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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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jede Bildung. Was können sie schon? Was vermittelt sich ihnen in ihrer Unwissenheit, außer dass die Juden ihnen die Grundlage ihrer Existenz gestohlen haben?
    »Mit der Anmerkung, dass eure großartige Nationalbewegung das Geld zur Verbesserung des Bildungswesens hübsch in die eigene Tasche steckt«, sagt Schalom. »Hätten die Briten keine arabischen Schulen gebaut, würdet ihr heute noch Türkisch sprechen.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass die Araber keine Schuld tragen.«
    »Und ist es nicht seltsam, dass eure Führer, die sich so sehr gegen unsereifern, kein Problem damit haben, ihr Land an Juden zu verkaufen, solange nur der Preis stimmt, womit sie sich jeder Verantwortung für die darauf lebenden Menschen entledigen?«
    »Stimmt.«
    »Außerdem behandelt ihr Stadtaraber eure Landsleute vom Acker mit einer Verachtung, die Juden ihnen niemals entgegenbringen würden.«
    Verrat auf der ganzen Linie also, der einen Haufen Verlierer hervorbringt. Sie suchen Zuflucht in billigen Vergnügungen, beginnen zu saufen, hängen in Kinos, Kasinos und Kneipen rum, verspielen, was sie nicht bei den Nutten gelassen haben, vernebeln sich in dubiosen politischen Schwafelrunden das Hirn mit Drogen, bis sie ihr letztes bisschen Stolz verloren haben.
    »Und dann kommt ein Imam.«
    Konfrontiert sie mit ihrer Erbärmlichkeit. Führt ihnen die Sündhaftigkeit und Ausweglosigkeit ihres Daseins vor Augen.
    Nur einer kann sie noch retten.
    Allahu akbar!
    »So viel zu deinem Triumph der Aufklärung. Wenn die Religion sich der Verzweiflung bemächtigt, ist mit Argumenten nichts mehr auszurichten. Dann steuert kein Kopf mehr das Tier, kein Hirn. Nur noch Gottes Wille und der Wille der Imame.« As-Azuri lächelt. »Oder der Bischöfe und Rabbiner. Wir wollen ja fair bleiben.«
    In diesem Licht, denkt Schalom, ist die Balfour-Deklaration tatsächlich Makulatur und die Frage nach guter Nachbarschaft –
    Nein! Es muss einen Weg geben.
    »Wir dürfen den Religiösen nicht das Feld überlassen«, sagt er. »Und auch nicht den blindwütigen Nationalisten.«
    »Ich fürchte nur, deine Einsicht kommt zu spät.«
    »Du weißt, was Faisal damals gesagt hat: Die Juden stehen den Arabern nahe, zwischen beiden Völkern gibt es keinen Konflikt der Charaktere. Und er hatte recht! Solange Menschen wie wir, Tufik, miteinander reden, wird die Vernunft siegen. Juden, die mit Arabern, Araber, die mit Juden befreundet sind –«
    »Oder mit Engländern«, grinst Carmichael und stellt eine neue Schale Nüsse vor sie hin.
    »Das zuallererst«, lacht Schalom.
    Er hebt sein Glas mit der sonnenfarbenen Limonade, prostet seinen beiden Freunden zu, und einen Moment lang herrscht das wohlige Gefühl des Einvernehmens am Tisch.
    Unter der Tischplatte klebt ein Paket.

    Mit einem Zünder.
    Und einer Zeitschaltuhr.
    Vielleicht hat es ein arabischer Nationalist, vielleicht ein jüdischer Revisionist dort angebracht, Istiqlal oder Irgun, im Ergebnis macht es keinen Unterschied.
    Das Dynamit reicht, um Carmichaels Café in eine lodernde Hölle zu verwandeln.
    Bis nach Jaffa ist die Explosion zu hören.

1944
    Spätestens mit Schaloms Tod rückt Benjamin wieder aus dem Mittelpunkt, auch aus dem des Bedauerns.
    Das Problem ist, dass nun niemand mehr Zeit für ihn hat. Rachel und Jehuda schuften auf der Farm wie die Pferde, Arik findet Erfüllung im Wachdienst des Moschaws und entwickelt unvermutete Anführerqualitäten, sodass er als Ausbilder in die Gadna berufen wird, die paramilitärische Jugendorganisation des Jischuw. Der einstige Außenseiter erlebt seine Schwanwerdung, macht durch Mut, Disziplin und strategische Intelligenz von sich reden, Jehuda bekommt stattliche Muskeln und einen breiten Rücken. Wir halten zusammen, versichern sie Benjamin, vornehmlich an ihrer eigenen Zukunft interessiert. Was zu verstehen ist, nur hadert Benjamin jetzt noch mehr mit sich.
    Warum bin ich hier?
    Was ist meine Aufgabe?
    Es muss doch einen Sinn haben.
    Und der Sinn heißt –
    GOTT .
    Erst mal aus pragmatischen Erwägungen. Wenn du nichts wert bist, also glaubst , dass du nichts wert bist, gibt es immer noch eine Instanz, der du was wert sein musst , weil sie dich andernfalls nicht erschaffen hätte.
    Logisch. Oder?
    Gott hat also einen Plan.
    Einen Plan, den Benjamin drauf und dran gewesen ist zu durchkreuzen, indem er versuchte, ein Draufgänger zu werden. Also ließ Gott ihn bei seiner Schussfahrt über den Lenker absteigen, um klarzustellen, dass er diesen großartigen Jungen

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