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Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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schiebt sie sich die Haare aus dem Gesicht und beugt sich nach vorne, die Augen zusammengekniffen, als würde sie uns für Erscheinungen halten. Sie trägt eine Atemmaske und atmet hechelnd und stoßweise. Am anderen Ende des Zimmers steht ein Mannmit dem Rücken zu uns. Er hat uns nicht reinkommen hören, doch das Mädchen verrät uns nicht. Der Raum ist sauber, hell und ganz leer, bis auf das Bett und eine Arbeitsfläche an der Wand.
    Das Mädchen rollt sich auf die Seite, umklammert ihren Bauch und grunzt.
    »Zähl die Abstände zwischen den Wehen«, sagt der Mann unbewegt, ohne sich auch nur umzudrehen.
    »Ich brauch was für die Schmerzen«, fleht sie und genau da machen wir kehrt. Ohne die Tür richtig zuzumachen, rasen wir den Flur wieder hinunter und purzeln am Fuß der Treppe fast übereinander.
    »Und?«, fragt Dorian.
    Silas blickt zu Boden. Er sieht aus, als würde er jeden Moment aus den Latschen kippen. Und das Mädchen kreischt weiter durch jede Wehe.
    Als wir schließlich Vanyas Zimmer betreten, blickt sie auf die Uhr auf dem Kamin. »Bei uns gibt’s keine Spätaufsteher«, sagt sie heiser. Maks sitzt in einem rosa Sessel. Er hat nur Augen für mich. Ich stelle mich aufrechter hin.
    »Wir haben uns verirrt«, sagt Silas.
    »Nun, jetzt seid ihr ja hier.« Vanya weist auf einen Tisch, auf dem sich das Essen türmt, wir setzen uns hin und greifen zu. Die Auswahl ist nicht so groß wie im Hain – kein Brot, kein Obst –, aber es gibt jede Menge synthetischer Gerichte und verschiedene Sorten gekochter Kartoffeln. Ich schiebe mir ein Häufchen von etwas in den Mund, das wie versengte Zweige und Baumrinde aussieht. Salzig und ziemlich knusprig.
    »Schmeckt’s?«, grinst Vanya. »Unser ganzer Stolz.«
    »Reines Eiweiß«, fügt Maks hinzu.
    »Erst sind nur ein paar durch die Küche gewuselt und jetzt haben wir Abertausende davon«, sagt Vanya. »Wir züchten sie in der Hütte ganz nahe bei eurer. Kakerlaken.« Prompt muss ich husten und bekomme fast einen Erstickungsanfall. Noch nie habe ich ein anderes Lebewesen gegessen. Eigentlich sollte ich mich ekeln, doch ganz unwillkürlich schiebe ich das Insekt in meinem Mund herum und versuche staunend, mir das lebendige Tier vorzustellen. Hat es acht Beine? Flügel?
    »Die haben überlebt?«, fragt Song. Er nimmt eine Kakerlake zwischen die Finger und kaut darauf herum.
    » Wir haben überlebt«, sagt Vanya. Sie sitzt am Kopf des Tischs und Maks am anderen Ende, direkt neben mir. Seinen Fuß hält er gegen meinen gedrückt und ich bin total verkrampft. »War’s bequem in der Hütte?«, fragt Vanya. Wir nicken. »Und als ihr euch verirrt habt, sind euch vermutlich ein, zwei Dinge aufgefallen.«
    »Nicht viel«, erklärt Silas. »Aber ich hoffe, wir können uns hier nützlich machen oder zumindest lernen, uns einzugliedern.«
    »Du wirst eine echte Bereicherung sein, kein Zweifel«, sagt Vanya und berührt Silas’ Gesicht. Als sie sich wieder zurücklehnt, steckt sie sich einen Finger in den Mund, als könne sie ihn schmecken.
    Silas steigt die Hitze ins Gesicht, aber er wehrt sich nicht gegen Vanyas Geflirte, genau wie er sich nie gegen Petras Launen und ihre Gewalttätigkeit gewehrt hat. Unterordnung ist etwas, das der Hain uns gelehrt hat.
    »Warum brauchst du das?« Vanya deutet auf mein Atemgerät. Jetzt bin ich die mit dem roten Gesicht. Obwohl ich nichts dafür kann, schäme ich mich für meinen hohen Sauerstoffbedarf. Ich blicke auf meinen Teller. »Silas und ich haben in der Kuppel gelebt und Setzlinge rausgeschmuggelt. Dort pumpen sie immer noch fünfunddreißig Prozent rein, deshalb dauert die Umgewöhnung bei uns halt etwas länger.«
    Vanya nippt an ihrem Wasser und beäugt mich argwöhnisch. Doch ich bin mindestens genauso misstrauisch. Wo sind die Bäume? Und warum erwähnt hier keiner das Mädchen, das genau in diesem Moment ein Kind gebiert? Ist das kein Grund zum Feiern? Ich hab das schreckliche Gefühl, dass sich hinter Sequoia mehr verbirgt, als Vanya uns sagen will. »Und bei welchem Sauerstoffanteil seid ihr jetzt?«, fragt sie.
    »Zwölf«, sagt Silas.
    Ich blicke auf meine Anzeige, die momentan auf vierzehn steht. »Zwölf«, sage ich.
    Vanya macht ein missbilligendes Geräusch. »Dreht runter auf zehn. Wenn ihr mehr braucht, nehmt die Oxyboxen. Habt ihr die gesehen?«
    »Wie funktioniert das?«, fragt Song.
    »Im Hain gab es so etwas nämlich nicht«, ergänzt Dorian.
    »Ich weiß genau, was ihr im Hain hattet und was nicht.« Vanya

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