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Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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wer draufgekommen.«
    Das kann ich nicht unterschreiben. Nur weil es bisher niemand geschafft hat, heißt das nicht, dass es auch in Zukunft unmöglich sein wird. Ich mag eine Niete in Nahkampf und Schießen sein, aber auf mein Hirn ist Verlass. Und deshalb wird mir etwas einfallen.
    »Du hast mir erzählt, dass die Armee seit dem Hain ziemlich dezimiert ist.« Ich setze mich neben ihn und konzentriere mich ganz auf ein eingeschlagenes Fenster im gegenüberliegenden Gebäude.
    Er schüttelt den Kopf. »Nicht genug, um die Kuppelverwundbar zu machen. Und außerdem ist Jude schon wieder am Rekrutieren.«
    Irgendwie hat es eine Gabel hier rausgeschafft. Ich hebe sie auf und schleudere sie über die Straße, wo sie durchs Loch in der Fensterscheibe verschwindet. Oscar lacht. »Spitzenwurf«, sagt er.
    Da regt sich irgendein Samenkörnchen in mir. Ich stehe auf und stütze mich aufs Geländer. »Wenn es stimmt, dass Jude so was wie ein Wendehals ist, dann müssen wir bei ihm ansetzen«, sage ich.
    Oscar zuckt die Schultern. »Der ist genauso eine Marionette wie ich.«
    »Aber er ist eine mächtige Marionette. Die vertrauen ihm immerhin ihre Armee an, oder?« Ich warte ab und sehe Oscar an. Die Lösung kommt… da kommt sie schon…
    Und da ist sie.
    Ich schnappe mir Oscars Hand und zerre ihn hoch. »Du hast gemeint…« Ich hole tief Luft. Ich habe Angst, die Idee könne wieder verschwinden, wenn ich sie nicht gleich in Worte fasse. »Du hast gemeint, Jude ist am Rekrutieren. Was wenn…« Könnte das klappen? Würde Quinns Vater da mitspielen? »Was, wenn er nur Seconds mit Sympathie für die Rebellen rekrutiert? Er könnte sie ausbilden und ihnen Waffen und Insiderinformationen verschaffen. Das könnte funktionieren, Oscar. Oder nicht?«
    Einen Augenblick lang denkt er nach, dann drückt er meine Hand, starrt mich an und beginnt zu lächeln. »Oh verdammt… das könnte klappen.«
    Gerade will ich ihn umarmen und ihm verraten, dass Quinn schon auf dem Weg ist und wir deshalb einfach nur abwarten müssen, als mir plötzlich ein nur allzu vertrautes Geräusch die Nackenhaare aufstellt. Der ganze Bahnhof vibriert, ein heftiges Donnern am Himmel wie bei einem schrecklichen Gewitter. »Du hast Zips gerufen.« Ich lasse seine Hand fallen und weiche zurück.
    Oscar schüttelt wie wild den Kopf. »Das hab ich nicht. Ehrenwort!« Auf einmal wirkt er völlig überfordert.
    »Zieh die Klamotten aus«, weise ich ihn an. Er begreift sofort, denn kaum steige ich aus meinen Kleidern, macht er es mir nach. Ich schnüre meine Stiefel auf. »Wir müssen kalt sein, damit die Thermosensoren uns nicht aufspüren.«
    »Ja ja. Aber zerschneid dir nicht die Füße«, warnt er mich. Ich löse die Schnürsenkel und rupfe mir die Hosenbeine über die Stiefel. In Unterwäsche hat er mich schon gesehen, doch das Schamgefühl bleibt. Ich schlucke meine Verlegenheit runter und konzentriere mich aufs Überleben.
    Draußen auf dem Balkon reibe ich mich mit einigen Handvoll Dreck ein, der noch gefroren in den Ecken klebt, und Oscar folgt meinem Beispiel. Keine Chance, nicht zu bemerken, wie muskulös sein Körper ist. Und wie gebräunt. Neben ihm wirkt meine Haut bleich und dürr. Zitternd reibt er sich mit Schnee ein.
    Und da kommt schon die Zip, schlängelt sich im Anflug zwischen den Gebäuden hindurch. Sie ist viel kleiner als die, die ich mit Alina und Maude gesehen habe, und sie fliegt tief. »Die kommt von Westen«,brüllt Oscar über den Motorenlärm. »Die Kuppel liegt östlich.« Das heißt, sie kommt aus der falschen Richtung.
    »Wer ist es dann?«, schreie ich. Könnten das Quinn und Alina sein? Sie hat schließlich schon einen Panzer gestohlen – warum nicht auch eine Zip? Aber wie sollte sie die fliegen?
    Wir hasten rein und wie ein Trottel halte ich mir schützend die Hände über den Kopf. Das Dröhnen der Propellerblätter wird schwächer, dann wieder stärker, als sie über uns ihre Kreise ziehen. »Die wissen, dass wir hier drinnen sind«, brülle ich.
    »Hier lang!« Wir haben keine Zeit, uns wieder anzuziehen, und so stopfen wir alles in Oscars Rucksack und hasten die Stufen hinunter. Es ist ohrenbetäubend laut hier. Die Zip landet auf der Straße, die wirbelnden Propeller verteilen Schutt in alle Richtungen. »Beeil dich!«, drängt Oscar. Ich folge ihm durch den Bahnhof, springe über menschliche Knochen und raus auf die Straße. Oscar steuert auf eine Turmuhr zu, die ihre Zeiger eingebüßt hat.
    Er rennt voraus, der Abstand

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