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Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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Mondschein untersucht. »Hab ihn«, sagt er und zuckelt zu einer winzigen Stahltür in der Mauer. Der Schlüssel klappert im Schloss und die Tür geht auf.
    Die zwei Männer atmen lange aus, bücken sich nach der Rolle und tapsen damit durch die Tür, einer im Rückwärtsgang,der zweite ihn vom anderen Ende her dirigierend.
    Sofort sind auch wir bei der Tür. Kurz geprüft, ob die Männer auch wirklich weitergegangen sind, und schon stehlen wir uns raus aus Sequoia.
    Ich schließe die Augen und hole tief Luft. »Schnell«, flüstert Silas.
    Die Männer sind uns bereits weit voraus, trampeln schwerfällig über den unebenen Boden, vorbei an all den Müllhaufen, die sich hier jenseits der Mauer außer Sichtweite angesammelt haben.
    Sie bleiben ein letztes Mal stehen und wir lassen uns hinter einem umgedrehten, fauligen Holztisch fallen. Silas knufft mich in die Seite. Ich hebe leicht den Kopf. Bei den Männern steht jetzt noch eine dritte Gestalt: ein magerer Kerl mit langem Bart und Atemmaske. »Nicht gerade tief, dein Loch«, beschwert sich einer der Träger.
    »Erst mal schauen«, murrt der Bärtige und haut mit einem Spatengriff gegen das Bündel. Die Männer lassen es zu Boden fallen und wickeln es aus.
    Ich recke mich noch höher, um besser zu sehen: Vor uns auf der Erde liegt ein Mann, leblos und steif. Sein Kopf ist angeschwollen, die Augen quellen hervor. Ich rutsche wieder hinter den Tisch und halte mir das Ventil zu.
    »Nicht Quinn«, flüstert Silas, was mich minimal aufheitert.
    »Der ist zu fett«, meint der Bärtige. Der Spaten fährt in die Erde, er erweitert das Loch. »Da drüben ist noch ein Spaten«, sagt er.
    »Mach du deinen Job, Crab, wir machen unseren.«
    Einen Moment ist es still, dann fragt einer der Männer: »Hunger?« Wir hören, wie etwas ausgepackt wird, dann Geschmatze. Ich muss würgen. Wie können die jemanden begraben und gleichzeitig ein Picknick veranstalten?
    Und genau da fällt mir die Beschaffenheit des Geländes auf. Im Schein des Mondes wird mir klar, dass es nicht von Natur aus so uneben ist, es ist so geworden durch all die Toten, die hier verscharrt liegen.
    Ich stoße Silas an. »Gräber ohne Ende «, flüstere ich.
    »Wen zum Teufel verbuddeln die hier?«, fragt er. Wir können einander nur anstarren, die Worte sind uns ausgegangen.
    »Da habt ihr’s«, sagt Crab. Wir spähen über den Tischrand und sehen Crab die Schaufel hinwerfen.
    Die zwei Leichenträger legen ihr restliches Essen beiseite und stehen auf. »Du nimmst das Ende da«, weist der eine an.
    »Warum soll ich den Schädel anfassen?«, kläfft sein Kollege.
    »Der wird dich schon nicht beißen.«
    »Dann nimm du doch den Kopf.« Dumm gelaufen für den Ersten, jetzt müssen sie Enden tauschen.
    »Eins, zwei, drei.« Damit packen sie den Toten bei den Armen und Beinen, schwingen den Körper hin und her und schleudern ihn in die Grube, wo er krachend aufschlägt.
    Crab zwirbelt sich den Bart. »Auffüllen auch?«, fragt er mit einem Nicken Richtung Grab.
    »Na, alles vollstinken soll er nicht.«
    »Macht nur nicht groß Sinn, wenn dauernd ’ne neue Lieferung kommt.« Crab hebt seinen Spaten auf und steckt ihn in die aufgehäufte Erde.
    »Wohl kaum deine Aufgabe, hier Buch zu führen, Crab«, sagt einer der Männer. Dann machen sie sich auf den Rückweg.
    »Wir hätten schon vor Ewigkeiten aus Sequoia weg sollen«, flüstert Silas.
    »Mit dem Hintereingang haben wir einen Fluchtweg. Von dem wussten wir bisher nichts.«
    Silas reibt sich mit beiden Händen über den Kopf. Die beiden Männer sind bereits außer Sichtweite. Wenn wir sie noch einholen und vor ihnen durch die Tür wollen, müssen wir Dampf machen.
    Hastig schlängeln wir uns durch den Müll, um die Männer unbemerkt zu überholen. Aber in der Dunkelheit ist alles schwer zu erkennen und wir sind so schnell, dass ich mehrmals stolpere und mit den Schuhen lautstark gegen alte Metallrohre rumple. Schließlich kommt die Mauer in Sicht, die Tür steht sperrangelweit offen und ist keine fünfzehn Meter entfernt, doch es ist zu spät. Die Männer kommen aus dem Gestrüpp geschlendert und sind innerhalb von Sekunden durch die Tür, die hinter ihnen ins Schloss fällt. Wir sprinten hin und packen die Klinke. »Abgeschlossen. Wir müssen über die Mauer klettern.«
    »Wohl kaum möglich«, sagt Silas und ich will gerade etwas erwidern, als es einen Schlag tut und er am Boden zusammenbricht.
    Ich schreie und ducke mich gerade noch rechtzeitigzur Seite, als der

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