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ließ, für sein Omelett ordentlich Eier zerschlagen zu wollen.
Kurz: das Land erlösen.
Sterns Alleingänge hatten Irgun geschwächt, Begin musste erst die alte Schlagkraft wiederherstellen, daher die Zurückhaltung. Spätestens jedoch, als der deutsche Adler Anzeichen von Flügelerlahmung zeigte, war es mit der Solidarität vorbei.
Waffenstillstand?
Vergesst es.
Irguns Aktivisten wurden aktiv, plünderten britische Armeedepots, stahlen Waffen. Die Briten verfügten Durchsuchungen, stülpten Kibbuzim und Moschawim von rechts auf links, hässliche Szenen spielten sich ab. Ringsum stand die Welt in Flammen, am Jordan schienen alle nur Augen füreinander zu haben. Entkräftet stemmte sich die Wehrmacht gegen die Rote Armee, Hitler verlor seinen rumänischen Verbündeten, Churchill verjagte die Nazis aus Griechenland. Weiß Gott der Moment, zusammenzustehen, stattdessen erklärte Begin den Briten den Krieg, und Lechi versuchte, den britischen Hochkommissar zu ermorden.
Was misslang.
Hitlers Soldaten flohen aus Riga, rangen um Budapest, Churchill und Roosevelt erörterten Strategien, wie man dem immer noch gefährlichen Irren in Berlin das Handwerk legen könnte –
Juden verhandelten mit Himmler und Eichmann.
Zehntausend fabrikneue Lastwagen, zu liefern an Deutschland, gegen das Leben einer Million ungarischer Juden. Ein Akt der Verzweiflung, dem Lord Moyne, britischer Nahostminister und persönlicher Vertrauter Churchills, augenblicklich den Riegel vorschob.
Geschäfte mit Himmler?
Was denn noch, bitte schön?
Lechi bezichtigte Moyne daraufhin des Verrats am jüdischen Volk, erklärte ihn zum »Hauptverantwortlichen für das Schließen der Tore Palästinas vor jüdischen Flüchtlingen« und schwor, ihm das Lebenslicht auszublasen.
Was gelang. In Kairo.
Und Churchill?
Wandte sich ab.
Tilgte Palästina, Balfour-Deklaration, Zionismus, jüdische Heimstätte und dergleichen Termini aus seinem Sprachschatz.
Ende einer Freundschaft, die ohnehin keine mehr war.
Für Ben Gurion eine Katastrophe.
Die Unterstützung Churchills zu verlieren, bereitete ihm erhebliche Sorgen. In gewisser Weise stand seine Arbeitspartei ja ebenso im Visier der Revisionisten wie die Briten. Notgedrungen beschloss er, sich mit Begin zu arrangieren, um wenigstens einen jüdischen Bürgerkrieg abzuwenden. Er hasste den Irgun-Chef, doch solange es der Verständigung diente –
Diente es nicht.
In Deutschland fiel der einzige begrüßenswerte Schuss des Zweiten Weltkriegs. Die Waffe entglitt Hitlers Fingern, Irgun verwandelte den Südflügel des Jerusalemer King David Hotels in ein Gebirge aus Trümmern, darunter begraben etliche Vertreter der Mandatsregierung sowie der letzte Rest Vertrauen, der zwischen Juden und Empire noch bestanden hatte.
Ein Vierteljahrhundert der Ambitionen und Illusionen.
Verschüttet.
Der Hochkommissar stellte klar: kein Kontakt britischer Soldaten mehr zu Juden, keine Besuche jüdischer Restaurants, Bars und Geschäfte, keine Techtelmechtel mit jüdischen Mädchen (besonders hart). Vor den Stränden drängten sich Schiffe voll illegaler Einwanderer, Nacht für Nacht, von wegen Weißbuch. Eine Farce, und die Briten schauten weg, müde, zwischen den Fronten zerrieben zu werden, da sie nur noch den Machtkampf zwischen Arbeitspartei und Revisionisten ausbaden mussten.
Ben Gurion gibt sich keinen Illusionen hin.
Jetzt einem UN -Teilungsplan zuzustimmen hieße, nicht zu bekommen, was er sich erträumt hat: einen großen, schön geformten Staat,der Jerusalem einfasst, doch um Träume geht es gerade nicht mehr. Das Empire wird so sicher aus Palästina abziehen, wie die Araber dann geschlossen über die Juden herfallen werden. Ohne souveränen Staat keine reguläre Armee. Keine Möglichkeit, auf legalem Wege Waffen zur Verteidigung ins Land zu schaffen. Keine Chance für die Hunderttausenden Holocaust-Überlebenden in deutschen Flüchtlingscamps, einzureisen.
Er muss einer Teilung zustimmen.
Egal, wie sie aussieht.
Dann so schnell wie möglich die Souveränität ausrufen. Der Apfel schmeckt sauer, der Gedanke an die herbeigesehnte und endlich erlangte Unabhängigkeit versüßt ihn.
Und überhaupt –
Wenigstens ist es ein Apfel.
Das Ende der britischen Ära zeigt ein Jerusalem, das auf fatale Weise an 1917 erinnert.
Damals kollabierte das Osmanische Reich, und die Stadt versank im Chaos. Jetzt, während die Briten ihre Koffer packen, bricht dort wieder jede öffentliche Ordnung zusammen.
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