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Juden müssen nicht länger umherziehen, wir retten einen Traum.
Sie hat sich von den Messianisten einspannen lassen.
Von den nationalreligiösen Hardlinern, den schlimmsten, die auch Rabin auf dem Gewissen haben. Schimon kannte jeden einzelnen ihrer wunden Punkte, er wusste genau, wie er sie manipulieren konnte.
Sie hat einen entsetzlichen Fehler begangen.
Im verlöschenden Abendlicht, auf diesem Hügel an Lilys Grab, kommt Yael zu sich.
Sieht, was sie getan hat.
Und warum.
Die Beine drohen ihr wegzusacken, sie ergreift Ariks Hand.
Wie konnte sie nur – wie war es nur möglich –
»Yael«, sagt Arik mit besorgter Stimme. »Du bist ja eiskalt.«
Oh ja. Da sagst du was!
»Mist! So ein Mist! Die haben die falschen Spritzen eingepackt, die falschen Medikamente. Und ich hab nicht richtig hingesehen. Oh, Scheiße, Arik, dein Fahrer muss mich sofort zurückbringen, sofort.«
Im Affenzahn ins Hadassah.
Rennt ins Arztzimmer, kein Yossi, gut so, der hätte ihr noch gefehlt mit seiner Vorwurfsmiene, die regulären Medikamente, ein Glück, dass sie die heute noch nicht entsorgt hat, die Spritze –
Nein, sie kann ihm unmöglich weiter Verdünner –
Kochsalzlösung, genau, er darf überhaupt keine Verdünner mehr bekommen, spritz ihm Kochsalzlösung.
In den Rucksack, wieder nach unten.
Autobahn.
»Können Sie schneller fahren?«
Halb so wild, Yael, das ist doch nicht schlimm, ob ich das Zeug nun zwei Stunden später kriege –
»Fahren Sie schneller. Bitte.«
He, nicht weinen, das bleibt unter uns.
Durch die Nacht.
Landstraße.
Farm.
Arik mit großen Augen, nur eine Stunde haben sie für beide Strecken gebraucht, jetzt nicht zittern, ruhig –
Setzt ihm die harmloseste Spritze, die sie je gesetzt hat, gibt ihm seine blutdrucksenkenden Mittel, misst – 220. Oh Gott, noch drei Tage bis zur Operation, sie MUSS seinen Blutdruck runterfahren, drei verdammte Tage.
Was hat sie bereits angerichtet?
Was ist noch zu retten?
2. Januar.
Arik perlender Laune, aber sein Blutdruck –
3. Januar.
Marginal besser. 200. Geht ihm gut, telefoniert mit Olmert, sie besprechen Eventualitäten, was in den 24 Stunden alles so passieren kann, während deren er –
(Alle? Ihr kennt gar nicht ALLE Eventualitäten!)
– in Narkose liegen wird, Yael hat die Dosis der Blutdrucksenker erhöht, kein Clexane mehr, Kochsalzlösung –
4. Januar.
Blutdruck gefallen. Morgen setzen sie ihm das Ding ein, offenbar erholt er sich von ihrem mörderischen Wirken, vormittags ist er guter Dinge, nachmittags auch, hat um halb fünf sein Büro in Jerusalem verlassen, 18:00, Medikation –
»Halt mir die Daumen für morgen.«
(Glaub mir, ich hab noch NIE jemandem, den ich so sehr gehasst habe, SO SEHR die Daumen gehalten!)
»Klar.« Umarmt ihn.
Rückfahrt, Tel Aviv, abendlicher Rapport an Schimon, jetzt ist Schimon es, den sie belügt, die Drecksau –
»Deine Aufgabe ist erledigt, Yael.«
»Ja.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass er so lange durchhält.«
»Hör auf, den Doktor zu spielen. Die Wirkung wird schon eintreten bei allem, was ich ihm verpasst habe.«
»Du bist eine Heldin, Yael.«
( FICK – DICH – INS – KNIE !)
Das Ende
20:45. Ihr Handy.
Hockt in Tel Aviv vor dem Fernseher, als es klingelt, stopft Schokolade in sich hinein. In den Nachrichten sagen sie, für die Dauer der nächsten ein, zwei Tage lägen die Regierungsgeschäfte in den Händen Ehud Olmerts. Arik wird mit einem weisen Stammesführer verglichen, bemerkenswert, dass dieser Mann, der zeitweise den Abscheu der ganzen Welt auf sich vereint habe, nun von so vielen Menschen geliebt werde, vom Hardliner zum Friedensaktivisten, ganz sicher werde morgen alles gut gehen.
Das Land hofft.
Die Welt hofft.
Yael geht ran.
Es ist Inbal, Ariks Schwiegertochter.
Auf der rasenden Fahrt zur Ranch versucht sie fieberhaft, aus Inbals Wortschwall Rückschlüsse auf Ariks Zustand zu ziehen. Beim Telefonieren mit seinem Jerusalemer Büro sei denen dort aufgefallen, dass Arik mit merkwürdig schwacher Stimme spreche, jetzt liege er auf dem Sofa und sei kaum noch zu verstehen –
Embolie oder Blutung, denkt Yael. Betet um eine Embolie. Was schlimm genug wäre, aber mit einem Blutgerinnsel ist er schon einmal fertiggeworden.
Eine Blutung hingegen –
Vor ihr bahnt sich mit flackerndem Blaulicht der Ambulanzwagen seinen Weg durch den Verkehr.
Sie kommen schnell voran.
21:15.
Laufen ins Wohnzimmer, Ariks linke Körperhälfte gehorcht ihm
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