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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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hier nicht. Und auch ihre Kinder nicht.« Er schaut Yael im Rückspiegel an. »Wir haben beide ein Flüchtlingsproblem. Ihr wollt sie nicht wiederhaben. Wir wären sie gern los. – Ich zeig euch was Erfreulicheres.«
     
    Sie fahren eine gewundene Straße hoch zu Mansours Lieblingsplatz. Die Stadt bleibt unter ihnen zurück, und Hagen fällt ein Gebäude auf, das in Kontrast zum lichten Ensemble der benachbarten Universität steht. Etwas Trostloses haftet ihm an.
    Er fragt Mansour danach.
    »Das da? Der Knast.«
    »Gleich neben der Uni?«, wundert sich Yael.
    »Passt doch. Hier wie da lernen sie fürs Leben. Die komplette Hamas ist dort unten eingebuchtet.« Er lacht, aber es schwingt ein unfroher Unterton darin mit. »Und ich hab die mal gewählt.«
    »Du?« Hagen ist verblüfft. »Die Hamas?«
    Mansour und die Radikalen?
    »Unsere Hamas war anders als die in Gaza.«
    »Inwiefern?«
    »Konstruktiver.«
    »Konstruktiv darin, Israel von der Landkarte zu radieren«, sagt Yael trocken. »Da kam ganz schön was rüber.«
    Mansour dreht sich zu ihr um.
    »Ja, und von euch kam ganz schön was zurück.«
    Vielleicht kein gutes Gesprächsthema, denkt Hagen, und versucht das Gespräch auf andere Dinge zu lenken. Im Nu hat er eine absurde Situation geschaffen. Und das nur, weil er Mansour mit dem erklärten Lieblingsthema der Deutschen gekommen ist.
    Als hätte er einen Wasserhahn aufgedreht.

    Mansour weiß alles.
    Er weiß, dass kein Nationalspieler mehr Länderspiele bestritten hat als Lothar Matthäus. Dass Miroslav Klose 2006 Torschützenkönig der Bundesliga war, und zwar:
    »Mit 25 Toren in 26 Spielen. Das hat den bestimmt geärgert.«
    »Wieso geärgert?«
    »Wegen dem einen Spiel. Ein Spiel! Also, mich hätte das geärgert.«
    Weiß, dass Diego de Cunha im April 2007 eines der genialsten Langdistanztore schoss: »Aus über 63 Metern Entfernung! Der Torwart zu weit rausgewagt, sind ja auch alle noch in der anderen Hälfte, und dann fliegt der Ball über ihn hinweg, einfach so über seinen Kopf hinweg.«
    Schlägt vor Begeisterung aufs Lenkrad.
    Yael schaut aus dem Fenster, als sprächen sie Klingonisch.
    Nun ist Hagen in Fußball ein As. Sachkundig flicht er ein, auch Alex Alves hätte mal so ein Superding fabriziert, und zwar –
    »2000.« Mansour nickt. »Ich erinnere mich. Das war 2000, da spielte Alves bei Hertha.«
    Na dann.
    »Woher weißt du das alles?«
    Der Araber drosselt das Tempo und steuert den Wagen auf ein künstliches Plateau. »Wenn dich was begeistert, weißt du alles darüber. Du etwa nicht?«
    »Doch, schon.«
    »Und deutscher Fußball ist der beste Fußball der Welt.«
    »Na ja.«
    »Doch, ich liebe deutschen Fußball! Auch wenn ihr keine Weltmeisterschaft mehr gewinnt. Aber ihr habt fantastische Spieler –« Sprudelt Namen hervor, bekannte, weniger bekannte, und plötzlich wittert Hagen Morgenluft, verschränkt die Finger und lässt die Knöchel knacken.
    »Wie war das gerade zum Schluss?«
    »Was?«
    »Der letzte, den du genannt hast.«
    »Andreas Müller.«
    »Den gibt’s nicht.«
    »Klar gibt’s den.«
    »Du meinst Thomas Müller. Bayern München.«
    »Nein, nein.« Mansour öffnet die Tür, sie steigen aus. »Andreas Müller. Thomas Müller kenne ich. Den kennt jeder.«
    »Es gibt einige Müllers. Gerd Müller, Hansi Müller, Joachim Müller –«

    »Andreas Müller«, beharrt Mansour.
    »Könnt ihr mal ein anderes Programm einstellen?« Yael geht an ihnen vorbei an den Rand des Plateaus.
    Mansour tritt neben sie.
    Sie lehnen sich aufs Geländer und schauen eine Weile hinaus.
    Die Aussicht ist atemberaubend.
    Von hier oben lässt sich das komplette Tal überblicken. Sie sehen die Stadt daliegen, ein weißes Schimmern, die fernen Berge im Dunst des Nachmittags. Tief unter ihnen summt, brummt und hupt der Stadtlärm, ohne sie richtig zu erreichen. Dort, wo sie jetzt sind, rauschen nur Bäume und zirpen ein paar Insekten.
    Sightseeing in Nablus.
    Als wären nicht alle Mächte der Finsternis hinter ihnen her.
    Aber der Schub Normalität tut gut.
    »Abends, im Sommer, fahren wir oft hier hoch«, sagt Mansour. Lächelt in Erinnerungen. »Hier hab ich Hanaan rumgekriegt.«
    Yael hält das Gesicht in den Wind.
    »Ich glaube, hier oben kriegt jeder jeden rum.«
    »Wunderschön, nicht? Viele kommen her. Du siehst die Sonne untergehen, wir machen ein bisschen Party. Jeder hat was dabei, zu essen, zu trinken. Ihr müsstet das mal erleben.«
    »Ja, klar. Ich wär sicher die willkommenste Person des

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