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sie mit Tom auf den Planken der Balustrade, während unter ihnen der Schnurrbärtige telefoniert, hört zu und erinnert sich an jedes Wort.
Absalon, David, Start, Container, und das alles in –
Tel Tzafit.
Tel-Tzafit-Nationalpark, um genau zu sein, auf halber Strecke zwischen Aschkelon an der Küste und Jerusalem im Osten, nur was die fünf Samariter betrifft, ist sie sich plötzlich nicht mehr sicher.
Fünf, ja.
Aber Samariter?
Umso klarer fügen sich David und Absalon in die Verzweigungen ihres Familienstammbaums ein, jener dicht geästelte Teil, der sie nie interessiert hat, sodass ihr auch jetzt nur die wenigsten Namen einfallen. Aber Absalon ist einer von vier Brüdern, das weiß sie, die ihrerseitsjeder auf eine gottgefällige Anzahl Nachkommen verweisen können, unter denen wiederum ein David aufscheint, Absalons Sohn, und Absalons Vater ist –
Westjordanland
»Ben. Benjamin.«
Mansours Wagen gleitet auf der hügeligen Umgehungsstraße dahin. Sie nehmen den kurvenreichen Weg über die Dörfer, um das Kontrollpunkt-Gewimmel entlang Jerusalems zu umfahren. Hier drängt schon mit Macht die Wüste herein. Ein paar Olivenbäume, den versandeten Böden abgetrotzt, Schafe, traditionelle arabische Ländlichkeit.
Yaels Anruf.
»Wer ist Benjamin?«, fragt Hagen.
»Mein Großonkel. Benjamin Kahn, Urgestein der Siedlerbewegung. Mit dem Teil meiner Familie konnte ich nie sonderlich viel anfangen, dieses ganze Eretz-Israel-Getue, aber man muss sagen, für das, was er repräsentiert, ist er auffallend gemäßigt. Was weniger für seine Söhne gilt.«
Die Radikalisierung der zweiten und dritten Generation.
Die Alten bemühen sich, ihre konservative Haltung zu überwinden, die Jungen kultivieren sie.
»Ruf diese Agentin an«, sagt Yael.
Hagen schnaubt. »Allmählich sollte sie uns mal was bieten für unsere Mitarbeit.«
»Darüber reden wir in Jordanien. Vorher keine Deals. Versprochen?«
»Hoch und heilig.«
»Braucht ihr noch lange?«
»Mansour sagt, zehn Minuten.«
Er wählt Cox’ Nummer.
Tel Aviv
Zehn Minuten später eilt Perlman, ein angebissenes Käsebaguette zwischen den Fingern, zum Kontrollraum, wo schon Cox, Ben-Tov, Dreyfus, Techniker und Analysten versammelt stehen.
Aus Satellitenaugen starren sie auf den Tel-Tzafit-Nationalpark.
»Was hat Hagen sonst noch gesagt?«
»Kein Wort zu viel.« Cox zeigt hoch zu den Großbildschirmen. »TelTzafit ist im Wesentlichen ein Hügel, knapp vier Quadratkilometer, ein Eldorado für Archäologen. Der Park als Ganzes umfasst die fünffache Fläche, also das komplette Areal zwischen der A6 und dem Moschaw Luzit im Osten. Nördlich grenzt der Park an Wälder und Farmland, im Süden dito.«
»Einsam, aber schön«, nickt Perlman.
»Sie kennen das Gebiet?«, fragt Ben-Tov.
»Kennen ist zu viel gesagt. Ich war da mal wandern.«
Räuspert sich. Irgendwie peinlich. Wandern im Naturschutzgebiet, als sprächen sie über die Vorzüge der Frührente.
»Signifikante Infrastruktur?«
»Nur das Kraftwerk.« Einer der Analysten richtet den Finger auf ein weißes Quadrat nordwestlich des Hügels.
»Sonst nichts?«
»Nichts von Bedeutung.«
Dreyfus tritt näher an die Bildschirme heran. Dreht sich zu den anderen um. »Welche Auswirkungen hätte ein Anschlag auf dieses Kraftwerk?«
Der Programmierer am Keyboard klickt das weiße Quadrat an. Ein Informationsfenster öffnet sich.
»Noch im Bau«, stellt Ben-Tov fest.
»Fertigstellung 2014.« Der Analyst, seinem Wesen nach begeistert von Details, geht die Fakten durch: erdgasbetrieben, Zielleistung 835 MW , kombinierte Gas- und Dampf-Technologie, hohe Effizienz bei gleichzeitiger Reduzierung der Stromkosten, verringerter Ausstoß von Treibhausgasen –
Ben-Tov hebt genervt die Hände.
»Verschonen Sie mich mit dem Schmonzes. Welche Bedeutung hat das Ding für Israel?«
»Äquivalent zur Gesamterzeugungsleistung des Landes – also, da reden wir von sieben Prozent. Das nationale Stromnetz würde in erheblicher Weise profitieren. Tzafit liegt im Nord-Süd-Schnittfeld.«
Einen Augenblick hängt jeder seinen Gedanken nach. Dass Israel unter chronischer Energieknappheit leidet, ist nicht neu. Spätestens seit Beginn der industriellen Blüte übertrifft die Nutzung das Angebot, als Folge zählen Anschläge auf Kraftwerke zu den Albtraumszenarien der Geheimdienste.
Aber Tzafit ist nicht mal am Netz.
»Ein privater Betreiber«, konstatiert Perlman.
»Dalia Power Energies.« Der Analyst nickt. »Tzafit wäre das
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