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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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verbittert.
    Er war auch mein Sohn.
    »Ja, es ist deinetwegen! Weil du hier draußen vor die Hunde gehst. Außerdem habe ich nie geschworen, ihn nicht anzurufen.« Seine Zunge, ein losgerissenes Pferd. »Und für mich ist er auch nicht Uris Mörder, er hat vielleicht Fehler gemacht, aber er ist immer noch mein –«
    Sie starrt ihn aus rot unterlaufenen Augen an.
    »Dein was?«
    Jehuda atmet tief durch, zwingt sich zur Ruhe.
    »Ich fahre jetzt nach Jerusalem«, sagt er. »Schaue mir dort die Unterlagen an. Danach werden wir zwei uns gemeinsam für eine Wohnung entscheiden, und dann –«
    Phoebe summt etwas, blickt nacheinander in alle möglichen Richtungen.
    »– versuchen wir, die Dinge ins Reine zu bringen.«
    »Mmmmm mmm mmmmm –«
    »Unser Leben ins Reine zu bringen.«
    »Du willst unser Leben ins Reine bringen? Schaff Uri zurück.«
    Verdammt noch mal!
    »Er kommt nicht zurück.«
    »Was willst du dann bitte ins Reine bringen?«
    »Phoebe«, fleht er. »Wie sollen wir je unsere Trauer bewältigen, wenn wir uns weiter den Quatsch einreden, Arik hätte unseren Sohn auf dem Gewissen? Diese ganze verfluchte Situation hat ihn auf dem Gewissen. Alles hier. Wir können vor lauter Hass nicht trauern, das ist das Problem dieses ganzen Konflikts. Das muss doch mal enden, auf beiden Seiten, sonst werden nur weiterhin Menschen –«
    Sie wendet sich ab, geht.
    Hört ihm schon nicht mehr zu.
    »Ich sehe jedenfalls nicht tatenlos zu, wie du vor lauter Stolz an einer Lungenentzündung krepierst«, ruft er ihr hinterher.
    »Viel Spaß in Jerusalem, Jehuda.«
     
    Der Wagen röchelt, als wolle auch er sein Missfallen bekunden.
    (Jetzt spring schon an.)
    (Los doch!)

    Er liebt den alten Land Rover, jahrelang hat er gute Dienste geleistet, aber in letzter Zeit entwickelt er Macken.
    So wie wir alle, denkt er. Altersmacken.
    Widerlich.
    Endlich ertönt das protestierende Knattern des Sechszylinders, er lenkt den Wagen auf die A4 Richtung Aschkelon, schaltet sich durch die Gänge, gibt Gas, zitternd liegt seine Rechte auf dem Hebel.
    Er ist stocksauer.
    Gerade könnte er Phoebe auf den Mond schießen, vornehmlich aber richtet sich seine Wut gegen sich selbst und seine elende Oberflächlichkeit. Ein bisschen Rebell, ein bisschen liberal, ein bisschen Siedler, ein bisschen einverstanden mit allem, solange man am Ende des Tages nur seine Ruhe hat. Ein Leben ohne verbindliche Standpunkte, da hat Yael den Finger in die Wunde gelegt.
    Ohne Größe.
    Größe des Denkens, des Handelns.
    Die Größe zu sagen: Was Arik getan hat, geschah für Israel, selbst wenn es schiefging. Phoebe folgend, hätte er jeden erdenklichen Grund, Arik zu hassen, aber dazu muss man aus allen erdenklichen Ursache-Wirkungs-Verkettungen die eine herauslesen, die der persönlichen Legendenbildung am besten zupasskommt, und am Ende wie vieler Verkettungen steht –
    Versöhnung.
    Eine Chance.
    Etwas ganz und gar anderes, als es sich auf den ersten Blick darstellt.
    Arik hat uns zwei Mal unser Zuhause genommen. Und wenn es sich nun als historisch richtig erweist? Ebenso gut möglich, dass es historisch falsch war, aber wenigstens handelt er überhaupt. Wagt etwas so Ungeheures, dass heutige Generationen noch gar nicht absehen können, als was dieser Mann in die Geschichte eingehen wird.
    Stell dir vor, er räumt die Westbank.
    Beendet das Siedlungsabenteuer, das er selbst in Gang gesetzt hat.
    Was kommt danach?
    Noch mehr Krieg? Oder Frieden? Endlich, Seite an Seite mit einem palästinensischen Staat. Wäre es das nicht wert? Auch wenn es weitere Opfer erfordert? Menschen wollen immer, dass die Dinge geregelt werden, doch wehe, sie sind persönlich betroffen.
    Arik hat uns Kummer bereitet, oh ja.
    Aber sich selbst ganz bestimmt den größten.
    Wie einsam muss er sein! Ich hingegen? Wann hätte ich je etwas getan, das sich nicht darin erschöpfte, meiner Familie das bestmögliche Leben zu bieten? Was ja auch einiges wert ist, eine Menge sogar, aber wann wäre ich je für etwas Größeres eingetreten?
    Etwas, das größer ist als man selbst?
    Und dann denkt er:
    Wie kann ich Phoebe vorwerfen, sie biege sich die Realität zurecht, wo ich selbst nie etwas anderes getan habe?
    Oh, Phoebe!
    Meine große, unsterbliche Liebe Phoebe.
    Wie pathetisch ihm plötzlich zumute ist.
    Wenn das hier überstanden ist, denkt er, schaffen wir uns einen neuen Wagen an. Komisch, dass ihm das in den Sinn kommt. Andererseits, den Motor neu anwerfen, hübsch symbolisch. Wir werden alles neu

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