grünen Linie, und sei es nur, dass da ein vergammelter Wohnwagen rumsteht.
    »Im Westjordanland wollen Sie drei Siedlungen räumen?«, fragt Marcus und gießt sich Tee nach. »Richtig?«
    »Vier.«
    »Na schön, vier.« Der Journalist bläst in die heiße Flüssigkeit. »Offen gestanden, Arik, das klingt alles ein bisschen nach Augenwischerei.«
    »Es wäre ein Anfang.«
    »Gefolgt von?«
    »Schauen wir mal. Das Westjordanland ist komplex. Wichtiger ist im Moment der Gazastreifen.«
    An dem sich Haaretz mit nie versiegender Inbrunst abarbeitet. Achteinhalbtausend jüdische Siedler unter 1,3 Millionen Palästinensern. Demografischer Wahnsinn. Ein Häufchen Privilegierter, die 40 Prozent des Territoriums bewohnen, ein eigenes Straßennetz nutzen, große Teile der Strände okkupieren und vier Fünftel des Grundwassers verbrauchen,

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