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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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wieder dieser Schwindel.«
    Klar, denkt sie. Blutdruck 220. Du müsstest noch ganz andere Symptome aufweisen, Kurzatmigkeit, Nervosität, Müdigkeit, Kopfweh. Für das, was ich mit dir anstelle, hältst du dich wie ein Fels.
    Noch.
    »An deinem Blutdruck kann’s nicht liegen«, sagt sie.
    »Nein.« Er zuckt die Achseln. »Vielleicht mach ich mir ja auch einfach zu viele Sorgen.«
    »Um was?«
    »Um Israel. Wenn sie mich in vier Tagen operieren, werde ich eine ganze Weile in Narkose liegen.«
    Yael packt die Medikamentenbox und die Spritzen aus.
    »Wär’s dir lieber, sie pflanzen dir das Ding ohne Betäubung ein?«
    »Manchmal denke ich fast, ja. – Na, nicht wirklich. Aber in der Zeit bin ich handlungsunfähig. Ich kann das Land nicht regieren.«
    »Ich dachte, Olmert springt für dich ein.«
    Ehud Olmert, sein Vize. Arik winkt ab.
    »Ehud hat mein ganzes Vertrauen. Das ist es nicht. Einfach der Gedanke, das Land im Stich zu lassen –«
    »Tust du nicht. Sind nur 24 Stunden.«
    »In 24 Stunden kann eine Menge passieren.«
    Sie schaut sich um. Im Bienenstock herrscht auffallend wenig Gesumm, lediglich die Bodyguards drücken sich in der näheren Umgebung herum.
    »Wo sind eigentlich alle?«
    »Unterwegs in Jerusalem. Auch der Hofstaat hat seine Bedürfnisse.« Er lacht. »So viel Stille bin ich gar nicht gewohnt.«
    »Sollen wir rüber ins Wohnzimmer gehen oder gleich hier –«
    »Später. Lass uns ein paar Schritte spazieren gehen.«
    Spazieren?
    Geht nicht! Vergiss es! Keine Zeit!, will sie sagen –
    Will sie nicht sagen.
    Tatsächlich scheinen sich die Spritzen und die Medikamentenbox vor ihren Augen in widerwärtige Insekten zu verwandeln, während Ariks Vorschlag einen kumpanischen Reiz entfaltet, komm, lass uns zusammen türmen, uns ins Abenteuer stürzen, Spaß haben, vergiss das Zeug da, ich nehme dir die Bürde jetzt von den Schultern, einfach indem ich dein Konzept umschmeiße.
    »Ja – gut.« Sie lächelt schwach. »Wenn du meinst.«

    »Es ist so schön draußen«, sagt er. »Wer weiß, wann es wieder so schön sein wird.«
     
    Die Personenschützer halten Abstand, meist sieht man sie nicht mal. Nur hier und da einen Landarbeiter, und natürlich Tiere.
    Sie sind praktisch allein.
    Yael trottet schweigsam an Ariks Seite dahin, sein Schäferhund läuft ihnen voraus. Ein Pfad führt vom Haus weg abwärts, hindurch unter licht gepflanzten Bäumen, deren herabgefallene Blätter sich zu einem bräunlichen, weiß getupften Teppich geschlossen haben. Es knirscht, als sie darüber hinweggehen, gefrorener Atem steht vor ihren Gesichtern. Die Sonne hat sich hinter Schleiern verzogen, wodurch die Szenerie noch friedvoller wirkt. Ein Ort, der einem das Gefühl vermittelt, angekommen zu sein.
    So friedlich, dass es schmerzt.
    »In wenigen Monaten blüht hier alles rot«, sagt Arik vergnügt. »Anemonen.« Formt mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis. »So große. Da! Schau mal.«
    Yael bleibt stehen.
    Sieht eine kleine Rinderherde, vielleicht 100 Meter entfernt, auf einer Hügelkuppe auftauchen und westwärts ziehen –
    (Westwärts, yeah, gewaltige Bisonherden, sag ich Ihnen, hab’s mit eigenen Augen gesehen, der Teufel soll mich holen!)
    – einen Bullen mit mächtigem Brustkorb, halbwüchsige Kälber im Schutz größerer Leiber, die sie abschirmen.
    »Wie viele sind das?«
    »Drei, vier Dutzend. Sie gehen zur Tränke.«
    Eine Weile schauen sie den Tieren zu, schlendern weiter.
    »Manchmal in Kabinettssitzungen –« Arik grinst. »Immer mal wieder kommt jemand und steckt mir einen Zettel zu. Seit Jahren geht das schon so. Mitten in der Debatte. Ich werfe dann einen Blick auf diesen Zettel, und egal, wie die Stimmung bis dahin war, plötzlich sehen mich alle zutiefst befriedigt. Und jedes Mal denken sie, warum, verdammt? Was hat er jetzt wieder für einen Trumpf im Ärmel, welche Nachricht haben sie ihm da überbracht, was hat er vor?« Seine Worte sind zerhackt von Gelächter. »Ich sage dir, das ist psychologisch von großem Nutzen.«
    »Und was steht auf diesen Zetteln?«
    »Eigentlich immer dasselbe. Geburt eines gesunden Kälbchens.«
    Jetzt muss auch Yael lachen, gegen ihren Willen.

    »Im Ernst?«
    »Keine Nachricht kann schöner sein! Der innigste Moment auf einer Farm ist, wenn eine Kuh kalbt.« Er breitet die Arme aus. »Was soll ich sagen, ich bin ein Landei, Yael! Meine Familie, Eltern, Großeltern – alles Bauern. Das geht Generationen zurück.«
    »Warum bist du nicht auch Bauer

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