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Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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mich.
    »Glaubst du, dass es Maude gut geht?«, fragt sie.
    Offen gestanden habe ich seit unserer Rückkehr kaum an Maude gedacht, obwohl wir dank ihrer überhaupt wieder hier sind: Maude war Petras Pfand dafür, dass wir den Widerstand nicht verraten.
    »Ich bin sicher, dass es ihr gut geht. Wahrscheinlich hängt sie an irgendeinem Solar-Atemgerät und schwingt ’ne Machete«, versuche ich zu scherzen.
    Ich lege meinen Arm um Beas Schulter, küsse sie auf die Wange, drehe ihr Gesicht zu mir und küsse sie noch mal auf den Mund. Wahnsinn, es wird wirklich nie langweilig, Bea zu küssen! Wenn wir uns küssen, ist es nicht etwa so, dass ich alles um mich herum vergesse, wie’s mir bei den anderen Mädels immer gegangen ist. Mit Bea wird mir nicht schwindelig. Wenn ich Bea küsse, ist mir alles gleichzeitig präsent – dann habe ich das Gefühl, als würde mein gesamtes Leben in diesem Kuss stecken. Als sei alles, was ich je erlebt habe, in ihrem Mund versammelt. Jetzt lehnt sie ihren Kopf an meine Schulter und seufzt.
    »Hoffentlich geben sie ihr zu essen. Weißt du, sie ist wirklich kein schlechter Mensch.«
    »Und da auch Petra kein wirklich schlechter Mensch ist, wird es Maude Blue gut gehen, da bin ich mir ganz sicher.«
    »Vielleicht sollte ich besser nach Hause gehen. Mom und Dad waren noch bei der Arbeit, als ich aufgebrochen bin, und ich habe mein Pad nicht bei mir. Ich muss mich von ihnen verabschieden. Lass es uns in ein paar Stunden noch einmal versuchen. Oder morgen«, sagt sie.
    Normalerweise habe ich null Gespür für das, was um mich herum passiert. Ich kriege rein gar nichts mit. Und wenn mir mein Bauch doch mal was mitteilt, dann liegt er meistens falsch und bringt mich in irre Schwierigkeiten. Aber jetzt spüre ich es am ganzen Körper. Spüre es richtiggehend als körperlichen Schmerz. Völlig klar: Bea darf unter keinen Umständen nach Hause.
    »Geht nicht, dort bist du nicht mehr sicher«, sage ich.
    »Das wissen wir doch gar nicht. Vielleicht sind wir einfach nur paranoid.«
    »Du hast Cain Knavery nicht gehört. Der will den Kopf von jemandem auf’m Silbertablett serviert bekommen.«
    Aber Bea glaubt mir einfach nicht. »Ach was, eine letzte Nacht zu Hause – was soll daran gefährlich sein?« Sie geht zum Aufzug, drückt den Knopf nach unten, und kaum haben sich die Türen geöffnet, zwängt sie sich in die Kabine. »Kommst du?«
    »Wartet!«, ertönt da plötzlich eine Stimme.
    Mit einem Satz ist Bea wieder aus dem Fahrstuhl und ich bin auf den Beinen. Schnell stelle ich mich vor Alinas Tür, in der Erwartung, dass sie sich jeden Moment öffnet. Doch sie bleibt geschlossen.
    »Psst! Hierher!«, zischt die Stimme. Und erst da sehen wir, dass die Nachbartür einen Spalt offen steht und uns ein Augenpaar anstarrt. »Wen sucht ihr?«
    »Alinas Tante und Onkel«, flüstert Bea.
    »Die Moons. Können Sie uns sagen, wo wir die finden?«, frage ich.
    An der Nachbartür erklingt ein Piepton, dann ein Summen, und als sich die Tür schließlich ganz öffnet, sehen wir einen alten Mann in seinem Flur stehen.
    »Ich tippe mal, ihr seid auf der Flucht vor dem Ministerium. Na los, kommt rein, schnell.«
    Old Watson, der genauso gut ein totaler Spinner, ein kranker Irrer sein könnte, erklärt sich bereit, Bea beisich zu verstecken, bis wir uns eine Fluchtmöglichkeit überlegt haben. Natürlich ist mir total unwohl bei dem Gedanken, sie hier zurückzulassen, aber wir haben schlicht keine andere Wahl. Und außerdem beherbergt Old Watson so viele Pflanzen in seinem Wohnzimmer, dass man zumindest davon ausgehen kann, dass er Bea nicht ans Ministerium ausliefert.
    »Und was ist mit dir?«, fragt er mich. »Dich haben sie doch sicher auch im Visier.«
    »Keine Sorge, ich hab einen anderen Plan. Mir passiert nichts.«
    Doch das beruhigt Bea natürlich kein Stück.
    »Bitte, Quinn, bleib hier«, fleht sie.
    Der alte Mann wendet sich diskret ab und schlurft in die andere Ecke des Raumes. Bea hat recht: Eigentlich macht es absolut keinen Sinn, dass ich nach Hause zurückkehre. Wenn sie beschlossen haben, Bea zu verhaften, dann ist meine Verhaftung nur noch eine Frage der Zeit. Der Präsident will Antworten, und wer weiß, ob mein Vater sich tatsächlich für mich einsetzt, wenn es hart auf hart kommt.
    »Bea, mir ist klar geworden, dass es nicht reicht, wenn wir nur unsere eigene Haut retten. Ich finde, wir müssen einen Weg finden, die Leute aufmerksam zu machen auf das, was hier abgeht. Wir müssen ihnen die

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