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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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die Ansammlung schweifen. »So, wie alles geheim gehalten wurde.«
    Humor hat er, das muss man ihm lassen.
    »Akte verhängen.« Rachel schüttelt den Kopf. »Was für ein Unsinn. Das ist doch Kunst.«
    Schon, aber die Unabhängigkeitserklärung soll vor den Augen und Ohren aller wichtigen Repräsentanten des Jischuw verlesen werden, dazu gehören eben auch religiöse Vertreter, und – Moment mal! –, fiel den Organisatoren plötzlich siedend heiß ein, hängen da nicht überall nackte Weiber an der Wand?
    Schnell, ein paar Tücher!
    »Huren zu malen und es als Kunst auszugeben, macht es nicht besser«, schnaubt Leah in dem hochmütigen Tonfall, den Rachel nicht ausstehen kann.
    Aha, Huren, denkt Jehuda.
    Und wer sind dann die Zuhälter?
    Michelangelo, Rubens, de Goya, Picasso, Matisse?
    »Sei nicht so streng.« Benjamin umfasst Leahs Schultern und schickt ein entschuldigendes Lächeln in die Runde. »Wenn es dazu dient, meinen Bruder in ein Museum zu locken, hat es meinen Segen.«
    Jehuda verkneift sich jede weitere Bemerkung.
    Heute ist nicht der Tag, jemanden zu brüskieren.
     
    Heute ist der Tag, der Fakten für die Ewigkeit schaffen soll. Auf die letzte Sekunde, wie schon in den Tagen davor.
    Alles unter Zeitdruck.
    Am 12. April ist die Minhelet HaAm, der provisorische Nationalrat, zusammengekommen, um darüber zu befinden, ob man der amerikanischen Initiative folgen und erst mal nur die Bildung einer offiziellenRegierung oder aber gleich die Unabhängigkeit erklären soll. Ersteres würde einen Waffenstillstand mit den Arabern begünstigen, die ihrem Unmut seit November freien Lauf lassen, doch defensiv war man lange genug, also Staatsgründung.
    Aber in welchen Grenzen?
    Die UN haben ihren Vorschlag dazu unterbreitet. Auf der Karte sieht das jüdische Nationalgebilde aus wie ein in Stücke gerissener Pfannkuchen, ein loser Verband von Enklaven, mit Jerusalem als neutraler Zone unter internationaler Aufsicht.
    Flickwerk, wie Ben Gurion anmerkt.
    Immerhin, ein hebräischer Staat.
    Wie lange haben sie darauf gewartet.
    Drei Jahrzehnte –
    Zwei Jahrtausende –
     
    Letztlich, was spielt es für eine Rolle? Vom Terror zermürbt, ist das Empire schließlich eingeknickt. Hat den Vereinten Nationen, wie sich der Völkerbund in zeitgemäßer Umetikettierung nennt, das Mandat vor die Füße geworfen, nachdem man ein Vierteljahrhundert lang bemüht war, das Versprechen der Balfour-Deklaration einzulösen, mit dem Resultat zerrütteter Verhältnisse.
    Jetzt sind die Briten sauer.
    Palästina?
    No longer our cup of tea.
    Zwecklos, der amtsmüden Mandatsmacht ihren Rückzug ausreden zu wollen. Was Ben Gurion durchaus versucht. Nicht, weil er die Briten so sehr liebt, doch er weiß, dass seine Hagana, auch wenn sie fast schon eine richtige Armee ist, einem Krieg mit den Arabern längst noch nicht gewachsen wäre. Und zu dem wird es unweigerlich kommen, sollte die Region in die Unabhängigkeit entlassen werden.
    Der Jischuw braucht Zeit, argumentiert Ben Gurion.
    Ein paar Jahre noch.
    Schön und gut, aber Clement Attlee, neuer britischer Premier und alles andere als zionistenfreundlich, braucht die öffentliche Meinung (gerade nicht sehr Palästina-gewogen), seine Soldaten zu Hause und Irguns Terror wie ein Loch im Kopf.
    Da hilft es wenig, auf die gemeinsame gute Zeit (welche gute Zeit, Sir?) zu verweisen, als man noch Schulter an Schulter gegen Nazideutschland kämpfte. Sicher, ’39 sah es kurz so aus, als könne die abgewirtschaftete Freundschaft wieder erblühen. Der Araberaufstand warsozusagen implodiert, sechs Monate Generalstreik hatten die Urheber weit mehr gebeutelt als die Adressaten, und von irgendwas musste man ja leben, also gingen alle wieder an die Arbeit. Hitler überfiel Polen, die Rezession kroch durchs Land. Im Mai hatte Großbritannien die jüdische Immigration erneut per Weißbuch eingeschränkt (ein dürftig getarnter Versuch, die Sympathien der Araber zurückzugewinnen, die im Begriff standen, sich den Deutschen an den Hals zu werfen, jedenfalls war der Mufti von Jerusalem mit der Häufigkeit eines Schnupfens in Berliner Hinterzimmern anzutreffen), jedoch:
    »Wir werden das Weißbuch bekämpfen, als gäbe es keinen Krieg, und die britische Armee unterstützen, als gäbe es kein Weißbuch.«
    Ben Gurion, over and out.
    Anders gesagt, sind die Nazis erst überwunden, wird es automatisch einen Judenstaat geben, das ist so sicher, wie eins und eins zwei ergibt.
    Klappt aber nur, wenn hier alle

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